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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schlechte geben einem Anlass, dagegen anzukämpfen.
    »Sabratha scheint eine sehr anziehende Stadt zu sein«, wollte mich Helena besänftigen, während ich mich mit Famias Perfidie abzufinden versuchte. Das war, bevor sie herausfand, dass es hier ein Heiligtum der Tinnit gab, woraufhin sie das Baby und meinen Neffen Gaius fester an sich drückte.
    »Ich bin sicher, die Gerüchte über Kinderopfer dienen nur dazu, Tinnit einen gefährlicheren Ruf zu verleihen und ihre Autorität zu stärken.«
    »Aber ja doch«, höhnte Helena. Gerüchte über abstoßende religiöse Riten können selbst das vernünftigste Mädchen erschrecken.
    »Zweifellos liegt der Grund für all die winzigen Särge darin, dass diejenigen, die die punischen Götter verehren, auch kleine Kinder lieben.«
    »Und das Pech haben, viele von ihnen im gleichen Alter zu verlieren . Was sollen wir tun, Marcus?«
    Helena verließ der Mut. Reisende erleben immer Tiefpunkte. Lange Reisen durchzustehen, nur um in dem Augenblick der vermeintlichen Ankunft feststellen zu müssen, dass man in Wirklichkeit zweihundert Meilen vom Zielort entfernt ist (und auch noch zurück muss), kann die tapferste Seele in Verzweiflung stürzen.
    »Hoffentlich ist Scilla nicht sauer, wenn ich erst eine Woche später auftauche.« Scilla hatte darauf bestanden, auf eigene Faust nach Leptis Magna zu reisen - ein Beispiel für Eigensinnigkeit, die sie mir als Klientin verdächtig machte. »Wir können entweder Famia überreden zurückzusegeln oder ihn hier lassen, damit er sich Pferdegebisse ansieht, hoffen, dass eines ihn beißt, und eine andere Schiffspassage buchen. Aber wenn wir schon hier sind, lass uns doch einfach Touristen spielen«, schlug ich vor. Es war meine Pflicht, meiner Familie die reiche Vielfalt kultureller Erlebnisse des Imperiums zugänglich zu machen.
    »Oh, nicht noch ein lausiges ausländisches Forum!«, murmelte Gaius. »Und ich kann sehr gut ohne weitere komische fremdländische Tempel auskommen, vielen Dank.«
    Wie ein anständiger Paterfamilias ignorierte ich den Jungen. Seine Eltern reagierten auf Widerworte mit Prügel. Ich wollte ihm ein Beispiel gütiger Toleranz geben. Gaius musste davon noch überzeugt werden, aber ich war ein geduldiger Mann.
    Wie die meisten Städte im schmalen Küstenstreifen Nordafrikas hatte Sabratha eine herrliche Lage direkt am Meer, und es stank nach Fisch. Häuser, Geschäfte und Thermen verschmolzen fast mit dem tiefblauen Mittelmeer. Die billigsten waren aus unbehauenem örtlichem Stein erbaut, einem roten Sandstein, der so porös war, dass er leicht Löcher bekam. Das Verwaltungszentrum bot ebenfalls einen Ausblick aufs Meer. Das weiträumige, luftige Forum war nicht nur fremdartig in der Färbung, wie Gaius befürchtet hatte, sondern der Haupttempel - dem
    Liber Pater gewidmet, einer punischen Gottheit, die Gaius definitiv mit scheelem Blick betrachtete - war vor kurzem bei einem Erdbeben teilweise eingestürzt und noch nicht wieder aufgebaut worden. Wir versuchten, nicht an Erdbeben zu denken. Unsere Probleme waren auch so schon groß genug. Wir schlurften herum wie verlorene Seelen. An einem Ende des Forums befanden sich die Kurie, das Kapitol und ein Tempel des Sarapis.
    »Oh, schau mal, Gaius, noch ein komischer ausländischer Schrein.« Wir stiegen ein paar Stufen hinauf und setzten uns, alle müde und entmutigt.
    Gaius amüsierte sich damit, ein obszönes Geräusch zu erzeugen. »Du lässt dir doch von dem fetten Dreckskerl Famia keinen Strich durch die Rechnung machen, Onkel Marcus?«
    »Natürlich nicht«, log ich, während ich überlegte, wo ich ein würziges Fleischrissole kaufen konnte und ob ich in dieser neuen Stadt davon wohl eine neue Art Bauchweh bekommen würde. Ich entdeckte einen Stand und holte Fischklöpse für uns alle. Wir aßen sie wie schäbige Touristen, wobei ich mich von oben bis unten mit Öl bekleckerte.
    »Beim Essen bist du noch schlimmer als Nux«, bemerkte Helena. Ich wischte mir sorgfältig den Mund ab, bevor ich sie küsste, eine Höflichkeit, die sie immer zum Kichern brachte.
    Sie lehnte sich erschöpft an mich. »Ich nehme an, dass wir hier so lange sitzen bleiben, bis eine leicht bekleidete Akrobatin vorbeikommt.«
    »Wenn es eine meiner alten tripolitanischen Freundinnen ist, muss sie inzwischen hundert sein und auf Krücken gehen.«
    »Das hört sich wie eine gute tripolitanische Lüge an ... Eines könntest du allerdings tun«, meinte Helena.
    »Was - mich in dieser prächtigen,

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