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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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wohin Scilla ging.
    »Mondschein?«
    »Die Göttin der Jagd war eher, was ich im Sinn hatte.«
    Helena und ich standen vor dem Altar des freundlicheren Gottes Apollo. Es roch leicht nach verkohltem Fleisch, woraufhin ich Magenknurren bekam. »Nun? Was meinst du?«
    Helena runzelte die breite Stirn. »Irgendwas stimmt da nicht.«
    »Ich bin froh, dass du das sagst.« Mir war Scilla absolut unsympathisch. Zu selbstsicher.
    »Es könnte alles ganz ehrlich gemeint sein«, sinnierte Helena auf ihre gerechte Weise. »Scilla wurde von den Vigiles und dem Kaiser ein Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hat das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein - aber welches He ilm ittel gibt es dagegen? Menschen, die jemanden bei einer Tragödie verlieren, werden sehr zornig und schlagen um sich, suchen nach Möglichkeiten, ihre Hilflosigkeit zu verringern.«
    »Soll mir recht sein - wenn sie kommen und mich anstellen.«
    »Bist du sicher, dass du den Auftrag annehmen willst?«
    »Bin ich.«
    Als Scilla von dem Abend gesprochen hatte, an dem ihr Geliebter sie mit der Privatvorführung hatte beeindrucken wollen, war mir der tote Löwe wieder eingefallen, und später der tote Gladiator, dessen
    Mord nicht mal halbwegs aufgeklärt worden war. Das rief Gefühle wach, die ich hinter mir gelassen hatte, als ich auf Urlaub in dieses von der Sonne ausgebleichte Land gekommen war. Mich Justinus zu widmen - seiner wilden Jagd nach einem Vermögen und den traurigen Problemen mit seinem Liebesleben -, hatte mich weit fortgebracht von jenen Wintertagen der Revisionen in den Menagerien. Und doch hatte mich das beunruhigende Problem nie ganz in Ruhe gelassen. Jetzt waren wir hier, im alten griechischen Kyrene, mit derselben dunklen Unterströmung konfrontiert.
    »Also«, sagte Helena und warf mir einen seltsamen Blick zu, »reist du nach Tripolitanien.«
    »Das tu ich. Du brauchst aber nicht mitzukommen.«
    »Oh, glaub das ja nicht!« Das sagte sie ganz liebenswürdig. »Ich habe nicht vergessen, Marcus Di- dius, dass du, als wir uns kennen lernten, dafür bekannt warst, deine Zeit mit berüchtigten, geschmeidigen tripolitanischen Akrobatinnen zu verbringen.«
    Ich lachte. Das war die falsche Reaktion.
    Was war sie doch für ein Mädchen! Vier Jahre waren vergangen, seit ich Helena Justina getroffen hatte, und in all der Zeit hatte ich nicht einen Gedanken an die junge Seiltänzerin verschwendet, mit der ich vor ihr rumgemacht hatte. Ich konnte mich nicht mal an ihren Namen erinnern. Aber Helena, die das Mädchen nie kennen gelernt hatte, war immer noch eifersüchtig.
    Ich küsste sie, was auch falsch war, aber alles ande

re wäre noch schlimmer gewesen. »Ja, du kommst besser mit, um sie abzuwehren«, sagte ich sanft. Helenas Kinn hob sich trotzig, also zwinkerte ich ihr zu. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan. So was macht man, wenn man um jemanden wirbt, und vergisst es, sobald man sich der Angebeteten sicher ist.
    Zu sicher, vielleicht. Helena konnte mir immer noch das Gefühl geben, sich alle Möglichkeiten offen zu halten, falls sie beschloss, ich sei ihr ein zu großes Risiko.
    Ich ging mit ihr durch den Tempelbezirk zu der Stelle, an der das Wasser der Apolloquelle abgezweigt wurde und in einen Brunnen floss. Ein nackter männlicher Torso, ziemlich klein, lehnte schief auf der Plinthe eines schlanken Obelisken; dieser stand über einem mit Wasserpflanzen bedeckten Becken. Helena betrachtete die Säule misstrauisch.
    »Irgendein Bildhauer, der seinen Traum ausgelebt hat«, spottete sie. »Ich wette, seine Freundin lacht ihn dafür aus.«
    Unter dem Obelisken befand sich ein hübsches halbrundes Podium, begrenzt von zwei grandiosen Steinlöwen. Nach innen gewandt und mit gebleckten Zähnen, waren die Löwen lang im Körper, wenn auch der Rumpf und die Beine ziemlich kräftig waren, dazu breite Köpfe, schöne Schnurrhaare und sorgsam gearbeitete Lockenmähnen.
    Eine Weile blieb ich stehen, betrachtete diese Wächter und dachte an Leonidas.
    TEIL DREI
    TRIPOLITANIEN, Mai 74 n. Chr.

L
    Tripolitanien.
    Von allen wichtigtuerischen Provinzen des Imperiums führt Tripolitanien mit mehreren Längen Vorsprung. Die Drei Städte haben eine Geschichte der Unabhängigkeit, die absolut schockierend ist. Das Einzige, was auch nur im Entferntesten für sie sprach, war meiner Meinung nach die Tatsache, dass sie nicht griechisch waren.
    Sie waren auch nie durch und durch karthagisch. Daher auch ihre eigenwillige Haltung. Als Karthago unterging,

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