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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Trabbis bekommst du nun mal keinen Ferrari. Was hast du erwartet für fünfhundert Schleifen?«
    Fünfhundert Euro? Da war mein verschrotteter Golf mehr wert gewesen.
    Während ich über die Ungerechtigkeiten des Lebens sinnierte, öffnete Köhler die Motorhaube und ließ seinen fachmännischen Blick über die Innereien schweifen.
    Schnell hatte er den Fehler gefunden. »Die Zündkabel müssen ausgetauscht werden.«
    »Wie lange dauert das, und wie sieht es mit einem Leihwagen für die Zwischenzeit aus, zum Beispiel den Eos?«
    »Keine Sorge, ich habe alles dabei. Dauert schlappe fünf Minuten. Wir wollten den Capri ja vor der Übergabe noch mal durchchecken, aber die Sekretärin deines Vaters meinte, das sei nicht notwendig.«
    Das sprach Bände für Vaters Fürsorge. Bereits vier Minuten später sprang der Motor problemlos an. Damit war mein Traum von einem energiesparenden Ersatzwagen gestorben.
    »Schick die Rechnung nach Malle. Adresse hast du ja«, knurrte ich.
    »Dafür berechne ich nichts. Ist mir selbst peinlich, dass der Wagen muckt. Solltest du wieder Schwierigkeiten mit der Kiste haben, wovon ich aber nicht ausgehe, ruf mich an.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen«, grollte ich und düste davon.

    Karin hatte es sich auf der Ledercoach im Wohnzimmer bequem gemacht, das Gesicht mit einer Migränemaske bedeckt. Als ich sie behutsam lüftete, fuhr sie erschrocken hoch.
    »Die Tür stand auf.« Ich drückte ihr einen Entschuldigungskuss auf den Mund.
    »Weiter so, das beruhigt meine strapazierten Nerven.«
    »Ich dachte, du hättest Kopfschmerzen.«
    »Nein. Ich wollte nur ein wenig abschalten, also mach weiter.«
    Das tat ich. Dabei zuckte ein Geistesblitz durch meine Gehirnwindungen: »Hast du vielleicht Lust, auf ein Konzert zu gehen? Der Sohn meines Chefs spielt in einer Band. Vielleicht treten die heute auf.«
    Karin überlegte kurz. »Warum nicht? War schon lange nicht mehr auf einem Konzert. Was machen die denn für Musik?«
    »Quer durch den Garten. Da ist sicherlich auch was für uns dabei.«
    Nach einem Anruf auf dem Hagenhof besaß ich Jürgens Nummer, und, oh Wunder, die glücklichen Fünf spielten heute auf Bauer Steinmanns Hoffest. Wir waren herzlich eingeladen.
    Die Autofrage war schnell geklärt, und so parkte Karins Toyota eine halbe Stunde später vor Steinmanns Anwesen. Die Parkplatzsuche hatte sich schwieriger als erwartet gestaltet, denn das komplette Münsterland schien auf den Beinen zu sein. Mit uns strömten Heerscharen von Leuten über den matschigen Weg in Richtung Scheune.
    Unterwegs wiesen Schilder auf die Vorteile ökologischer Tierhaltung hin. Von Stefan wusste ich jedoch, dass die Tiere seines früheren Arbeitgebers in Hühner-KZs gepfercht wurden, die den Tieren kaum Bewegungsfreiheit ließen. Das sollte zum Nutzen des Federviehs die Hackordnung aushebeln. Wer es glaubte. Die wenigen frei herumlaufenden Viecher simulierten den Besuchern allerdings das Gegenteil. Und die Leute fielen drauf rein, oder es war ihnen egal.
    Steinmann stand etwas abseits vom Trubel in einer Traube älterer Herren und kippte Kurze, als würde morgen der Schnaps verboten werden.
    »Oh, die Konkurrenz gibt schich die Ehre«, nuschelte er in Richtung Karin und erhöhte den Promillepegel.
    »Grüß dich, Theo«, erwiderte Karin unterkühlt. »Ist der Umstieg in die Ökobranche geglückt?«
    »Dasch will isch meinen«, gackerte der Alte. »Alle Tiere sind bei mir jetzt frei, und die Talerschen der Kunden auch.« Seine Kumpane stimmten ins Gelächter ein.
    »Darauf genehmigen wir uns noch einen«, grinste ein Opa mit Jägerhut.
    »Wir wollten zum Lucky-Five-Auftritt«, wechselte ich das Thema.
    »Die Jungsch bauen gerade auf. Immer dem Lärm nach.«
    Kurz die Hand zum Gruß gehoben, dann steuerten wir auf einen Wagen zu, den Jürgen gerade um eine Bassdrum erleichterte.
    Ich schnappte mir ein Keyboard, Karin eine Les-Paul-Gitarre.
    »Hey«, strahlte Jürgen. »Bombastisch, dass ihr gekommen seid. Eine Roadcrew hat mir noch gefehlt, und wenn ihr euch mit Freibier und Frikos zufriedengebt, seid ihr engagiert.«
    »Wir warten erst mal ab, ob ihr es draufhabt.« Karin zwinkerte ironisch.
    Jürgen zuckte die Schultern. »Zunächst geht’s gemächlich los. Das dürfte eure Geschmacksnerven auf eine harte Probe stellen. Aber wenn die Leute kaum noch stehen können, spielen wir, was ihr wollt. Versprochen.«
    »Darauf nageln wir dich fest.«
    Wir schleppten die Instrumente an bestimmt dreißig Tischreihen vorbei

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