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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Futtersack gewesen, über den ich gestolpert war, sondern mein Kumpel Grabowski. Nun ja, eine gewisse Ähnlichkeit war nicht von der Hand zu weisen.
    Ich hatte einen Bärenhunger und sagte sofort zu. Gurkennase hatte gegen eine kostenlose Verköstigung eh nichts einzuwenden. Endlich mal was Vernünftiges zwischen die Kiemen bekommen, mochte er sich denken, denn seine Mahlzeiten bestanden zu fünfzig Prozent aus minderwertigen Dönervariationen, erworben bei seinem Busenfreund Ümit am Essener Hauptbahnhof, und zur anderen Hälfte aus Tütensuppen, die er auf seiner vom Sperrmüll besorgten Kochplatte zubereitete. Er musste sich wie im Paradies fühlen angesichts von Rinderbraten mit Klößen und Rotkohl, die auf dem Küchentisch vor sich hin dampften. Hoffentlich holte er sich keine Lebensmittelvergiftung, aber ein Arzt war ja vor Ort.
    »Lasst es euch schmecken!« Rudolphs Gattin Irene stellte die dunkle Bratensoße auf den Tisch und gesellte sich zu uns.
    Grabowski hatte ebenfalls eins auf die Rübe bekommen, als er gestern Nacht verdächtige Geräusche gehört und in meinem Zimmer nach dem Rechten geschaut hatte. Leider hatte auch er nichts gesehen, was der Identifizierung des Schlägers dienen konnte.
    Bevor wir mit dem Festtagsmahl starteten, wählte ich mich zu Stefan durch und beauftragte ihn, die Kammer der doppelten Kopfschmerzen von außen zu verschließen, damit keine Spuren vorsätzlich oder fahrlässig beseitigt wurden. Natürlich war Jahnknecht sofort Feuer und Flamme. Streng genommen war er auch der Einzige auf dem Hagenhof, dem ich uneingeschränkt vertraute.
    Nachdem er mir in nicht ganz einwandfreiem Deutsch gute Besserung gewünscht hatte, ging es endlich ans Essenfassen. Selbstverständlich dauerte es keine fünf Minuten, bis Gurkennase auf Geschäftsmodus umstellte. Zumindest hatte er Gernot Rudolph und mir noch zugestanden, uns hinsichtlich unserer Lebensläufe auf den neuesten Stand zu bringen.
    »In Ihrer Praxis stecken doch bestimmt enorme Werte. Wenn ich nur allein an die medizinischen Gerätschaften denke...«
    »Alles bereits abgeschrieben. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, zeichnet sich meine Praxis nicht eben durch Hightech aus. Im Gegensatz zu einigen Kollegen, die sich ihre Räume immer mit dem neuesten technischen Schnickschnack vollstellen, bin ich der Ansicht, dass die fachlichen Fähigkeiten des Arztes immer noch das A und O sind.«
    »Aber selbst abgeschriebene Wirtschaftsgüter haben ihren Wert«, ließ sich Grabowski nicht entmutigen. »Stellen Sie sich vor, ein Feuer bricht aus. Ihre gesamte Existenz verbrennt zu wertloser Asche. Wäre das nicht schrecklich?«
    »Ich bin jetzt fünfundfünfzig und habe in meinem Leben genug verdient. Falls meine Praxis tatsächlich abbrennen sollte, setze ich mich zur Ruhe.«
    »Und Ihre private Vorsorge? Was ist, wenn Ihnen etwas zustößt? Ich weiß, man denkt darüber nicht gern nach, aber ist Ihre werte Gattin ausreichend abgesichert?«
    »Mein Neffe ist ebenfalls in Ihrer Branche tätig.« Er hatte Peter längst durchschaut. Zumindest war mir neu, dass er einen Neffen hatte. »Wir sind umfassend versichert, und dies zu absolut konkurrenzlosen Konditionen.«
    Dann wandte er sich an mich: »Man munkelt, du hättest dich verlobt?«
    »Absolut richtig, mit der intelligentesten und hübschesten Frau des Münsterlands, ach, was sage ich, der ganzen Welt!«
    »Ach nee, und warum weiß ich nichts davon? Bist mir ja ein toller Kollege.« Peter wollte seine Enttäuschung über entgangene Millionenprovisionen an mir auslassen.
    »Bin selbst überrascht, wie schnell sich das herumgesprochen hat. Ist erst zwei Tage her, und wenn ich mich recht entsinne, haben wir uns seitdem auch nicht mehr gesehen«, flunkerte ich ein wenig und drehte dann den Spieß um: »Was macht eigentlich dein Sohnemann?«
    »Bestimmt Karin, habe ich recht?« Das Nachwuchsthema wollte er offensichtlich nicht vor den Rudolphs diskutieren.
    Man glaubte es kaum, aber Gurkennase hatte tatsächlich ein Kind gezeugt. Als er mir vor einem knappen Jahr bei meinem letzten großen Fall, einer Mordserie im Fußballermilieu, helfen sollte, lief er überraschend mit dem kleinen Kevin auf. Es war schon eine Umstellung, Peter als Familienvater zu erleben, aber er ging überraschenderweise völlig in seiner neuen Rolle auf. Seitdem schien einiges schiefgelaufen zu sein, wenn er nichts darüber erzählen wollte. Nun gut, musste ich halt später noch mal nachhaken.
    Während ich Grabowski in Bezug

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