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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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öffnen dürfte – es war ihm scheißegal.
    Eine Rechnung vom örtlichen Radiohändler »TV Franke«, eine Spendenbitte von »SOS-Kinderdorf« sowie die Mitteilung eines Hörgeräte-Ladens aus dem Nachbardorf erweckten kaum das Interesse des Beamten – wohl aber ein Brief der »Dresdener Bank«. Diese bedankte sich für die Einrichtung eines Kontos und schickte auch gleich den ersten Auszug mit. Zimmermann entfuhr ein »Wow«.
    Rumbach selbst hatte erst am 30. Januar 25.000 Euro eingezahlt, einen Tag später – wieder »Wow!« – war der gleiche Betrag von Spediteur Matthias Kling aus Eicherscheid gezahlt worden.
    »Mein lieber Herr Kling«, entfuhr es dem Kommissar, »die Schlinge zieht sich langsam zu.«
    ***
    09.45 Uhr
    Charly Nusselein hatte sich in den ersten Wagen des IC gesetzt. Er schloss die Augen und sah einen schwitzenden, total verrußten Schaufelmaxe vor seinem geistigen Auge, der unentwegt Kohle und Holz in einen Tender schippte. Ein wenig fühlte er sich wie Johnny Depp in der Anfangssequenz von »Dead Man«, allerdings saßen in dem Zug nach Brüssel keine Fallensteller und Trapper, wenigstens hatte er beim Einsteigen keine bemerkt. Auch schoss keiner aus den Fenstern auf wallonische Büffel. Und von belgischen Indianern war weit und breit keine Spur. Als Nusselein die Augen öffnete, blicke er durch eine Glastür in die moderne Kanzel des Zugführers, die eher an das Kleinraumbüro eines Computerspezialisten erinnerte.
    Selbst auf Tagträume ist heutzutage kein Verlass mehr.
    Um 10.31 Uhr erreichte er Brüssel-Midi.
    ***
    10.15 Uhr
    Der alte Mann tobte am Telefon und schrie das Narbengesicht an:
    »Und für diese Scheiße habe ich das viele Geld bezahlt! Das ist doch nicht zu fassen. Kein Wort, kein Wort, was uns schaden könnte. Nur das Liebesgeraspel dieser alten Schlampe. Ich bin sicher, dass Rumbach das gewusst hat und uns reinlegen wollte.«
    Bis tief in die Nacht hatte er das Buch akribisch durchforstet. Nichts, aber auch gar nichts stand darin, was ihm hätte schaden können. Ein Staatsanwalt würde darüber nur einschlafen – es sei denn, er wäre ein Liebhaber von Groschenromanen zwischen Alpenglühen und Arztkittel.
    ***
    10.35 Uhr
    Nusselein hatte genau 24 Minuten Zeit, um in Brüssel den »Eurostar« zu erreichen. Da er nicht wusste, wo sich das Gleis befand, rannte er immer den Hinweisschildern nach. Als er keuchend das Terminal anstrebte, fluchte er:
    »Wieso bin ich denn jetzt auf einem Flughafen gelandet, direkt neben dem Bahnhof?«
    Er nahm seine ganzen Französischkenntnisse zusammen und sprach einen Uniformträger an: »Eurostar? Eurostar? Hä?«
    Der Mann lächelte, zeigte auf den Boden und sagte mit flämischen Akzent:
    »Du Deutsch. Eurostar. Hier!«
    Nusselein nickte nur und dachte:
    »Dass die Menschen immer so mit ihren Sprachkenntnissen angeben müssen.«
    Wie auf einem Flughafen ordnete er sich vor der Gepäckkon-trolle mit Durchleuchtung und anschließender Leibesvisitation ein. Kurz überlegte er, ob er sich in der Schlange vor der weiblichen Securitykraft einreihen sollte, verwarf den Gedanken aber. In seinem Gepäck piepste nichts, nur seine »Jack-Daniels«-Gürtelschnalle löste einen winzigen Alarm aus. Er durfte passieren. Als sich wenig später die Sicherheitstüren zum Bahnsteig öffneten, fand Nusselein nach nur drei Versuchen seinen Sitz:
    »Wenigstens in Fahrtrichtung«, jubelte er – der Eurostar fuhr allerdings in die andere Richtung. Über Lille stürmte der Zug durch belgische und französische Einöden und tauchte dann in Calais in den Tunnel unter dem Kanal ab:
    »Bitte, nur nicht stecken bleiben«, betete Nusselein – zu wem auch immer.
    Nach fünfundzwanzig Minuten wurde es Licht und Kent – Grafschaft Kent. Schafe weideten und ein Engländer, der Nusseleins Nationalität – woran auch immer – erkannt hatte, beugte sich rüber und zeigte auf die Schnucken:
    »Wir Engländer nennen sie Pulloverschweine.«
    Nusselein tat, als würde er unter sich machen vor Lachen.
    ***
    10.50 Uhr
    Karl Jerusalem hatte Ludwig Hirschs »Komm, großer schwarzer Vogel« ganz leise geschaltet, als er Gottfried Zimmermann anrief:
    »Wie sagte schon der Ringelnatz: Jeru-Salem-Aleikum!«
    »Ah, du!«, antwortete der Monschauer Kommissar kurz, während der belgische Kollege weitersprach:
    »Also, trotz Samstag habe ich einen von der Gemeindeverwaltung in Amel erreicht. Da war jemand auf dem Bevölkerungsamt, so heißt das bei uns. Also, das Grundstück in Medell

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