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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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London, St. Pancras International, heißt.«
    Ihm war klar, dass er mit dieser Formulierung ein Bewerbungsgespräch bei »Reuters« nicht überstanden hätte.
    Das Lächeln von Ilse Warburton war gottseidank nicht zu hören:
    »Dann gehen Sie von St. Pancras ein Stück zu Fuß zu ›King’s Cross‹ und fahren von dort mit der gelben ›Circle Line‹ bis ›Temple‹. Dort fragen Sie sich dann zur Fleet Street durch, quasi um die Ecke, an Royal Courts vorbei. Ich bin im Büro, wir können dann was essen gehen. Lieben Sie Detektiv-Geschichten?«
    Als Nusselein bejahte, fuhr Ilse Warburton fort:
    »Dann glaube ich, dass ich eine Überraschung für Sie habe.«
    Nusselein verabschiedete sich, anschließend dachte er ange-strengt nach:
    »Berühmter Londoner Detektiv? Wahrscheinlich Nick Knatterton.«
    ***
    19.15 Uhr
    Ganz klar: Die Lösung des Falls hing an einer Frage, die Nusselein schier um den Verstand brachte. Daher ging er aufgeregt in seinem Zirkuswagen auf und ab, bis er endlich das Fahrzeug des Kommissars hörte. Die Frage aller Fragen hing wie ein Damoklesschwert im Raume, als Gottfried Zimmermann endlich den Wohnwagen betrat. Aus Nusselein platzte es förmlich heraus:
    »Kannst du meine Katze füttern, wenn ich in London bin?«
    »Ich hatte es geahnt. Womöglich noch Blumen gießen?«
    Nusselein tat beleidigt:
    »Meine Blumen sind Wildblumen, stehen draußen, werden von Mutter Natur gegossen und – die alles entscheidende Antwort – blühen erst in ein paar Monaten.«
    Gottfried Zimmermann stellte einen eiskalten »Spätburgunder Weißherbst« von der »Winzergenossenschaft Mayschoß« auf den Tisch und sagte nur.
    »Flaschenöffner!«
    Als Nusselein dieser Aufforderung nachgekommen war, öffnete der Kommissar die Flasche und schenkte mit einem Trinkspruch ein:
    »Warum müssen wir bei dir immer aus Senfgläsern trinken?«
    Die beiden tranken und tauschten die Erkenntnisse des Tages aus. Zimmermann beendete den Medell-Bericht:
    »Kling rückt immer mehr in den zentralen Verdacht. Gab es da einen Hinweis bei deinen Leuten in der Südeifel?«
    Nusselein schüttelte den Kopf:
    »Da war immer nur von Lastwagen und diesem Panzer die Rede. Aber das riecht schon stark nach unserem sauberen Herrn Kling aus Eicherscheid. Auch dein Abstellplatz in Medell weist doch in diese Richtung.«
    Zimmermann trank sein Glas leer und schlug sich auf die Oberschenkel:
    »Gut, du triffst morgen die Tochter der Wölfin. Da gibt es eine Menge Fragen: Was hat der Notar übergeben, was wollte die Frau in Roetgen, welche Verbindungen gab es von ihrer Mutter zur Schmuggelszene der Nordeifel, spielt der Mord an den beiden Zöllnern eine Rolle …?«
    »Danke für den imaginären Fragenkatalog!«, schnauzte Nusse-lein. »Wenn ich dich nicht hätte: Drah Di net um, oh oh oh, schau, schau, der Kommissar geht um! Oh oh oh.«
    Zimmermann ging darauf nicht ein:
    »Eine entscheidende Frage habe ich aber noch: Wie oft muss ich das Vieh füttern?«
    »Das Vieh heißt Incitatus, ist sehr sensibel und muss einmal pro Tag gefüttert werden, dabei solltest du aber auch freundlich mit ihm reden. Dienstag bin ich ja wieder da, also musst du nur am Montagabend hier rauskommen.«
    Zimmermann hob die Hände, verabschiedete sich und fuhr zurück zu Weib und Kneipe.
    Nusselein befiel Reisefieber.
    ***
    19.55 Uhr
    Der Alte rauchte genusslos eine »Cohiba«-Zigarre an seinem Schreibtisch, während er immer wieder nervös auf die Marmoruhr mit der Aufschrift »The World Is Yours« schaute, die auf seinem Schreibtisch stand. Schließlich hörte er einen Wagen auf den Hof fahren. Das Narbengesicht lächelte überlegen und legte den Umschlag auf den Tisch:
    »Es hat was länger gedauert.«
    »Das habe ich bemerkt«, schnauzte der Alte und zog den Um-schlag an sich. Dann schaute er das Narbengesicht lange an:
    »Gibt es noch was?«
    Der Mann schüttelte den Kopf:
    »Nein, im Prinzip nicht!«
    »Dann weiß ich nicht, warum du hier noch so rumstehst. Mach, dass du rauskommst!«
    Noch einmal grinste der Mann, tippte sich an die Stirn und ging:
    »Ist gut, Chef! Wenn noch was sein sollte, Sie wissen, wo Sie mich finden können.«
    »Was sollte noch sein?«, blaffte ihm der Alte hinterher. Wenig später hörte man den Cherokee vom Hof fahren. Der alte Mann riss den Umschlag auf, in dem sich ein ledernes Tagebuch befand, das mit einem Band zugeschnürt und zusätzlich mit Siegellack vor neugierigen Blicken geschützt worden war. Er brach das Siegel und ließ seinen

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