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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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essen?«, wollte Nusselein wissen.
    »Nein, natürlich nicht, wir reden in meinem Wagen. Der hat Standheizung. Ich bringe dir zwei Frikadellen aus dem Krug mit.«
    »Aber bitte mit zwei Tütchen Mayonnaise und kein Antiseptikum.«
    »Idiot!«
    »So ist es!«
    Nusselein verließ unter den freundlichsten Worten, gespickt mit Abschiedsschmerz, seine Sekretärin und die Redaktion. Schnell schloss er die Tür hinter sich und konnte daher die Worte, aus dem tiefsten Herzen gesprochen, nicht mehr wahrnehmen:
    »Faule Sau, sechs Zeilen nennt der eine Kritik, immerhin haben die eine Anzeige für den Schinken geschaltet.«
    Da der Journalist seinen Mazda nach dem Motto »Ein Knöllchen und die Bürgermeisterin stürzt« auf dem Bürgersteig vor der Redaktion geparkt hatte, verließ er Sekunden später Monschau in Richtung Höfen. Dort musste er noch zehn Minuten warten, ehe er den blauen Ford der Monschauer Kripo kommen sah. Nusselein stieg aus seinem Wagen und setzte sich auf den Beifahrersitz des Fords:
    »Und wo sind die Frikadellen, bitteschön?«
    Wortlos schob ihm Zimmermann zwei in Alupapier gewickelte Hackfleisch-Klopse zu, die Nusselein großzügig mit Mayonnaise einrieb.
    »Zur Sache«, begann der Kommissar und öffnete sein Moleskine-Notizbuch. »Was haben wir bisher? Erst meine Sachen, da du ja noch kleckerst. Und versaue nicht die Sitze, die sind Staatseigentum.«
    Nusselein schmatzte nur, während der Kommissar fortfuhr:
    »Also: Mord im Morgengrauen, vor der Haustür zwischen
5 und 7 Uhr, Opfer: der kinderlose Witwer Fritz Rumbach, Jahrgang 1918, somit 92 Jahre alt, drei Schüsse, jeder einzelne wäre tödlich gewesen, Tatwaffe ›Sauer 38H‹, hatten nur die Panzertruppen und die Luftwaffe, nach dem Krieg nicht mehr gebaut, damals aber noch rund 250.000 Stück im Umlauf, auch bei Kriminellen und Banden.«
    Nusselein schmatzte erneut.
    »Am Haus Zahlen, von denen vermutet wird, dass sie für Adolf Hitler und Heil Hitler stehen könnten. Unsere politische Abteilung meint, dass die Spuren, wenn es denn Spuren sind, in vier Richtungen gehen: Skinheads, sogenannte Kameradschaften, unorganisierte neue Rechte, Rechts-Parteien.
    Nusselein schmatzte nur und Zimmermann fuhr fort, während er sich Notizen hinter den Zahlen machte:
    »Einen Tag später dann die eindeutige Brandstiftung, vielleicht suchten die Täter Unterlagen und ein Fotoalbum, habe ich aber schon einen Tag vorher an mich genommen, liegt in meinem Schreibtisch, muss ich auswerten.«
    Nusselein schmatzte anerkennend weiter, während er sein Festmahl beendete, aus dem Alupapier eine Kugel formte und diese aus dem Wagen auf den Parkplatz warf.
    »Umweltferkel«, schimpfte Zimmermann, »und jetzt zu dir.«
    Nusselein leckte sich genüsslich die Finger ab, ehe er begann:
    »Ich habe bisher rausgefunden: Der Rumbach war der erste Roetgener Bürgermeister nach dem Krieg und …«
    Zimmermann pfiff anerkennend, während Nusselein fortfuhr:
    »… und wurde 1944 von den Amis eingesetzt. Als die Tommies dann 1945 kamen, haben die den aber sofort wieder abgesetzt.«
    »Warum? Schweinereien?«, hakte der Kommissar nach.
    »Überhaupt nicht«, betonte Nusselein, »die Engländer hatten nur ein anderes Kommunalsystem. Statt nur eines Bürgermeisters für Groß-Roetgen sah es für alle Ortsteile einen eigenen Bürgermeister vor.«
    »Ach so«, nickte Zimmermann enttäuscht.
    »Der Rumbach ist dann nie wieder politisch in Erscheinung getreten. Im ›JWD‹ erzählte mir einer, seine Mutter hätte gesagt, der hätte vor irgendetwas Angst gehabt. Im Rathaus geht das Gerücht rum, dass Rumbach auf einer Todesliste der Werwölfe stand. Nach dem Krieg hatte der dann wohl kleine Lebensmittelläden in Roetgen und Rott – Kolonialwarenläden nannte das mein Informant. Das war’s von mir.«
    Zimmermann nickte anerkennend:
    »Interessant. Die Bürgermeistersache, das Werwölfe-Gerücht, das würde zu den möglichen Nazi-Schmierereien passen.«
    Nusselein war skeptisch:
    »Das käme aber recht spät. Deine Werwölfe sind, wenn sie überhaupt noch leben, heute doch eher räudige, zahnlose Kläffer im Rollstuhl.«
    »Und die verrückten Enkel der Wölfe?«, warf der Kommissar ein.
    »Weit hergeholt«, schüttelte Nusselein den Kopf, »aber im Augenblick wohl unsere einzige Spur.«
    »Gut«, fasste Zimmermann zusammen. »Du recherchierst weiter in Roetgen in der Werwolf-Sache, ich forsche mal die politischen Gruppierungen aus. Es ist ja die Frage, ob es die in der Eifel überhaupt

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