Den letzten beissen die WerWölfe
für ungut, aber beim nächsten Male kommst du wieder mit Hose. Seit wann hast du eigentlich diesen Schottentick?«
»Wenn andere heiraten, Herr Kommissar, und ihre Freunde im Stich lassen, dann müssen sich diese eben DVDs kaufen – meine Mutter hat mir zum Geburtstag ›Braveheart‹ mit Mel Gibson geschenkt.«
»Ein Glück, dass sie dir nicht King-Kong geschenkt hat.«
Nusselein nickte nur und verabschiedete sich:
»Und bitte keine Straftaten in den nächsten zwölf Stunden, ich will endlich einmal ausschlafen. Selbst Schleiden soll nicht zerstört werden.«
Sekunden später saß er in seinem Mazda und wurde vom Dunkel der Eifeler Nacht geschluckt.
***
22.00 Uhr
Ein ganz normaler Abend in Roetgen. Die Bewohner hatten ihre vom Schnee befreiten Bürgersteige hochgeklappt, die Schläfer – und damit sind keine Aktivisten von Al-Qaida oder fundamental-islamistische Terrorgruppen gemeint – waren aus ihren Büros in Aachen in die Eifel geeilt und interessierten sich für das Gemeinschaftsleben in dem Dorf am Rande des Hohen Venns wie ein Lappe für eine Wüstenwanderung. Die meisten Kneipen waren geschlossen, lediglich vor der »Roetgen-Therme« standen noch zahlreiche Autos. Der nicht pulsierende Mittelpunkt des Orts – Marktplatz, Läden, Kneipe, Rathaus, Kirche und Sparkasse – lag in völliger Dunkelheit. Lediglich im Pfarrhaus neben der katholischen Kirche »St. Hubertus« brannten noch mehrere Lampen. Doch auch dort würden bald die Lichter ausgehen.
***
22.15 Uhr
Nusselein hatte sich in der Pfanne seinen Haggis zubereitet und schüttete – nach alter Schottenart – zur Krönung des nach nassem Wollpullover riechenden Festmahls noch einen edlen »Laphroaig«-Whisky über die graue Masse. Dazu trank er ein halbes Glas dieses edlen Getränks, von dem Nusselein einmal in einer Kritik gelesen hatte: »Schmeckt nach Torf, Rauch, Malz, brennenden Autoreifen im Brackwasser des Hafenbeckens, schön wild.«
Zwanzig Minuten später ging er ins Bett:
»Gute Nacht Incitatus! Gute Nacht Mama! Gute Nacht Daddy! Gute Nacht John-Boy! Gute Nacht Mary Ellen! Gute Nacht alle miteinander …«
Draußen kackte schon wieder ein Köter in die Einfahrt.
***
Dritter Tag – Donnerstag, 6. Februar
03.45 Uhr
Thomas Mann hatte begeistert formuliert: »München leuchtet«.
Roetgen dagegen schlief, von Leuchten keine Spur.
Langsam näherte sich dem Marktplatz ein »Renault Kangoo Rapid« mit stark verschmutzen Nummernschildern. Vor der Sparkasse bog der Wagen auf den Parkplatz ab, die Scheinwerfer ausgeschaltet.
Fünf Minuten tat sich nichts, dann stiegen vier schwarz gekleidete Personen aus, deren Gesichter hinter Sturmmasken versteckt waren.
Alle schauten sich noch einmal um: Kein Mensch zu sehen.
Die Männer eilten zielstrebig zur Eingangstür der Sparkasse und befestigten an der Glastür einen Gegenstand. Alsdann gingen sie hinter einer Mauer in Deckung, eine gewaltige Detonation zerriss wenig später die Stille des Dorfes. Die Maskierten drangen sofort in den Schalterraum ein. Ein Zweimetermann sprühte Dosenlack auf die Überwachungskameras, während ein anderer über einen Schlauch ein explosionsfähiges Gasgemisch in den Geldautomaten leitete. Die beiden anderen Männer, die offensichtlich mit den Räumlichkeiten vertraut waren, stürmten über eine kurze Treppe zu den Schließfächern unter dem Kassenraum. Zielstrebig nahmen sie sich nur ein Fach vor und öffneten dieses mit einer winzigen Sprengung und einem Brecheisen. Sie leerten das Fach und hasteten wieder in den Schalterraum. Mit den anderen Männern legten sie sich vor der Bank erneut in Deckung und sprengten per Fernzündung den Geldautomaten. Eine weitere Detonation erschütterte den Ort. Die vier spurteten hinter der Mauer hervor und drangen wieder in den inzwischen völlig verwüsteten Kassenraum ein. Doch der Automat hatte Stand gehalten, an das Geld war kein Rankommen. Fluchend spurteten die Männer zu ihrem Wagen zurück:
»!«, Blbost!«, »!«, »Bzdury!«
Der Fahrer startete den Kleintransporter und brauste ohne Licht Richtung Belgien davon.
Im Pfarrhaus gingen die Lichter an – zwanzig Minuten später traf aus Stolberg ein Streifenwagen ein.
Für die Eifel eine gar nicht so schlechte Zeit …
***
04.30 Uhr
Die »Wild Roses« in der kalten Februarnacht meldeten sich aus dem Sporran – eine, wie sollte es anders sein, schottische Tasche, die Nusselein sonntags immer über seinem Kilt trug. Nachdem er sich aus einem
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