Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
Vom Netzwerk:
wieder.

    Ich ließ mich von »Taxi Dülmen« zum Hagenhof kutschieren. Unterwegs fiel mir ein, dass ich mich noch sportlich betätigen musste, Papa sei Dank. Daher wendeten wir und düsten zum »MusclExplosion«.
    Chuck saß hinter der Theke und schnabulierte gelangweilt einen Energydrink. Als er mich durch die Glastür erblickte, wollte er sich geflissentlich in einen Hinterraum verdünnisieren. Doch ich war trotz der bisher nur lax ausgeführten Übungsstunden schneller.
    »Moment, mein Freund. Wir haben etwas zu bereden.«
    »Dieter, was macht die Kunst?« Mit verlegenem Gesichtsausdruck bot er mir High Five an, was ich ignorierte. Ihm war anzusehen, dass er momentan jeden anderen Aufenthaltsort vorgezogen hätte, einschließlich des Gazastreifens.
    »Wir hatten einen Deal, Kollege. Wieso weiß mein Väter von den getürkten Teilnahmebescheinigungen?«
    »Ganz ruhig, ich kann nichts dafür.« Der Muckibudenbesitzer trat einen Schritt nach hinten. »Keine Ahnung, wer deinem Alten unsere Vereinbarung gesteckt hat. Er hat mich angerufen und der Beihilfe zum Betrug bezichtigt. Es würde ihn ein Fingerschnipsen kosten, den Laden hier schließen zu lassen. Er hat mir einen Fitnessplan zugeschickt, und ich musste hoch und heilig versprechen, ihn mit dir zusammen abzuarbeiten. Sollten wir wieder Schmu treiben, würde er mit meiner Bank telefonieren. Da ich momentan unter einem kleinen Liquiditätsengpass leide, musste ich wohl oder übel nachgeben. Aber ich habe für dich gekämpft. Glaub mir. Leider sitzt dein Erzeuger am längeren Hebel.«
    Vater und seine Machtspielchen. Wer wusste schon, welche Marionettenfäden er gezogen hatte, um mich der Lüge zu überführen.
    »Wie kommen wir aus der Nummer raus?« Ich konnte mich nicht mit der schweißtreibenden Plackerei abfmden.
    »Gar nicht, er hat uns am Haken. Ich weiß zwar nicht, woher dein Vater seine Informationen bezieht, aber mit dem ist nicht zu spaßen. Ich würde seine Drohung ernst nehmen.«
    Dies tat ich zähneknirschend. Ich lieh mir Trainingsanzug und Sportschuhe und fuhr auf dem Fahrrad durch die nieder rheinische Ebene, durchs Sauerland und den Brocken hoch. Danach war eine Runde Alpen angesagt. Nach einer Dreiviertelstunde war ich fix und fertig. Das Studio war bis auf einen dicken Jungen, der sich an der Butterfly-Maschine quälte, sportlerfreie Zone. Während ich meine Beinmuskulatur stählte, dachte ich darüber nach, wo Vaters Informationsquellen sitzen mochten. Hatte er vielleicht Überwachungskameras und Wanzen installiert? War die ältere Dame, die über dem Studio wohnte, zu seligen DDR-Zeiten Stasispitzel gewesen und telefonierte täglich mit der Zentrale auf Mallorca?
    Nach weiteren vierzig quälenden Minuten und der Gewissheit, morgen einen fetten Muskelkater zu haben, duschte ich ausgiebig und ließ mir von Chuck als kleine Wiedergutmachung einen Powerdrink mit Ananasgeschmack spendieren.
    »Der Himalaja ist erst in einem Monat dran.« Da zeigte er mir verlockende Perspektiven auf. Super.
    Da der Muckibudenbesitzer immer noch ein schlechtes Gewissen hatte und sowieso Geschäftsschluss war, chauffierte er mich sogar noch nach Merfeld.

    Pünktlich zur Geisterstunde traf ich auf dem Hagenhof ein.
    »Was ist denn hier los?«, dachte ich, als ich beim Betreten meines Zimmers stolperte und der Länge nach hinschlug. Hatte Stefan die Futtersäcke in meinem Schlafgemach gelagert? Leider konnte ich dies nicht mehr überprüfen, denn ich erhielt einen fürchterlichen Schlag auf den Hinterkopf, der mich express ins Reich der Träume beförderte.

Muskelspielchen in der Sauna

    »Nur eine leichte Gehirnerschütterung«, diagnostizierte Dr. Rudolph und schaute mich erleichtert an. Wir waren uns lange nicht mehr über den Weg gelaufen, und offensichtlich war er hocherfreut, mich wiederzusehen. Genau genommen trafen wir nur noch aufeinander, wenn ich wegen eines Arbeitsunfalls bei ihm vorstellig wurde. So auch heute.
    Der Brückener Dorfarzt war damals nach meiner Umsiedlung ins Münsterland meine Eintrittskarte ins Schnüfflerbusiness gewesen. Seine Tochter Barbara war umgebracht worden, und die Auflösung dieses spektakulären Mordfalls, gepaart mit der massiven positiven Berichterstattung in der Lokalpresse, hatte mich zu dem gemacht, was ich heute war: ein angesehener, fast sogar berühmter Detektiv in und rund um Buldern.
    »Ihr esst doch mit uns zusammen Mittag?« Er fixierte uns mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete.
    Es war nämlich kein

Weitere Kostenlose Bücher