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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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ächzte Günter.
    Lisa nickte zustimmend: »Jemand muss auf Papa aufpassen, während du dich an die Fersen des Täters heftest. Du kannst dich ja nicht zweiteilen.«
    Mit wohlwollendem Nicken ließ ich die beiden Hübschen allein und latschte in die Küche, um in Ruhe telefonieren zu können.
    Peter Gurkennase Grabowski war mein bester Kumpel aus alten Essener Zeiten. Zwar hatte er schon etliche Jobs ausprobiert, Personenschutz für den amerikanischen Präsidenten gehörte jedoch nicht dazu.
    Notorisch pleite, notorisch besoffen, notorisch bereit, für ein paar Cent seine Mutter zu verscherbeln. Dazu bauernschlau. Ein Überlebenskünstler, wobei die Betonung auf Überleben lag.
    Peters alte Handynummer war gesperrt. Es kostete mich fünf Anrufe in den relevanten Kneipen, um die aktuelle Nummer zu erfahren.

    »Allgemeine Wirtschaftsgesellschaft, Sie sprechen mit Peter Grabowski. Wann darf ich Sie reich machen?«, tönte es an mein Ohr. Im Hintergrund klirrten Gläser, und Trinklieder wurden zum Besten gegeben.
    »Dieter hier. Zeit für einen Job?«
    »Mein Freund, lange nichts von dir gehört. Hast du eigentlich mal über deine Finanzen nachgedacht? Mit meinem saugeilen Computerprogramm kannst du mehrere tausend Steine pro Jahr sparen.«
    »Ich denke pausenlos über meine Finanzen nach, aber den Mist kannst du knicken. Ich brauche keine Beratung. Interesse an hundert Euro pro Tag? Ist aber ein Vierundzwanzig-Stunden-Job.«
    »Weißt du eigentlich, wie viele unnötige Versicherungen du abgeschlossen hast?«
    »Job oder kein Job?« Meine Geduld war allmählich am Ende.
    »Erna, noch ein Pils. Auf meinen Deckel«, brüllte Gurkennase in den Raum. Dann wandte er sich wieder mir zu: »Zweihundert Euro klingen gut.«
    »Hundertzehn.« Mir war natürlich klar gewesen, dass ich nicht ohne Gefeilsche auskommen würde. Schließlich einigten wir uns auf hundertfünfzig.
    »Wie lange brauchst du mich?«
    »Schwer abzuschätzen. Arbeite als Buchhalter auf einem Bauernhof, und auf den Chef ist geschossen worden.«
    Ich klärte ihn kurz über die Ereignisse auf dem Hagenhof und die Bedingungen meines Erbes auf.
    »Du erbst fünfzigtausend?« Ich hatte die Summe der Erbschaft nach unten frisiert, um keine Neidattacken aufkommen zu lassen. »Leg die bei mir an, und ich bin ein gemachter Mann. Du natürlich auch«, schob er hastig nach.
    »Wann kannst du hier sein?«
    Als nach einer Umdrehung des Sekundenzeigers noch immer keine Antwort gekommen war, fragte ich: »Bist du noch da?«
    »Musste erst mal eine Nachdenkkippe anstecken. Über einen fahrbaren Untersatz kann ich mit Erna quatschen, die wollte ihre alte Möhre eh verschrotten. Jetzt kann ich aber nicht fahren, habe bestimmt zwei Promille intus. Eigentlich trinke ich nur für den Job, weißt du? Eine heitere Stimmung des Finanzberaters erhöht die Abschlussquote. Bin kurz davor, dem Ernst Kalupke ein Allfinanzkonzept zu verscherbeln. Aber morgen bin ich nüchtern, versprochen«, versicherte er. Ob ich das glauben durfte?
    »Morgen um acht auf dem Hagenhof. Du arbeitest undercover, bring also Arbeitskleidung mit.«
    »Aber nur als Tarnung, klar? Nicht dass ich noch Schweinescheiße schippen muss. Dafür bin ich überqualifiziert.«
    »Morgen um acht.« Ich übermittelte ihm die Anschrift und verabschiedete mich.
    Mit dieser frohen Nachricht im Gepäck stiefelte ich zurück ins Schlafzimmer. Lisa war nach Münster gefahren, um sich mit ihrem Professor zu besprechen. Günter saß vor dem Fenster und starrte in die Landschaft.
    »Und wer passt heute Nacht auf mich auf?«
    »Ich«, erklärte ich mich nach kurzem Zögern bereit.
    »Danke, das werde ich dir nie vergessen.« Günter strahlte wie ein Honigkuchenpferd. »Du bist ein wahrer Freund.«
    Ja, ich war schon ein toller Hecht. Aber meine Hilfsbereitschaft gründete auf purem Eigennutz, denn bis jetzt hatte ich nicht den Hauch einer Spur. Ich ging davon aus, dass der Täter nach dem gescheiterten Versuch sein Glück erneut versuchen würde, und dann war Dieter R. Nannen zur Stelle.
    Zuvor wollte ich aber Johannes’ Alibi überprüfen und bat daher Günter, bis zu meiner Rückkehr die Schlafzimmertür zu verrammeln.
    »Meinst du, das Schwein versucht es heute noch mal?« Er zitterte.
    »Rein prophylaktisch.« Ich legte meine Hand auf seine Schulter. Er wirkte beruhigt. Mir wäre an seiner Stelle der Arsch auf Grundeis gegangen.

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