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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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spaziert.
    Gleich in der ersten Kabine wurde ich fündig: Horst Kaminski, zurzeit eher heiß als Ice, ließ sich mit geschlossenen Augen den Schweiß aus den Poren treiben. Seine Körpermitte war von einem Bart-Simpson-Handtuch bedeckt. Sah niedlich aus. Neben ihm saunierten ein junger Kerl mit Halbglatze und eine attraktive Schwarzhaarige. Grabowski hatte sich vor der Kabine postiert, damit ich ungestört mit Kaminski reden konnte.
    »So, Lilli, ich habe genug.« Der junge Kerl erhob sich. »Kommst du mit?«
    »Gern, mein Schatz«, kam die gewünschte Antwort. Das ersparte mir, die beiden Vögel rausekeln zu müssen.
    Als die beiden die Kabine verlassen hatten, schnappte ich mir einen Aufgusseimer und schüttete den kompletten Inhalt über den Saunaofen. Sofort stieg die Temperatur um gefühlte hundert Grad an, der Schweiß lief mir aus allen Poren.
    Hotte hatte sich bisher nicht gerührt. Vielleicht war er eingeschlafen.
    »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten.« Ich ließ mich ihm gegenüber nieder.
    Der Spielhallenbesitzer bequemte sich, die Glupscher zu öffnen. »Alles klar mit Ihnen? Wenn ich quatschen will, rufe ich meine Mutter an.« Und zack, wurden die Äuglein wieder geschlossen.
    »Gregor Hauser.« Ich versuchte, an kalte sibirische Nächte zu denken. Ich musste schnell fertig werden, denn in dieser Schwitzhütte wurde meine Belastbarkeit über Gebühr strapaziert.
    »Wer sind Sie, und was wollen Sie?« Allmählich kam Leben in den Simpsons-Verehrer.
    »Wer ich bin, tut nichts zur Sache. Gregor schuldet Ihnen Geld, eine Menge Geld, korrekt?«
    »Bürschchen, aufgepasst: Gleich gibt’s ein paar vor die Schnauze!«
    Nun war er endgültig in einer aufrechten Sitzposition. Ganz schön stattlich, das Kerlchen.
    »Davon würde ich dringend abraten, Kaminski. Zum einen würden Sie sowieso den Kürzeren ziehen«, — gewagte These — , »zum anderen wartet draußen ein Kollege auf mich, der mich unversehrt wiedersehen möchte. Ich hätte ihn gern mit in die Kabine genommen, aber er passt nicht durch die Tür. Eigentlich wollte er sich gleich bei dieser Muckibude anmelden, weil ihm die Lady hinterm Tresen so gut gefallen hat, aber dann hat er festgestellt, dass die Gewichte an den Geräten zu gering sind.«
    Als ich mir den spindeldürren Grabowski vorstellte, dessen Körper zu neunundneunzig Prozent aus Alkohol bestand, musste ich innerlich grinsen.
    »Ich mache es kurz«, fuhr ich fort. »Gregor Hauser schuldet Ihnen Geld, und ich habe Fotos, die Sie beide zusammen in Ihrer Spielhalle zeigen.«
    »Und warum sollte mich das interessieren?« Er schien zumindest von seinen gewalttätigen Plänen Abstand genommen zu haben.
    »Das sollte Sie sehr wohl interessieren, denn Hauser ist tot. Ermordet.«
    Sofern ich das durch meine schweißgefluteten Pupillen erkennen konnte, war Horst völlig überrascht.
    »Scheiße«, lautete sein undifferenzierter Kommentar, dann wurde er aber doch konkreter: »Vierzig Riesen futsch.«
    »Die Kohle ist mir egal, ich suche den Mörder.«
    »Keine Ahnung, warum Sie mich damit zuschwallen. Ich bin doch nicht so bescheuert, einen Schuldner umzunieten. Außerdem zählt Mord nicht zu meinen Geschäftspraktiken. Ich hau ab. So einen Bullshit muss ich mir nicht anhören.« Er raffte sein Handtuch enger um den Körper.
    »Bleiben Sie sitzen. Mein Kollege würde sonst unangenehme Dinge tun. Warum hatte Hauser Schulden bei Ihnen?«
    »Poker, Pferdewetten, alles Mögliche. Er war ein gottverdammter Zocker, der einfach nicht wusste, wann Schluss war. Wenn nicht sein Kumpel gewesen wäre, hätte er längst eine Sparkasse überfallen müssen.«
    Sofort war ich hellwach, auch wenn mir die feuchte Hitze erheblich zu schaffen machte. »Welcher Kumpel?«
    »Bist doch nicht so gut informiert, häh? Den Namen kenne ich nicht, aber es ist, glaube ich, sein Boss, irgend so ein Bauer.«
    Lecko Pfanni, da hatte sich die Schwitzpartie gelohnt. Ich widerstand dem Drang, Mister Ice zu umarmen, und sagte stattdessen: »Sonst noch etwas, was Sie unbedingt loswerden wollen?«
    »Piss die Wand an, nein. Und jetzt verschwinde, sonst ist mir egal, wer draußen steht, wenn da überhaupt einer steht.«
    Ich hatte zwar schon nettere Abschiedsszenen erlebt, aber angesichts der brisanten Infos fiel es mir leicht, seiner Aufforderung Folge zu leisten.
    Mit triumphalem Gesichtsausdruck verließ ich das Heißluftbad. Selbstverständlich war Gurkennase nicht wie vereinbart vor der Tür geblieben, sondern stattdessen in eine

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