Den letzten beißt das Schwein
Sie mir eigentlich so viele Fragen? Fummeln Sie etwa wieder als Detektiv herum?«
»Natürlich nicht, ich bin Buchhalter. Hat mich nur interessiert, weil mich Hans und Franz deswegen ansprechen. Ich wollte ein professionelles Urteil über den Fall hören.«
»Fall? Was soll das? Es gibt keinen Fall Erika Rexforth.«
Reichert bereute wahrscheinlich, sich auf dieses Gespräch eingelassen zu haben.
»Danke trotzdem für die Informationen. Sehen wir uns nachher zu Hause, Papa?«
Ludger verdrehte nur die Augen und verschwand ohne ein Abschiedswort in seiner Blechbüchse. Ich verzichtete auf eine Verfolgung und orderte ein Taxi.
Der Bauernversteher
Sowohl Adri als auch Tobias hatten mich mit der Nase auf die Erika-Geschichte gestoßen. Es musste mit dem Teufel zugehen, wenn das Attentat auf Günter und Gregors Ermordung nichts damit zu tun hatten. Doch was nun?
Ich ließ mich vom Taxifahrer am Rummelplatz rausschmeißen und enterte das spritfressende Ungeheuer. Mein nächstes Ziel war mal wieder eine Tanke, denn die Nadel der Benzinanzeige kam einfach nicht mehr hoch.
»Sie fahren ja ein famoses Schätzchen«, sagte der Tankstellenbesitzer respektvoll, während ein paar große Scheine in seine monströse Kasse wanderten. »Oldtimer haben einfach mehr Klasse als alles, was heute so vom Fließband rollt. Und von all den alten Autos liebe ich den Capri am meisten, und wissen Sie auch, warum?«
Obwohl es nichts auf der Welt gab, das mich weniger interessierte, sagte ich: »Nein, warum denn?«
»Meine Eltern haben mich in einem Ford Capri gezeugt, das verbindet. Und der Hammer ist: Er hatte genau die gleiche Farbe wie Ihrer.«
»Ist auch wirklich ein großartiges Auto.« Ich witterte Morgenluft in Bezug auf meine künftige Motorisierung. »Mal unter uns: Ich habe dieses edle Teil von meiner Tante aus Amerika geschenkt bekommen. Leider ist der Capri für meinen Beruf nicht so ganz geeignet...«
Bedeutungsschwangere Pause.
»Ich bin nämlich Privatdetektiv, und bei Beschattungen ist ein so auffälliges Auto natürlich eher hinderlich.«
»Sie kamen mir gleich so bekannt vor. Sie sind Dieter Nannen, der den Mord an diesem Fußballer aufgeklärt hat, richtig? Starke Leistung.«
»Um auf den Capri zurückzukommen: Obwohl er für Observierungen absolut untauglich ist, habe ich es bisher nicht übers Herz gebracht, ihn zu verkaufen. Ich wollte einfach nicht, dass er in falsche Hände gerät«, bereitete ich den nächsten großen Coup vor. Wäre doch gelacht, wenn ich die Benzinschleuder nicht loswerden würde. In Anbetracht der leuchtenden Augen meines Gegenübers durfte das nicht allzu lange dauern.
»Ich hätte schon Interesse, das können Sie mir glauben, aber wahrscheinlich kann ich den sowieso nicht bezahlen. Was würde er denn kosten?«
»Wenn Sie eine solche Verbindung zu dem Auto verspüren, lasse ich mit mir reden. Was können Sie denn dafür geben?«, spielte ich den Ball gekonnt zurück.
»Fünftausend.« Er raufte seine roten Locken.
Ich schluckte. »Mhm.«
»Und ein halbes Jahr lang freies Tanken an meiner Tankstelle, natürlich nur im normalen Umfang.«
»Mhm.«
»Okay, ein ganzes Jahr. Mehr geht nicht«, legte er noch einen drauf, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Die fünf Riesen reichten allemal für einen vernünftigen Gebrauchtwagen, der weniger als dreißig Liter verbrauchte.
»Einverstanden.«
»Ich muss nur noch mit meiner Freundin drüber sprechen, denn unser Karibikurlaub dürfte dann dieses Jahr ins Wasser fallen. Aber so eine Gelegenheit bekomme ich nie wieder.«
Innerlich frohlockend, gab ich ihm meine Handynummer. Als Zeichen des guten Willens nahm er die heutige Spritrechnung auf seine Kappe. Es ging aufwärts.
Innerhalb einer Viertelstunde hatte ich den Hagenhof erreicht. Nun stand eine unangenehme Aufgabe an: Um der Lösung des Falls näher zu kommen, war es unvermeidlich, Günni mit meinen Vermutungen bezüglich Erikas Tods zu konfrontieren. Doch wer beschuldigte seinen Brötchengeber gern als Mörder? Eine denkbar schlechte Karrierestrategie. Was würde aus meinem Job werden? Vom Honorar ganz zu schweigen. Wenn ich Pech hatte, stand ich bald ohne Arbeit und Erbe da. Ich musste diplomatischer vorgehen als Westerwelle, was aber kein Kunststück sein sollte.
Bärchen fand ich zusammen mit Grabowski im Wohnzimmer. Die Abendsonne schien durchs offene Fenster, und die Vögel zwitscherten ein Loblied auf Gottes Schöpfung. Wollten wir mal hoffen, dass die Idylle nicht
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