Den letzten beissen die WerWölfe
ein:
»Tut, tut, tut, Ihr Anruf wird abgebaut«, sagte er noch, bevor er aufhängte … den Hörer wohlbemerkt, während Incitatus gerne einen Katzenfutterdieb aufgehängt hätte.
»Pferdefurzinhalierer!«, schimpfte Zimmermann, aber das blieb ungehört.
***
18.25 Uhr
Hupend fuhr Charly Nusselein vor die Monschauer Polizeistation und parkte seinen Wagen gegenüber in einer touristenfreien Nische. Er spurtete über die Straße und traf auf Gottfried Zimmermann, der gerade sein Büro verlassen hatte.
»Wir fahren auf Staatskosten«, rief der Journalist und stellte sich demonstrativ neben den blauen Dienst-Ford. Der Kommissar schaute ihn fassungslos an:
»Bitte, was soll das sein?«
»Was?«, fragte Nusselein harmlos.
»Das!«, brach es aus dem Kommissar heraus, während er fassungslos auf Nusseleins Bekleidung unterhalb des Nabelbereichs zeigte. »Rennst du jetzt schon in Weiberkleidern rum?«
Nusselein tat beleidigt:
»Das sind keine Weiberkleider, das ist ein echter schottischer Kilt, Banausen nennen es Schottenrock. Um genau zu sein: ein Kilt des Campbell-Clans, deren Motto ist übrigens: Ne obliviscaris – das heißt so was Ähnliches wie: Vergessen Sie nicht!«
»Gleich vergesse ich mich: Und was ist das auf dem Kopf, da?«
»Das ist ein Balmoral, auch aus Schottland. Ich hätte auch einen Glengarry anziehen können.«
»Das ist mir alles scheißegal«, schimpfte Zimmermann los. »Auf jeden Fall wirst du in Aachen fünf Meter hinter mir gehen und so tun, als würdest du mich nicht kennen. Wenn uns einer aus dem Präsidium sieht, nicht auszudenken.«
»Auch Schottenfeindlichkeit ist eine Art von Rassismus«, wetterte Nusselein und warf sich auf den Beifahrersitz.
***
18.45 Uhr
Incitatus wusste, dass der gemeine Katzenfutterdieb in den nächsten Tagen seine ganze Energie in Anspruch nehmen würde. Daher entschloss er sich zu einem Nahkampftraining außerhalb der normalen Trainingszeiten. Als Sparringpartner hatte er sich seinen größten Feind im Hause Nusselein (genauer: Wohnwagen) ausgesucht: den verhassten Staubsauger. Incitatus setzte sich vor das Gerät, fauchte mehrmals und schlug seine kräftigen Krallen in den Schlauch. Er war schon bald mit seiner Trainingseinheit zufrieden und legte sich erst einmal schlafen:
»Morgen ist auch noch ein Tag.«
***
19.05 Uhr
»Wie gesagt: Fünf Meter hinter mir und keinen Zentimeter weniger«, entschied Gottfried Zimmermann, als er in der Nähe des Aachener Hauptbahnhofs auf dem Parkplatz des ehemaligen Zollamtes parkte. Nusselein gehorchte und trottete brav hinter dem Kommissar auf den Nebeneingang des Bahnhofs zu. Jugendliche, die gerade einer Regionalbahn aus dem Heinsberger Land entstiegen waren, hatten ihre helle Freude:
»Guckens, ein Transvestit!«, schrie einer über die Straße. Nusselein reagierte pampig:
»Dämlicher Heinsberger! Was du meinst, heißt Transsexueller, du Rindvieh. Ist aber auch falsch: Ich bin ein Schotte.«
»Dann zeig mal der Dudelsack«, rief ein anderer Heinsberger.
»Den, den Dudelsack, du ripuarisches Opfer.«
»Ripu-was?«, stutzte ein Heinsberger. »Dat ist, glaub’ ich, in Südamerika.«
Die Jungs schüttelten die Köpfe, die trotz ihres jugendlichen Alters bereits die berühmte, von Schweinefleisch und Bluthochdruck geprägte Heinsberger Rundform angenommen hatten.
Zimmermann betrat pfeifend den Bahnhof, während Nusselein der vorniederrheinischen Jugend den Mittelfinger zeigte. Doch die interessierten sich nur noch für eine Rotblonde, die in Übach-Palenberg zugestiegen war.
Der Kommissar ging sofort zu den Schließfächern, schaute sich den Schlüssel noch einmal an, während Charly Nusselein hinter ihn trat:
»Na, passt der?«
Zimmermann dachte nicht mehr an die Abstandsregelung:
»Ich glaube, das ist kein Schließfachschlüssel, der scheint
von …«
Weiter kam er nicht, da plötzlich zwei Uniformierte hinter ihnen standen. Ein breitschultriger, wiking-blonder Beamter sagte eine Spur zu forsch:
»Polizei des Bundes. Können wir mal die Ausweise sehen!«
Nusselein hatte sich zuerst gefangen:
»Jetzt kommt die Szene, die ich in Krimis immer so liebe. Besonders von Frank Thiel im Tatort Münster. Zeig’s ihm!«
Gottfried Zimmermann griff lautlos in die Brusttasche seiner Jacke, zog seinen grünen Dienstausweis raus und hob ihn in die Höhe:
»Reicht das?«
»Ist ja schon gut, ist ja schon gut!«, beschwichtigte der kleinere der beiden Bundespolizisten, tippte sich an die Mütze und zog mit dem
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