Den letzten beissen die WerWölfe
durch: Ein Nachttopf wird ihm über den Kopf geschüttet, ein Nudelholz trifft selbiges Körperteil oder Geifer sabbernde Hunde werden losgelassen.
Dann schellte er.
Es dauerte nur wenige Sekunden, da wurde die Haustür geöffnet. Vor Nusselein stand eine Enddreißigerin, die der Journalist sofort unter »flott« abspeicherte. Die Frau sah ihn fragend, aber durchaus freundlich an:
»Zeuge Jehovas, Zeitschriftenwerber oder Stromableser?«
Nusselein überraschte die Lockerheit, daher stammelte er zunächst:
»Ja also, ich bin der, also ich, ein Journalist, Nusselein, aus Monschau. Und ich recherchiere in einem alten Mord. Elisabeth Lamberty. Und da wollte ich, also ich, mal nachfragen, ob Sie die zufällig kennen.«
Die Frau schüttelte den Kopf:
»Kennen wäre übertrieben, die war schon tot, als ich geboren wurde. War aber auch mit meinem Mann verwandt …«
Dann stockte sie und fuhr fort:
»Aber kommen Sie doch rein, wir sitzen gerade bei einem Stück Kuchen. Mein Mann weiß da sicher mehr.«
Nusselein erwartete einen muskelbepackten Eifeler mit Schaufelhänden, der ihn bei der Nennung der Wölfin sofort niederschlagen würde. Am Küchentisch saß ein hagerer, durchaus sportlicher Anfangvierziger mit langem Zopf. Seine Frau erklärte ihm kurz das Ansinnen des frühabendlichen Besuchers, während Nusselein nach seinem Presseausweis fingerte:
»Hier, damit Sie sehen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Meinen Perso können Sie auch sehen.«
Der Zopfträger lachte:
»Lass mal stecken und setz dich. Gaby gibt dir gleich ’nen Kaffee und ich bin Eddy, Eddy Lamberty.«
Gaby Lamberty stellte eine Tasse vor Nusselein und schüttete aus einem recht nostalgischen Kaffeepott ein:
»Zucker und Milch stehen da.«
Eddy Lamberty streckte die Beine unter dem Tisch lang aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf:
»So, du interessierst dich also für die Wölfin. Muss ein heißer Feger gewesen sein, ich war da noch nicht auf der Welt. Die war die jüngste Schwester von meinem Vater, der ist aber schon ewig tot.«
»Ich war vorhin da hinten bei einer anderen Frau Lamberty«, warf Nusselein ein.
»Die alte Ziege hat, wenigstens bis Napoleon, in der Eifel weiß man ja nie, mit uns nichts zu tun. Komisch übrigens, du bist der Zweite, der sich innerhalb einer Woche für die Wölfin interessiert. Sonst sprachen doch nur noch die Scheintoten über die, solange wie das alles her ist.«
Nusselein horchte auf:
»Der Zweite? Wer war denn noch hier?«
»Jetzt ich! Eddy hat Pause!«, jubelte Gaby Lamberty. »Da war der am Anfang nämlich nicht hier. Also: Vorige Woche klingelte es, steht eine Frau vor der Tür. Ich sehe direkt das Auto, da die pratsch auf dem Bürgersteig geparkt hatte. Da das Lenkrad an der falschen Seite war, ganz klar aus England. Die war mehr als zehn Jahre älter als wir. Sehr nett, stellte sich direkt vor und sagte, dass sie eine Cousine von Eddy sei, ihre Mutter sei eben jene Elisabeth Lamberty, die sonst nur die ›Wölfin‹ genannt wurde. Ich war erst was vorsichtig, da, wie soll ich sagen, man ja so einiges über die Tante von Eddy weiß. Eddy kam dann auch bald, erzähl du weiter, ist deine Familie …«
Nusselein hatte den Eindruck, dass er ein Paar vor sich hatte, das sich richtig gut verstand. Eine Feststellung, die ein leichtes Zwicken aus Neid und Traurigkeit in seiner Magengrube erzeugte.
Eddy ergriff wieder das Wort:
»Es war wirklich so, Ilse Warburton, so heißt die heute, ist tatsächlich die Tochter von Elisabeth Lamberty, also meine einzige Cousine. Ich wusste zwar, dass es sie gibt, aber habe mich nie groß dafür interessiert. Von meinem Vater erfuhr ich nur, das musste ich dem aber auch aus der Nase ziehen, da er sich seiner kleinen Schwester immer schämte, dass Ilse nach dem Mord an meiner Tante von ihrem Vater, einem englischen Soldaten von euch da oben, von so einer NATO-Station in Lammersdorf, zu sich genommen worden ist. Da er aber ledig war, ist Ilse schnell zu dessen Eltern nach England gekommen. Später, das hat sie aber erst jetzt erzählt, hat die dann bei ihrem Vater gelebt, als der geheiratet hat.«
Nusselein hörte gespannt zu:
»Und warum ist die gerade jetzt wieder in die Eifel gekommen?«
»Ich!«, frohlockte Gaby. »Also, das war ein komisches Ding. Hat die nur kurz von erzählt. Es gab wohl eine Verfügung von der Wölfin, jetzt sage ich das auch schon, bei einem Anwalt in Prüm, oder genauer bei dessen Vater, für ihre Tochter. Kapierste? Die Tante
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