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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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hast.«
    ***
    13.20 Uhr Ortszeit London
    Nusselein war stöhnend (»Schon wieder im Tunnel!«) mit der »Circle Line« bis »Temple« gefahren. Er verließ die alte Station, die ein wenig an einen Bunker erinnerte. Genüsslich, den Hauch der großen weiten Welt einatmend, schaute der Journalist auf die Themse, die im Frühlingssonnenschein lag:
    »Auch nicht viel breiter als die Rur. Und so was wie das Rote Haus haben sie hier auch nicht.«
    Zwischen einem Hotel und einem historischen Gebäude, das sich »Arundel House« nannte, ging Nusselein am ehrwürdigen Gerichtsgebäude »Royal Courts« vorbei in die Fleet Street und dort zum Redaktionsgebäude von »Reuters«. Nach einem Blick voller Hochachtung auf »St. Pauls Cathedral« unterließ er jeden Vergleich zum »Eifeldom« in Kalterherberg. Die Dame am Empfang verstand ihn ohne große Mühe und nach nur fünf Minuten stand Ilse Warburton, die Tochter »der Wölfin«, vor ihm. Die Anfang Fünfzigjährige entpuppte sich als eine höchst attraktive Frau, deren schwarzer Hosenanzug die schlanke Figur mehr als betonte. Ihr kurz geschnittenes Haar war kohlrabenschwarz. Nusselein konnte sich gut vorstellen, dass ihrer Mutter Schmuggler und Zöllner gleichzeitig zu Füßen gelegen hatten. Freundlich begrüßte Ilse Warburton den Kollegen aus dem fernen Monschau:
    »Aus der alten Heimat, mein Gott, wie mich die alte Zeit einholt. Oft hatte ich schon vergessen, dass ich Eifeler Wurzeln habe.«
    Auf der Straße winkte die »Reuters«-Journalistin ein schwarzes London-Taxi ran und nahm mit Nusselein auf der Rückbank Platz:
    »Northumberland Street«, sagte sie zu dem Fahrer und wandte sich wieder Nusselein zu:
    »Sie sagten, dass sie ein Sherlock-Holmes-Fan sind …«
    »Richtig, so heißt der«, dachte Nusselein nur. »Wie bin ich nur auf Nick Knatterton gekommen?«
    »… ein schöner Pub, sogar mit einem Holmes-Zimmer hinter Glas. Und das Essen ist wirklich englisch.«
    Nusselein starrte auf die Weltstadt, während Ilse Warburton zahlreiche Sehenswürdigkeiten zeigte. Erinnern würde er sich später allerdings nur noch an »dieses Riesenrad am Wasser«.
    Ilse Warburton hatte nicht zu viel versprochen. Der Holmes-Pub entsprach allen Klischees, die das Bild eines Eifelers von einem englischen Pub prägten. Warum sich bei Nusselein allerdings immer die Formulierung »typisch schottisch« vor das Wort »Pub« schmuggelte, wird wohl immer sein Geheimnis bleiben.
    Die beiden nahmen in der Ecke unter einem Fernseher Platz, auf dem tonlos ein Film mit dem legendären Sherlock-Holmes-Darsteller Jeremy Brett lief. Ilse Warburton erklärte freundlich:
    »In England bestellt man an der Theke. Sie trinken doch auch ein Guinness?«
    Da die Kollegin längst Nusseleins Hilflosigkeit bemerkt hatte, ergriff sie die Initiative:
    »Ich bestelle Ihnen einfach was, englisches Essen liebt man, oder man lässt es stehen. Ich habe hier schon alles durch und gehe jetzt einfach mal von unserem Eifeler Geschmack aus.«
    Sie bestellte »Dr. Watson’s Favourite« (»Traditional Cumberland sausages, served with buttered mashed potatoes, onions and gravy«) und Inspector Lestrade’s Favourite (»An individual homemade shepherds/cottage pie, served with vegetables«).
    Als die Guinness, in deren hellbraunen Schaum der Barmann ein Muster eingelassen hatte, vor ihnen standen, ergriff die Journalistin erneut die Initiative:
    »So, dann erzählen Sie mal.«
    Nusselein berichtete über die Vorfälle der letzten Tage und schloss:
    »Tja, und so sind wir dann auf Sie gestoßen.«
    Ilse Warburton hatte aufmerksam zugehört und nickte:
    »Zunächst, die geheimnisvolle Frau mit dem englischen Auto in Roetgen bin auf jeden Fall ich gewesen, auch wenn ich mit den Vorfällen direkt nichts zu tun habe. Da war ich schon wieder hier in London.«
    Dann überlegte sie lange:
    »Vor ungefähr vier, fünf Wochen erhielt ich den Anruf eines Anwalts, Dr. Karrenbrock aus Prüm. Junior offensichtlich! Der erzählte mir zunächst, welche Anstrengungen er auf sich genommen hätte, mich ausfindig zu machen. Trotzdem müsse er sich tausendmal entschuldigen, da erst jetzt beim Umzug seiner Kanzlei innerhalb von Prüm ein Umschlag gefunden worden sei, den meine Mutter ein Jahr vor ihrem Tod, damals wohl noch bei Vater Karrenbrock, für mich hinterlegt hätte. Meine Mutter hatte verfügt, dass, falls ihr etwas passiert, mir dieser Umschlag an meinem
21. Geburtstag ausgehändigt werden sollte.«
    Ilse Warburton nahm einen großen

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