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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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war unmöglich zu ertragen. »Bin gleich wieder da, dann besprechen wir die nächsten Schritte.«
    »Bye-bye«, seufzte Emily, als ob ich zu einer mehrjährigen Grönlandexpedition aufgebrochen wäre.
    »Ich muss mich ausruhen, das strengt mich alles zu sehr an. Sorg bitte dafür, dass die Gäste nichts mitbekommen«, stöhnte Rexforth und sank in die weißen Kissen.

    Um zum Schweinestall zu gelangen, musste man den kompletten Hof überqueren. Das zweigeschossige Gebäude umfasste die Fläche eines Fußballplatzes. Im Innern war es sauberer als im Dülmener Krankenhaus, und die Technik war auch besser: Computer steuerten Futter- und Wasserzufuhr, und die Hallen waren klimatisiert. In kilometerlangen Reihen standen die armen Tiere wie Perlen an einer Kette. Biohaltung ging anders. Dennoch sorgte sich Günni um das Wohlergehen seiner Schweine. Dioden übertrugen Blutdruck und Herzfrequenz an das EDV-System. Sollte Schwein XTF8795 alias Wendy aufgrund eines akuten Klaustrophobieanfalls kollabieren, ging sofort ein Warnsignal an Günters Pieper.
    Rexforth hatte recht gehabt: Es dauerte ziemlich lange, bis ich den Lichtschalter neben einem Holzbalken entdeckte. Ich stellte mir vor, wo der Bauer ungefähr gestanden haben musste, und suchte nach dem Projektil. Nichts zu machen, verschwunden. Ein Fall für CSI Dülmen.
    »Was machst du hier?«, pflaumte mich plötzlich jemand von hinten an. »Raus hier, aber flotti robotti. Die Tiere sind hochsensibel. Berthas Puls ist bereits erhöht.«
    »Das sein Dieter. Ist mein Freund. Nicht schimpfen, du«, vernahm ich Stefans aufgeregte Stimme. Ich drehte mich um. Mein Kumpel Stefan Jahnknecht trug Gummistiefel, Latzhose und ein kariertes Hemd am Körper und einen verärgerten Ausdruck im Gesicht.
    Neben ihm stand ein krumm gewachsener Typ um die dreißig mit Rapperbart und buschigen Augenbrauen. Generell hielt ich nichts von Männerenthaarung, aber ihm hätte ein wenig Metrosexualität gut zu Gesicht gestanden. Bekleidet war der Unbekannte mit einem blauen Arbeitsanzug und einer Mistgabel.
    »Ich bin Dieter, ich arbeite hier«, stellte ich mich vor. »Und du?«
    »Ach, der neue Sesselpuper-Huper. Als wenn wir auf dich gewartet hätten. Ohne Buchhalter lief es auch.« Er rotzte auf den Boden.
    »Ich bin Johannes, ich werde den Laden bald übernehmen. Und spätestens dann ist Schluss für dich. Für den Spasti ebenfalls.«
    Stefan verstand kein Wort und starrte ihn verwirrt an. Irgendwie kam ich in Stimmung, diesem Sympathieträger nicht nur verbal die Meinung zu geigen.
    In dem Moment jagte ein Junge ein kleines Mädchen in den Stall, wobei beide ausgelassen kicherten.
    »Ich krieg dich.«
    »Kriegst du nicht.«
    »Verpisst euch, ihr Blagen. Eure Eltern haben fürs Pferdchenstreicheln gelöhnt, hier drin habt ihr nichts zu suchen!« Johannes streckte drohend die Mistgabel gen Himmel. Mit angsterfüllten Gesichtern flohen die Kinder schreiend nach draußen.
    »Lass es mal ein wenig ruhiger angehen, Kumpel.« Ich näherte mich Johannes mit vor Zorn geschwellter Brust. »Das sind Kinder. Und wie du über Stefan redest, gefällt mir auch nicht.«
    »Was willst du Pisser? Ich bestimme selbst, wie ich rede. Ihr Kroppzeug seid schneller auf dem Amt, als ihr schauen könnt. Ein Wort zu Vatter reicht.«
    Ich wollte ihm keine pflastern, wirklich nicht, aber genug war genug. Doch meine Faust stieß ins Leere. Stefan hatte ihm eine schallende Ohrfeige verpasst, sodass das Großmaul jetzt konsterniert an einer Gittertür lehnte.
    »Du nicht lieb sein zu Dieter. Tun mir leid«, murmelte Stefan traurig.
    Ich streichelte meinem Kumpel über den Kopf. »Hast alles richtig gemacht.«
    »Ihr seid beide entlassen. Fristlos. Papiere werden nachgeschickt«, brüllte Johannes. »Was nehmt ihr Pausenclowns euch raus? Mit euch wisch ich den Fußboden. Ich werde sofort mit Papa reden.«
    »Gleich reißt mein Geduldsfaden.« Ich zog den keifenden Bauernsohn zu mir ran. »Günter hat im Moment andere Sorgen, als sich um seinen missratenen Sohn zu kümmern. Auf ihn ist ein Anschlag verübt worden, und ich bin derjenige, der ihn beschützen und den Täter fangen soll.« Ich drückte ihn gegen die Stallwand.
    »Bullshit. Wer sollte so was tun?«
    »Wo warst du gestern Nacht gegen zwölf?«, fragte ich kälter als das Eisfach meines neuen Kühlschranks. Immerhin war ich so gnädig, ihn wieder loszulassen.
    »Verdächtigst du etwa mich?«, kam es kleinlaut zurück. »Okay. Gestern war ich beim Landjugendtreffen. Ein

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