Den letzten beißen die Dämonen
guter Fang ist... und ich denke dabei nicht an die möglichen Parallelen zu Großwildtrophäen. Sicher, sie ist so groß, dass es schon einschüchternd wirkt, besonders, wenn man ihren Geschmack in Bezug auf Kleider und Schmuck bedenkt, der sämtliche Extremwerte von laut und schrill abdeckt. Trotzdem bleibt es eine Tatsache, dass das Weiteste an ihr das Herz ist, im übertragenen Sinne selbstverständlich. Unter ihrem grellen, aufdringlichen Äußeren ist Massha vielleicht die netteste, liebenswerteste Seele, die ich je kennen zu lernen das Privileg genossen habe. General Badaxe hätte es bei der Auswahl seiner Partnerin für das Leben weit schlechter treffen können.
»Danke, Guido«, sagt sie ein wenig aufgewühlt. »Ich kann immer noch kaum glauben, dass das wirklich passiert. Ich habe nie geglaubt ... ich meine, so, wie ich aussehe ...«
Sie bricht ab und schnäuzt sich lautstark die Nase, ein Anblick, dessen Beschreibung ich euch besser erspare, schließlich bin ich nicht nur von mitfühlendem Gemüt, sondern nenne außerdem einen schwachen Magen mein Eigen.
»Wie kommt es, dass du jetzt plötzlich heiraten willst?«, frage ich in dem Bemühen, ihre Stimmung zu heben. »Und was machen die Vorbereitungen für das prunkvolle Fest?«
»Der reine Wahnsinn«, sagt sie, während sie ihre Haltung wieder aufbaut. »Aber immerhin geht es voran, wenn auch ziemlich holprig. Die Königin war dabei eine große Hilfe.«
»Die Königin? Du meinst Königin Schierlingsfleck?«
Plötzlich fügen sich ein paar Teilchen zusammen. Massha ist nicht nur eine Angehörige der Chaos GmbH, sie ist auch Skeeves Lehrling ... und Königin Schierlingsfleck hat eigene Pläne für den Boss. Natürlich wird sie unter diesen Umständen keine Kosten scheuen, um diese Hochzeit zu unterstützen.
»Genau die. Sie war wirklich lieb. Um ehrlich zu sein, ich glaube, sie hofft, unsere kleine Zeremonie als Generalprobe für ihre eigene Hochzeit nutzen zu können.«
»Der Gedanke ist mir auch gerade gekommen«, sage ich. »Wie denkst du darüber, Massha?«
»Offen gestanden habe ich ernste Zweifel an der ganzen Sache«, sagt sie. »Ich meine, eine Hochzeit scheint genau das Richtige für Hugh und mich zu sein. Das ist etwas, was wir beide wollen, also wird es stattfinden, was immer wir auch dafür tun müssen. Aber ich glaube, der einzige Grund für Skeeve, auch nur darüber nachzudenken, Königin Schierlingsfleck zu heiraten, ist, dass er glaubt, er könne nicht anders. In meinen Augen ist das eine lausige Basis für eine Ehe.«
Manche Frauen schalten irgendwie den Verstand ab, wenn es um Hochzeiten geht, besonders, wenn sie selbst mitten in den Vorbereitungen zu ihrer eigenen stehen. Sie scheinen zu glauben, eine Hochzeit wäre für jedermann auf der ganzen Welt das einzig Richtige. Ich bin froh, dass Massha nicht zu dieser Sorte gehört.
»Klingt ziemlich logisch«, sage ich. »Aber ich sollte langsam gehen. Du hast noch viel zu tun, und ich habe mich immer noch nicht bei Nunzio blicken lassen. Noch mal danke, dass du mich geheilt hast.«
Wenn es auch ein gutes Gefühl war, zurückzukehren und die verschiedenen Mitglieder des Teams wieder zu sehen, muss ich doch zugeben, dass es eine besondere Erleichterung darstellt, mich endlich allein mit Nunzio zusammensetzen zu können. Da er mein Vetter ist, kennen wir einander schon seit einer Zeit, lange bevor Don Bruce uns dem Boss zugeteilt hat, sogar bevor wir uns überhaupt dem Mob angeschlossen haben. Wenn es irgendjemanden gibt, mit dem ich offen sprechen kann, ohne mir vorher jedes einzelne Wort genau zu überlegen, dann ist das Nunzio. Hinzu kommt, dass wir einander gut genug kennen, um genau zu wissen, wann wir peinliche Fragen stellen können und wann wir uns besser in taktvollem Schweigen ergehen.
Typisches Beispiel: Als ich sein Zimmer betrete, zieht er eine Braue hoch, betrachtet meinen Arm in der Schlinge und sagt: »Harter Gegner?«, worauf ich antworte: »Nichts, womit wir nicht zurechtgekommen wären.« Darüber hinaus hat er keine Details von mir verlangt. So ist das zwischen uns. Einer von uns zeigt dem anderen seine Neugier, und wenn der andere nicht von sich aus darauf eingeht, lässt er das Thema einfach fallen.
Ich habe ihm einen groben Bericht unserer Mission geliefert, und er hat mich über die neuesten Ereignisse und Gerüchte im Palast unterrichtet.
»Wie hält sich der Boss bei dieser Sache?«, frage ich.
Statt zu antworten, reibt sich Nunzio das Kinn, wie er es immer
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