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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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gibt.«
    »Auch die Eifel ist keine heile Welt mehr«, erwiderte Nusselein. Beide winkten sich kurz zu und fuhren nach Monschau zurück.
    Wenig später hob ein rotbesockter Wanderer angeekelt das Alupapier auf, roch kurz daran und verstaute das Corpus Delicti in der Tüte einer großen Drogeriekette:
    »Das war eindeutig ein Dienstfahrzeug. Daraus mache ich einen Riesenskandal. Wozu haben wir denn die freie Presse?«
    ***
    15.05 Uhr
    Gottfried Zimmermann saß an seinem Schreibtisch und öffnete das Fotoalbum, das er im Haus des Mordopfers gefunden hatte. Auf der ersten Seite klebte das Foto eines Brautpaares, das von einer riesigen Hochzeitsgesellschaft umstellt wurde. Darüber ein Spruch:
    »Wenn die Hochzeitsfackel lodert,
    Siehe welcher Gott sie hält,
    Hymen kommt, wenn man ihn fordert,
    Amor, wenn es ihm gefällt.«
    Friedrich Wilhelm Gotter (1746–1797), deutscher Lyriker
    Zimmermann schüttelte den Kopf:
    »Kapiere ich nicht. Hymen, ist das nicht falsch geschrieben? Muss es nicht Hymne heißen?«
    In diesem Augenblick hörte er auf der Straße das schmatzende Geräusch einer sich öffnenden Linienbustür. Tagein, tagaus musste er mit diesem Mampfton des öffentlichen Nahverkehrs leben, es nervte ihn.
    Er stand auf, um das Fenster zu schließen. Als er auf die Straße sah, stutzte er. Auf der anderen Seite saß mutterseelenalleine im Wartehäuschen Justus S., den Zimmermann, drücken wir es mal vorsichtig aus, beruflich kennengelernt hatte. Der Kommissar winkte dem Jungen und machte ihm verständlich, dass er in sein Büro kommen sollte. Der Schüler stutzte, sah sich ängstlich nach allen Seiten um. Als er feststellte, dass außer ihm nur eine Oma mit Einkaufsrolli an der Haltestelle stand, lief er schnell über die Straße und betrat das Polizeigebäude. Noch bevor Zimmermann etwas sagen konnte, stammelte der Junge:
    »Glauben Sie mir, ich habe nie wieder was mit Dope zu tun gehabt, seitdem Sie …«
    Zimmermann lächelte freundlich und machte eine abwehrende Handbewegung:
    »Darum habe ich dich auch gar nicht gerufen, ich habe dir damals versprochen, dass ich dir wegen dieser Scheiß-Shitgeschichte nicht das Leben versaue und du hast mir versprochen, dass du die Finger davon lässt. Ich habe mein Versprechen gehalten …«
    »Ich doch auch«, erwiderte Justus S. trotzig.
    Zimmermann nickte:
    »Dann ist ja alles ok. Aber wegen des alten Krams habe ich dich auch gar nicht gerufen. Ich brauche vielmehr deine Hilfe …«
    »Meine Hilfe?«, erwiderte der Junge ungläubig.
    »Deine Hilfe«, nickte der Kommissar. »Ich habe dich damals bei der dummen Sache als einen pfiffigen, politisch interessierten jungen Mann kennengelernt, den ich eher links eingeordnet habe. Das ist doch richtig?«
    »Wo soll man denn sonst stehen?«, warf der Schüler ein.
    Zimmermann ging darauf nicht ein:
    »Setz dich, ich mache uns einen Kaffee. Und dann erzählst du mir etwas über die lokale rechte Szene. Ich muss mir da nämlich ein Bild machen.«
    »Aber Sie haben doch bestimmt mit dem Mord in Roetgen genug zu tun?«, entgegnete der Schüler.
    »Das hängt vielleicht zusammen«, antwortete der Kommissar etwas zu schnell und fügte hinzu:
    »Aber du hältst die Klappe, dass wir darüber geredet haben.«
    »Geht klar«, versprach Justus.
    »Also, was läuft da so ab?«, kam Zimmermann nun erneut zur Sache.
    Der Schüler kratzte sich:
    »Irgendwie habe ich natürlich auch Angst vor denen. Also, bei Beatbällen in den Dörfern tauchen die schon mal auf und verschenken weiße T-Shirts mit dieser Runenschrift – neulich stand ›Eisernes Deutschland‹ drauf. Da gibt es dann schon mal Zoff und Schlägereien, und die Faschos schlagen sofort brutal zu. Aber aus Angst erstatten viele keine Anzeige.«
    »Was sind das für Typen, eher pubertär, oder ist das schon ein festes, politisches Weltbild?«, erkundigte sich der Kommissar.
    »Beides, würde ich sagen«, antwortete Justus S., »aber viele sind natürlich nur Mitläufer, meistens völlig Panne im Kopf.«
    »Wie reagieren denn die Eltern der Verprügelten?«
    Julius dachte lange nach:
    »Manche machen schon eine Anzeige. Aber oft kennen sich die Eltern von Schlägern und Opfern, so eifelmäßig eben, und man will dann auf die armen, armen Eltern der Faschos Rücksicht nehmen. Dann ist oft die Rede vom Dummenjungenstreich.«
    »Hattest du auch schon mal Probleme?«
    »Nee, Herr Kommissar, seit der Kiffersache damals sind die Beatbälle für mich gestorben.«
    »Kameradschaft Aachener Land?

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