Den letzten beissen die WerWölfe
verabschiedete sich:
»Mehr gibt es im Augenblick von mir nicht. Wie ich hörte, ist auf das Haus des Opfers auch noch ein Brandanschlag verübt worden.«
»Das ist richtig«, bestätigte Zimmermann, der aber keine große Lust verspürte, ein längeres Gespräch über dieses Thema zu führen.
Dr. Weixler beendete das Gespräch:
»Die Welt ist schlecht. Wie heißt es bei dieser österreichischen Band? Das Böse ist immer und überall.«
Dann legte er auf. Gottfried Zimmermann warf die Kaffeemaschine an, da er die entführte Kanne wieder mitgebracht hatte.
***
10.25 Uhr
Das Telefon klingelte erneut, während die Kaffeemaschine ein Blubbern wie ein kurz vor dem Ausbruch stehender Eifelvulkan von sich gab:
»Damm-Spusi«, meldete sich der Aachener Kollege in Monschau. »Wir haben da einige interessante Neuigkeiten …«
Weiter kam er nicht, da Gottfried Zimmermann ihn unterbrach:
»Also, wenn ich mir die Schussverletzungen noch einmal vor meinem geistigen Auge aufrufe, dann würde ich sagen, dass alle drei Verletzungen tödlich waren. Nach den Wunden würde ich auf eine eher schwächere Pistole aus Luftwaffenbeständen tippen, zum Beispiel eine Sauer 38H.«
»Der Weixler quatscht zu viel«, sage Cornelius Damm nur und hängte auf.
Die Kaffeemaschine gab keinen Mucks mehr von sich – der Kaffee war fertig. Der Geschmack erinnerte tatsächlich eher an Lava …
***
10.30 Uhr
Elli Breuer schaute unentwegt auf die Uhr und starrte ungläubig in die Richtung, in der sich Nusseleins Büro befand. Aber es hörte sich tatsächlich so an, als ob dieser unzweifelhaft seit fast einer Stunde arbeiten würde.
»Unglaublich«, murmelte sie, »der sucht doch sonst immer einen Grund, um sich zu verpissen.«
Kurz überlegte sie, ob sie diese Tat mit einer Tasse Kaffe und einem Stück Rollkuchen belohnen sollte, verwarf diesen Gedanken dann aber wieder.
Nusselein arbeitete unstreitig an einem Artikel für die nächste Ausgabe des »Hammers«. Das Thema hatte Kufka vorgegeben:
»Sinkende Schülerzahlen in Monschau, klemm dich da mal dahinter.«
Da Nusselein während anstrengender Ermittlungsarbeiten – die Formulierung stammte übrigens von ihm selbst – keine Lust auf eigene Ergüsse verspürte, hatte er einfach bei Google den Suchbegriff »Sinkende Zahlen« eingegeben. Er wurde im Archiv der Süddeutschen Zeitung fündig. Allerdings handelte der Artikel über sinkende Zahlen im Übernachtungsgewerbe, doch mit geschickten »Ersetzen durch«-Eingaben änderte der rührige Journalist das geklaute geistige Eigentum in seine Richtung. Es las sich dann so:
Monschaus Schülerzahlen gehen dramatisch zurück
Monschau.- Leere Schulen: Kalterherberger und Araber bleiben aus, viele Schüler steigen billiger ab, Privatschulen reagieren mit Rabatten. Die Wirtschaftskrise, das schlechte Wetter und die Schweinegrippe bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die Monschauer Schulen. Hinter den Kulissen klagen die Schulleiter bereits über rückläufige Belegungszahlen. Auch wenn offiziell kaum jemand dazu stehen will: Die Rede ist von Einbußen von bis zu 30 Prozent und mehr. Nun versucht das Schul-Management, mit speziellen Gruppenangeboten die Einbrüche an den Monschauer Schulen zu puffern.
Am Nachmittag würde Alex Kufka dieses Werk seines eingeschränkten Leistungsträgers kopfschüttelnd lesen und – in den Papierkorb werfen:
»Was hat denn die Schweinegrippe damit zu tun?«
Doch da würde Nusselein schon lange nicht mehr in der Redaktion sein.
***
11.15 Uhr
Da die bisherigen Ermittlungsergebnisse noch recht dürftig waren, hatte Paul Kemen, Polizei-Sprecher in Aachen, auf eine Pressekonferenz verzichtet. In den Redaktionen trudelte lediglich eine Mail ein:
»Mord in Roetgen. Den Ergebnissen der Obduktion zufolge starb der Roetgener Rentner Fritz R. (92) am frühen Dienstagmorgen durch drei Schussverletzungen, von denen jede einzelne tödlich gewesen wäre. In der Nacht zum Mittwoch wurde auf das Haus des Opfers ein Brandanschlag verübt. Von einem Zusammenhang zwischen den beiden Taten muss ausgegangen werden.
›Ein eiskalt geplanter Mord‹ – davon sind Staatsanwalt Laurent Kuckelkorn und der Chef der Monschauer ›Soko Zahlensalat‹, Kriminalkommissar Gottfried Zimmermann, überzeugt. Aus ermittlungstaktischen Gründen können weitere Einzelheiten nicht bekannt gegeben werden.«
Auch Gottfried Zimmermann erhielt dieses Schreiben. Er schüttelte nur den Kopf:
»Soko Zahlensalat! Das sollte doch nur ein Spaß
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