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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Geschichte«. Lange blätterte er in den Unterlagen, wurde dann aber fündig:
    »Hier ist der Artikel, den ich suche. Ich wusste, dass es da mal eine Veröffentlichung gegeben hat. Ist aus dem ›Jahrbuch des Monschauer Landes‹. Sehr interessant.«
    Mertens überflog den Artikel und fasste zusammen:
    »Also: Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 12. September wurde Fritz Rumbach am 4. Oktober 1944 von einem Jeep der Amerikaner abgeholt und zur Kommandantur gebracht. Recherchen der Amerikaner hatten vorher ergeben, dass Rumbach nichts mit den Nazis zu tun gehabt hat. Ein Oberst Billings ernannte ihn dann zum Amtsbürgermeister von Roetgen. Mit 26 Jahren!«
    »Das Alter war den Amis wohl egal. Hauptsache kein Nazi, haben die sich wohl gesagt«, unterbrach Nusselein und dachte:
    »Die haben bestimmt damals auch Schleiden zerstört.«
    Mertens blätterte weiter in den Unterlagen:
    »Hier ist nun eine große Abhandlung über die Arbeiten und Leistungen, kopiere ich, muss ich jetzt nicht alles vorlesen. Rumbach war nur neun Monate Bürgermeister, da nach dem Abzug der Amerikaner im Mai 1945 das britische Militär folgte und ihn einfach absetzte. Das hatte nichts mit seiner Person zu tun. Die Engländer übertrugen nur ihr kommunales System und danach gab es dann für die Ortsteile Roetgen, Rott, Mulartshütte und damals noch Zweifall jeweils einen souveränen Gemeinderat mit einem eigenen Bürgermeister. Soviel ich weiß, hat Rumbach später nie wieder etwas mit Politik zu tun gehabt. Vielleicht auch aus Angst. Mir hat vorhin einer in der Kantine erzählt, dass der Fritz Rumbach auf einer Todesliste der Nazis, also der Werwölfe, gestanden haben soll. Aber darüber steht hier nichts. Da gibt es wohl auch keine Literatur drüber. Man erzählte mir, dass alte Roetgener, die die Zeit miterlebt haben, heute noch von der Todesliste sprechen.«
    Heinz Mertens verließ kurz den Raum und kam dann mit mehreren Kopien zurück:
    »Hier, da steht alles über Fritz Rumbach und seine Zeit als Bürgermeister.«
    Nusselein bedankte sich und fuhr nach Monschau zurück. Unterwegs redete er vor sich hin:
    »Amis in Roetgen, Amis in Roetgen.«
    Dann schwieg er lange und kramte aus dem hintersten Winkel seines Hirns ein Gedicht aus seiner vorpubertären Zeit:
    »Ei verdammi, sprach der Ami, als er seinen Sack besah, fünf Pfund Wolle an der Knolle, reiche Ernte dieses Jahr.«
    Nusselein war am Tiefpunkt des Niveaus angekommen, aber noch nicht in Monschau.
    ***
    10.20 Uhr
    Gottfried Zimmermann war alleine in den Räumen des Polizeibezirksdienstes am Monschauer Laufenbach, der sich lärmend Richtung Mündung in die Rur stürzte. In der Stadt waren an diesem kalten Februartag nur wenige Touristen unterwegs.
    Der Kommissar machte allerdings den Fehler, wenige Sekunden am offenen Fenster zu verweilen. Sofort schrie ein südländisch aussehender Urlauber, der auf sein Spanisch offenbar nicht setzen wollte, dem Kommissar zu:
    »Señor! Where is the Christmasmarket?«
    »In Rothenburg ob der Tauber!«, brüllte der Kommissar, der mit seinen Eltern vor dreißig Jahren einmal den ganzjährigen Markt bei gefühlten 35 Grad im Hochsommer besuchen musste.
    Dem Spanier kam das Spanisch vor …
    Schnell schloss der Kripomann das Fenster und konnte nun erst hören, dass das Telefon klingelte. Dr. Reinhard Weixler, Rechtsmediziner in Aachen, rief an:
    »De’ Dokter«, meldete sich der gemütliche Mediziner, »also wir haben unseren Job gemacht. Drei Einschüsse, jeder einzelne wäre tödlich gewesen. Ich bin zwar nicht Quincy, aber ich glaube, da waren irgendwie Waffennostalgiker am Werk. Das Opfer ist, wie gesagt, von drei Kugeln getroffen worden, eine im Kopf, eine steckte im Bauchbereich und eine mitten im Herz. Emotionslos, drei tödliche Schüsse. Ich habe die Kugeln ins Labor geschickt und die fanden was Interessantes raus: Die Tatwaffe ist wohl eine Sauer 38H …«
    »War das nicht eine Wehrmachtspistole?«, hakte Zimmermann nach.
    »Nicht ganz«, fuhr Dr. Weixler fort. »Nur die Panzertruppen und die Luftwaffe bekamen diese relativ kleine Pistole, die nach dem Krieg nicht mehr hergestellt wurde. Da waren aber immerhin schon rund 250.000 Stück im Umlauf. In der Nachkriegszeit tauchte die Waffe oft bei Verbrechen auf, auch Banden hatten die Pistole, deren Munition eigentlich, so behaupten wenigstens unsere Waffenexperten, sehr schwach war. Aber immer noch tödlich.«
    »Wie wir in Roetgen feststellen konnten«, nickte Zimmermann.
    Dr. Weixler

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