Den letzten beißt das Schwein

auf meine Verlobung auf den neuesten Stand brachte, wurde Herrencreme serviert, mit ordentlich Rum und dunklen Schokosplittern. Nach drei Schälchen musste ich passen, auch wenn Irene auf eine weitere Portion drängte.
    Nach einem vorzüglichen Espresso und einigen warmen Worten war Aufbruch angesagt.
    Ich hatte nämlich ein Date mit Horst Kaminski alias Mister Ice.
    Ich saß auf dem Beifahrersitz, als wir durch Felder und Wiesen dröhnten. Obwohl ich bezweifelte, dass Grabowski im Besitz eines gültigen Führerscheins war, hatte ich ihn ans Steuer gelassen, denn mein Kumpel fuhr auf Siebziger-Jahre-Schlitten ab.
    »Die Karre schnurrt ja wie Schmitts Katze!« Gurkennase hatte offenbar ein kleines Problem mit seinen Lauschern. »Aber du solltest die Tankanzeige reparieren lassen. Die bewegt sich ja schneller als der Drehzahlmesser.«
    »Die Anzeige ist völlig in Ordnung, Kollege. Mittlerweile kenne ich jede Tankstelle in der Gegend.« Zum wiederholten Male trauerte ich meinem Golf nach.
    »Hat halt seinen Preis, wenn man einen auf dicke Hose macht.«
    »Was ist nun mit deinem Sohn?« Ich wollte zum einen das Thema wechseln, zum anderen war ich wirklich neugierig auf Peters Familienverhältnisse.
    »Scheiße ist mit Kevin. Sabrina hat sich Knall auf Fall von mir getrennt und sich meinen geliebten Sohn unter den Nagel gerissen. Ich darf ihn nur noch für ein Wochenende pro Monat zu mir nehmen. Kannst du dir das vorstellen? Und ich habe Brina so geliebt.«
    »Das tut mir leid.« Verstohlen blickte ich nach links, und tatsächlich: Grabowski weinte.
    »Brauchst du einen Anwalt? Ich kenne da ein absolutes Ass.«
    »Nee, lass mal. Der Zoltan, das ist der Männe von der Rita, die uns früher immer Juckpulver in die Buxe gesteckt hat —«
    »Doch nicht etwa Bratpfannen-Rita aus Steele, die schon in der ersten Klasse zweimal hängengeblieben ist?«
    Bratpfannen-Rita, die diesen Spitznamen ihren riesigen Pranken verdankte, war in der Grundschule der Alptraum sämtlicher männlicher Klassenkameraden gewesen. Mit einem dominanten Alice-Schwarzer-Gen ausgestattet, durften wir damals wählen, ob wir entweder eine gelangt oder eine Ladung Juckpulver vorn in unsere Hosen gesteckt bekamen. Und es passte eine Menge von dem Zeug in ihre Pratzen.
    »Genau die. Jetzt würdest du sie aber nur noch an ihren Riesenflossen erkennen. Die hat tatsächlich ihr Abi nachgemacht und sich dann diesen türkischen Anwalt geangelt. Und die ist jetzt eine richtige Granate. Top-Spoiler, ordentlich Holz vor der Hütte und eine Wespentaille. Auf jeden Fall habe ich sie zufällig getroffen, kurz nachdem Sabrina mich in die Wüste geschickt hat. Aus alter Verbundenheit oder schlechtem Gewissen, was weiß ich, hat sie dann ihren Macker auf den Fall angesetzt.«
    »Erfolglos, nehme ich an.«
    »Er hat sein Bestes gegeben, aber das Problem bin ich: kein geregeltes Einkommen, kein dauerhafter Wohnsitz, unsteter Lebenswandel, das volle Programm. Stell dir vor: Letztes Mal war ich mit Kevin im Bottroper >Movie Park<, und da ist es etwas später geworden, nur zwei Stunden, ehrlich. Da hat mir die Alte glatt die Bullen auf den Hals gehetzt.«
    Anstatt einer Antwort klopfte ich ihm mitfühlend auf die Schultern.
    »Doch nur deswegen mache ich diesen verdammten Versicherungsdreck. Ich will solide werden. Das mit dem Alkohol bekomme ich ebenfalls in den Griff, glaub mir. Die Zockerei habe ich auch schon sein lassen. Ich liebe den kleinen Hosenscheißer über alles und würde wer weiß was dafür geben, ihn öfter um mich zu haben.«
    »Wenn du Hilfe brauchst, sag Bescheid«, bot ich an, und das war nicht nur eine Floskel. Selbst Peter hatte nicht verdient, dass man ihm das Kind entzog.
    »Danke, du bist ein wahrer Freund.« Weitere Tränen kullerten die Wangen hinunter.
    Zum Glück rollten wir gerade auf den spärlich gefüllten »Topic«-Parkplatz, sonst hätten wir beide geheult wie die Schlosshunde.
    Mit knappen Worten informierte ich Gurkennase über den Grund des Besuches, dann kletterten wir aus dem Wagen und marschierten federnden Schrittes in den Fitnesspalast.
    Der Saunabereich war sehr übersichtlich, nur insgesamt drei Kabinen machten einem Feuer unter dem Hintern. Wir hatten auf Stretchübungen und Muskelspielchen verzichtet — selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es heute nicht möglich gewesen, denn jeder Muskel meines Körpers schmerzte von der gestrigen Trainingseinheit — und waren mit geliehenen Handtüchern in die Schwitzlandschaft