Den letzten beissen die WerWölfe
die verlangen ein, em ja, ein Honorar.«
Der Alte schnaubte:
»Das haben die doch schon! Unsere Vereinbarung war: Wir geben den Tipp, dafür bekommen wir den Inhalt des Schließfachs und deine Arschgeigen den Geldautomaten.«
»Nun ist es so«, versuchte das Narbengesicht zu erklären, »der Automat ließ sich nicht – wie soll ich sagen? – öffnen.«
»Ist das mein Problem, wenn deine verlorenen Seelen vom Hindukusch ihren Job nicht mehr machen können?«
»Sie meinen, dass wir, also ich, ihnen hätte sagen müssen, dass die Geldscheine vernichtet werden …«
Der Alte schüttelte den Kopf:
»Wer weiß, ob das überhaupt stimmt. Die waren doch zu dämlich, das Ding zu knacken. Aber was soll’s: Was wollen die für die Unterlagen?«
»100.000 Euro plus 10.000 Dollar für jeden von den Vier!«, flüsterte das Narbengesicht.
Der alte Mann schrie:
»Das ist ja fast geschenkt! Kannst du mir mal erzählen, wo ich das noch herholen soll?«
»Ich weiß ja noch nicht mal, was in den Unterlagen steht.«
Der Alte war außer sich:
»Das geht dich, verdammt noch mal, auch einen Scheißdreck an. Guck, wie du die Sache mit deinen Mandschuken hinkriegst: 40.000 Euro ist mein letztes Wort!«
Das Narbengesicht maulte:
»Da ist überhaupt keiner aus der Mandschurei dabei und die heißen auch ganz anders.«
»Das ist mir doch egal: Ab Köln-Deutz beginnt für mich die Mandschurei«, beendete der Alte das Gespräch.
***
07.20 Uhr
Manchmal gibt es sogar nichts Älteres als die Tageszeitung vom selben Tag. Gottfried Zimmermann griff nach der »Eifeler Zeitung«, die auf dem Nebentisch lag, während Nusselein ein weiteres Brötchen orderte:
»Noch ein Käsebrötchen, aber mit Schinken statt Käse.«
Der Kommissar las laut:
Roetgen: Feuer im Haus des Ermordeten Roetgen.- Nach einem Einbruch haben in der Nacht zum Mittwoch bisher Unbekannte in einem Haus an der Roetgener Mathias-Wilms-Straße Feuer gelegt. Gegen 4.15 Uhr wurden die Wehren aus Roetgen und Rott alarmiert. Bereits wenige Minuten nach ihrem Eintreffen hatten die Wehrleute den Brand unter Kontrolle. Kurios allerdings: Ein Tag vor dem Feuer war der Besitzer des Hauses – wir berichteten – vor seinem Anwesen ermordet worden. Die Tat erinnerte dabei an eine Hinrichtung: Von mehreren Schüssen getroffen, starb der Rentner Fritz R. (92). Am frühen Morgen hatte ein Spaziergänger mit seinem Hund die Leiche entdeckt. Die Untersuchung der am Tatort gefundenen Patronenhülsen hat ergeben, dass der 92-Jährige durch Schüsse aus einer Wehrmachtspistole getötet worden ist, teilten Staatsanwaltschaft und Mordkommission mit.
Die Ermittler überprüfen intensiv das persönliche Umfeld des Rentners. Ein Zusammenhang zwischen dem Mord und dem Feuer wird nicht ausgeschlossen. Die Behörden suchen Zeugen, die Angaben über die Lebensumstände und Kontakte des Getöteten machen können. Sachdienliche Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Monschau unter 02472/5001 oder jede andere Polizeistation entgegen.
Gottfried Zimmermann schimpfte:
»Toll, dass ich das aus der Zeitung erfahre. Und wer soll die Anrufe in Monschau entgegennehmen?«
»Hat die Staatsmacht keinen AB?«, fragte Nusselein kauend.
»Klar, aber da sagt doch keiner was drauf.«
Wie gesagt: Manchmal gibt es nichts Älteres als die Tageszeitung vom selben Tag, da die Aufmerksamkeit der beiden auf die WDR-Nachrichten gelenkt wurde, die leise im Hintergrund liefen:
»Und nun Meldungen aus Ihrer Region: Roetgen kommt nicht zur Ruhe: Nach einem Mord und einer Brandstiftung im Haus des Opfers wurde in der vergangenen Nacht von Unbekannten der Geldautomat eines Kreditinstituts in Roetgen gesprengt. Bargeld wurde allerdings nicht erbeutet, da die Sprengkraft zu schwach war. Logistik und Ausführung der Tat lassen auf Profiarbeit schließen – so ein Polizeisprecher gegenüber dem WDR.«
Nusselein spottete:
»Gegenüber dem WDR ist doch das ehemalige Polizeipräsidium. Sitzt da euer Sprecher?«
»Idiot!«, sagte Zimmermann nur.
»Genau«, nickte Nusselein.
Zimmermanns Handy klingelte:
»Ach, du bist es.«
Da er die schöne Wirtin vermutete, verdrehte Nusselein verzückt die Augen, während der Kommissar weiter sprach und sein Notizbuch umständlich aus der Tasche zog:
»Ja, habe ich notiert. Günther Feldhofer, Lammersdorf, nee, kein Problem, krieg ich raus. Ja, ist doch Ehrensache zwischen uns, gegenüber keinem, danke Justus.«
Zimmermann beendete das Gespräch, während Nusselein entschuldigend die
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