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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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zur Bühne. Die Menge ließ sich dadurch nicht im Geringsten beim Bierkrugstemmen stören. Jürgens Kollegen fingen sofort an, die Tonwerkzeuge zu verkabeln. Ach, da war ja auch Luis Grosch.
    »Klasse, dass wir uns so schnell wiedersehen. Heute steigt hier eine Riesenfete. Steinmann ist zwar ein Arsch, aber er sorgt für ein großes Publikum. Und einen Tausender gibt’s obendrein.«
    Vielleicht sollte ich den Buchhalterposten an den Nagel hängen und ebenfalls Tanzmusiker werden. Am Klavier beziehungsweise Keyboard machte mir so schnell keiner was vor. Andererseits standen in den Augen meines Vaters Musiker auf einer Stufe mit Privatschnüfflern, sodass dies nicht wirklich eine Alternative war. Und in einem halben Jahr brauchte ich sowieso nicht mehr zu arbeiten.
    Als es für Karin und mich nichts mehr zu tun gab, quetschten wir uns in eine Meute Jugendlicher, die sich mit Red-Bull-Wodka in Richtung Besinnungslosigkeit soffen. Weiter hinten waren zwar noch einige wenige Tische frei, aber wir wollten unbedingt in der ersten Reihe sitzen. Karin orderte ein Krefelder, ich das Gleiche, aber ohne Cola.
    »Netter Typ, der Jürgen, und ein richtig leckeres Kerlchen«, versorgte Schumann mich mit Informationen, die ich nicht verlangt hatte, und stupste mich grinsend in die Seite.
    »Vielleicht ein wenig oberflächlich.« Mich überkam tatsächlich ein Hauch von Eifersucht. Sie sollte besser mal in sich gehen und überlegen, wer sie eigentlich vor dem brutalen Karnickelmörder beschützte, der luftige Musikus oder der mindestens genauso gut aussehende und brillante Privatdetektiv Dieter R. Nannen.
    »Hallöchen.« Die nächste Person gesellte sich an die voll besetzte Bierzeltgarnitur. Lisa Rexforth.
    »Wollt ihr auch den besten Musiker des Münsterlands bewundern?«
    »Karin, Lisa. Lisa, Karin«, stellte ich die Damen einander vor. »Lisa ist die Tochter meines Chefs«, fügte ich hinzu. Auch wenn es wirklich eng war auf der Holzpritsche, konnte ich mich nicht beklagen: rechts meine geliebte Biobäuerin, links Lisa.
    »Bist du bei jedem Konzert deines Bruders dabei?« Karin nippte am Kre.
    »Sooft es geht. Jürgen ist mein Lieblingsbruder, wie Dieter sich bestimmt denken kann.«
    Besagter Lieblingsbruder betrat nun die Bühne und schnappte sich das Mikro: »Bevor die Party losgeht, möchte ich besondere Freunde begrüßen: Dieter und Karin. Applaus für meine Roadies.«
    Wir erhoben uns und ernteten frenetischen Applaus, dann starteten die Lucky Five mit dem »Holzmichl«. Ja, er lebte noch, denn die Menge tobte. Anschließend folgte mit »Satisfaction« von den Stones der nächste Partykracher. Mucke, die man nur sturzbesoffen ertragen konnte.
    Doch dann wurde es besinnlicher: »Diesen Song widme ich meinem Vater, der gerade einen Mordanschlag überlebt hat«, verkündete Jürgen und stimmte »One« von U2 an, ein Lied, das mir regelmäßig vor Ergriffenheit die Tränen in die Augen trieb. Die Menge lauschte betroffen.
    Als der Sänger die Gitarre sinken ließ, starrte er einen Moment gedankenverloren auf den Boden. Dann hellte sich seine Miene wieder auf: »Sorry, dass ich die tolle Stimmung hier für einen Moment unterbrochen habe. Aber manchmal gibt es halt Wichtigeres als Feiern.«
    »Ist das nicht toll von Jürgen?« Lisa wischte mit dem Handrücken eine Träne weg.
    »Der sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch noch sensibel. Ich steh auf Männer, die ihre Gefühle offen zeigen«, haute Schumann in die gleiche Kerbe.
    »Ein bisschen übertrieben ist es schon, schließlich hat Bärchen Rexforth überlebt«, knurrte ich. Dafür erntete ich das nächste Grinsen.
    Anschließend war wieder Partytime. BAP, Queen und Beatles, die üblichen Verdächtigen halt, sorgten für eine Bombenstimmung. Eines musste man der Band aber lassen: Die Songs wurden nicht lieblos runtergeleiert, sondern charmant mit eigener Note vorgetragen.
    Mittlerweile hatte der Alkoholpegel der Leute die Grenze der Zurechnungsfähigkeit überschritten, jedes Lied wurde lautstark mitgegrölt. Nachdem »Anton aus Tirol« für den vorläufigen Höhepunkt sorgte, konnten die fünf spielen, was sie wollten. Das Musikprogramm wechselte in meine Geschmacksrichtung. »Sheena is a Punk Rocker«, »A Forest« und als Krönung Motörheads »Ace of Spades«. Die vorderen Tische und Bänke wurden zur Seite geschoben, und wir drei Hübschen tanzten zusammen mit Alkoholleichen und torkelnden Bauerntölpeln dem morgigen Muskelkater entgegen. Der Abend hatte sich echt

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