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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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bisschen quatschen, ein bisschen saufen, ein bisschen Weiber aufreißen. Bin dann gegen zwei mit dem Fahrrad nach Hause und ins Bett gefallen.«
    »Zeugen?«, fragte ich nach, obwohl ich ihm das Alibi glaubte, so verquollen wie er aussah.
    »Gringo, Mattes und Tuba, meine Kumpels. Denen gehören die Höfe in der Nachbarschaft.«
    »Dann schreib mir mal die Namen und Adressen auf.« Ich riss einen Zettel aus meinem Notizblock und packte gratis einen Kugelschreiber dazu. Leise vor sich hin fluchend, bewies Hannes, dass er des Schreibens mächtig war.
    Just als er mir den Wisch mit einer abfälligen Geste in die Hand drückte, öffnete sich die Stalltür, und ein steif wirkender Herr mit Nickelbrille und grünem Kaschmirpulli stürmte im Stechschritt heran, im Gefolge die beiden Kleinen.
    »Das ist der böse Onkel«, heulte das Mädchen und zeigte auf Johannes.
    »Sie haben meine Kinder mit der Mistgabel bedroht?«, schnaubte der Mann wutentbrannt. Ich tippte auf Hasenbleek, den Juristen.
    »Das mmmuss ein Missverständnis sein, Herr Doktor«, stotterte Johannes. Hilfesuchend blickte er mich an. Da ich keine Lust auf eine Diskussion mit dem Rechtsverdreher hatte, murmelte ich: »War was? Ich habe nichts gesehen«, und schämte mich ein wenig für die eigene Bequemlichkeit.
    Hasenbleek musterte uns drei kritisch, während die Kids weiter heulten.
    »Na gut«, meinte er schließlich. »Vielleicht war es wirklich ein Missverständnis. Bisher haben wir hier nur gute Erfahrungen gemacht. Nichts für ungut, Herr Rexforth.«
    Beim Hinausgehen schimpfte er mit den Kindern, wie sie sich solche Lügengeschichten ausdenken konnten.
    »Danke, Mann!« Der Unsympath wollte mir auf die Schulter klopfen, doch ich schlug seine Hand weg. »Sorry, Mann, bin manchmal ein wenig unbeherrscht. Mir fehlt halt eine Frau«, gewährte er einen überraschenden Einblick in sein Seelenleben.
    Bevor ich noch Hannes’ Lebensberater spielen musste, tippte ich an meinen imaginären Hut und ließ ihn und Stefan zurück.
    Draußen spielten die Kinder, immer noch verstört. Lässig drückte ich ihnen ein Kaugummi in die Knochen und riet ihnen eindringlich, sich nicht mehr in der Nähe des bösen Mannes aufzuhalten.
    »Schau mal, was ich im Stall gefunden habe«, öffnete das Mädchen ihre Hand. Lecko Pfanni: die fehlende Patronenhülse.
    Flugs kramte ich weitere Kaugummis hervor, die ich seit dem unfreiwilligen Rauchstopp vermehrt in meinen Taschen hatte, und tauschte sie gegen das Beweisstück.
    »Hallo.« Eine junge Frau, die pechschwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, kam die Metalltreppe außen am Stall herunter. Sie trug Jeans und einen Bundeswehrparka. Um den Hals ein Palästinensertuch.
    »Dieter, der neue Buchhalter. Wir haben uns schon kennengelernt«, stellte ich mich noch einmal vor und meine gute Kinderstube unter Beweis.
    »Stimmt. Lisa, Günters Tochter«, begrüßte sie mich freundlich. »Wir haben uns neulich gesehen. Aber da hatte ich es eilig, und wir haben uns nicht vorgestellt. Ich wohne mit meinem Freund über dem Stall. Keine besonders attraktive Lage, aber kostenlos. Bei den heutigen Mieten ist das eine Menge wert. Aber wenn ich mein Studium beendet habe, bin ich hier weg. München oder Hamburg würden mir gefallen. Im Münsterland ist doch der Hund begraben.«
    »Was studierst du denn?«
    »Geschichte und Germanistik. Ich schreibe gerade meine Magisterarbeit über den Herzog von Croy. Einmal die Woche fahr ich zur Uni nach Münster. Alles locker. Ich liege super in der Zeit«, gab sie bereitwillig Auskunft.
    »Ich muss jetzt mit dem Gärtner sprechen«, sagte ich, »schließlich ist er meistens der Mörder. Wenn du Lust hast, komm doch einfach mit.« Während wir hinter den Stall stiefelten, redete ich weiter: »Ich habe deinem Vater versprochen, den Mörder zu ermitteln, und befrage gerade alle Personen auf dem Hof.«
    »Schrecklich, nicht? Ich mache mir große Sorgen.« Sie zog das Haargummi fester. »Erst Adris Kaninchen und jetzt das...«
    Gedankenverloren gingen wir weiter.
    »Warum sollte jemand auf meinen Vater schießen?«, brach Lisa das Schweigen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Feinde hat. So ein netter Kerl. Emily könnte ich mir schon eher als Ziel vorstellen. Die ist ja mächtig blöd. Aber Dummheit ist kein Mordmotiv, oder?«
    »Eher selten«, gab ich zu.
    »Warum passt eigentlich ein Buchhalter auf meinen Vater auf?« Sie blieb stehen und blickte mich aus großen braunen Augen neugierig an.

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