Den letzten beißen die Dämonen
sie ... ich schätze, es ist nicht einfach für mich, das nicht persönlich zu nehmen.«
»Also gut, ich will, dass du mir genau zuhörst«, sage ich in strengem Ton, »denn ich will das nicht zweimal sagen müssen. Du bist ein gutes Mädchen, Spynne, und ich kann dich schon seit dem ersten Tag, an dem wir uns im Lager begegnet sind, gut leiden. Du bist härter als drei andere Soldaten auf einmal, vielleicht abgesehen von Nunzio und mir, und ich würde mir nicht die geringsten Sorgen machen, solange du mir den Rücken deckst. Du bist gewitzt, hast ein gewaltiges Potenzial und eine große Zukunft, welcher Aufgabe du dich auch widmen willst. Aber Pookie ist bereits ein Profi. Sie hat ihre Entscheidung schon vor langer Zeit getroffen und eine umfassende Entwicklung hinter sich. Dazu kommt, dass sie, nach allem, was ich über Perfekter wie sie und Aahz weiß, vermutlich schon länger professionell arbeitet als du am Leben bist. Sie ist gut in ihrem Job, und wir können uns glücklich schätzen, sie bei dieser Sache dabei zu haben. Lass dich nicht durch meinen Respekt für ihre Professionalität von dem Wissen um die Zuneigung und die Bewunderung abbringen, die ich für dich empfinde. Statt zu schmollen und dich schlecht zu fühlen, solltest du den Vorzug nutzen, sie in Aktion zu erleben, und sie aufmerksam beobachten. Vielleicht kannst du ein paar Dinge von ihr lernen, so wie ich hoffe, selbst ebenfalls noch etwas von ihr lernen zu können.«
An diesem Punkt tritt Spynne grunzend den Rückzug an. Ich bin nicht imstande, mit letzter Sicherheit festzustellen, ob es daran liegt, dass sie über meine Worte nachdenken will, oder ob sie einfach schmollt, was wiederum zumindest zu einem Teil daran liegt, dass Pookie zurückgekehrt ist und ich mich habe ablenken lassen, weil ich ihr beim Näherkommen zugesehen habe.
Wie im Palast versprochen, hat Pookie ihre Erscheinung durch einen Tarnzauber verändert, um die hiesige Bevölkerung nicht zu erschrecken, deren Angehörige größtenteils nicht daran gewöhnt sind, einen Dämon über ihre Straßen schlendern zu sehen. Zu diesem Zweck hat sie ihre grünen Schuppen, die gelben Augen und die spitzen Ohren unter Haut und Haaren verborgen, wie sie jene von uns zu tragen pflegen, die üblicherweise in dieser Dimension leben. Damit ist allerdings auch schon die Grenze ihrer Tarnung erreicht.
Nicht verändert hat sie hingegen die Tatsache, dass sie ein bemerkenswert femininer Typ ist. Ich hatte darüber nachgedacht, ihr vorzuschlagen, sie möge sich eine weniger auffällige und etwas gebieterischere, mit einem Wort maskulinere Erscheinung zulegen, doch bei näherer Betrachtung kam ich zu dem Schluss, dass eine Geschlechterdebatte meiner guten Gesundheit womöglich eher abträglich gewesen wäre.
Desweiteren hat sie ihre derzeitige Erscheinung in ihre übliche Arbeitskleidung gewandet, also eine Art hautengen Lederoverall mit allerlei Riemchen und Schnallen und einer Vielzahl von Öffnungen und Taschen, in denen sie ihr Arsenal verstauen kann. Nicht allein, dass diese Kleidung wenig dazu beiträgt, die bereits erwähnte Weiblichkeit zu verschleiern, sie legt auch beredte Kunde davon ab, dass Pookie nicht aus dieser Gegend stammen kann.
Zu guter Letzt hat der Tarnzauber auch keinen Einfluss auf ihre Art, sich zu bewegen. Sollte Letzteres bei euch auf Unverständnis stoßen, so habt ihr wohl noch nie einen Beruf ausgeübt und wart nie in einer Situation, in der euer Überleben davon abhängt, das Gewaltpotenzial jener, die euch entgegenkommen, so akkurat wie nur möglich einzuschätzen, bevor es tatsächlich zur Sache geht. Für die meisten Leute besteht ›Bewegen‹ nur daraus, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Auf diese Weise schaffen sie es, sich von einem Ort zum anderen zu schleppen, ohne dabei umzufallen, aber das ist auch schon alles. Trainierte Athleten und jene, die, wie ich beispielsweise, ihre Muskulatur über die alltäglichen Notwendigkeiten hinaus entwickelt haben, sind geschmeidiger, bewegen sich ausgewogener und haben doch noch einen gewichtigen Schritt. Pookie ist jedoch eines jener seltenen Exemplare, die weniger gehen denn gleiten. Nicht nur, dass sie stets die Balance wahrt, nein, ihre Gesten, ihre Bewegungen fließen ineinander über wie bei einem Tanz, dessen Musik nur sie allein wahrnimmt. Wenn euch jemals jemand begegnet, der sich auf diese Weise bewegt, dann rate ich euch dringend, euch auf keinen Fall auf eine möglicherweise aggressionsgeladene
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