Den Löwen Zum Frass
ab.
Rasch warf sein Trainer ein: »Ein paar Hebeübungen und Scheinangriffe mit einem Übungsschwert kommen immer gut an.«
Ich betrachtete sie beide. Offensichtlich hatte ich einen Nerv getroffen. Konnte Leonidas im Haus eines hochrangigen Magistrats getötet worden sein? War Saturninus dabei zugegen gewesen? »Tut mir Leid, Saturninus, ich muss darauf bestehen, dass Sie mir den Namen Ihres Gastgebers sagen.«
»Selbstverständlich, Falco. Ich würde den Mann gerne benachrichtigen, bevor ich seinen Namen einem Fremden nenne. Nur aus Höflichkeit.« Gut gekontert.
»Ich kann darauf bestehen, dass Sie ihm nicht Bescheid geben.«
»Bei einem Mann von seinem Rang werden Sie doch wohl nichts dagegen einzuwenden haben?« Sa- turninus war bereits auf dem Weg zur Tür, um einem Läufer gemurmelte Befehle zu erteilen.
Ich ließ ihn gewinnen. Ich war mir nicht sicher, ob ich einer formellen Belästigungsbeschwerde eines Prätors standhalten konnte. Vespasian würde es übel nehmen, selbst wenn ich Beweise gegen den Mann hatte - und ich hatte keine. Zumindest jetzt noch nicht. Sein Rang schüchterte mich nicht ein, aber ich musste erst Gewissheit haben.
Die Sache wurde immer interessanter. Gerade noch hatte ich die wahrscheinlich gefälschten Rechnungsbücher beim Abschaum der Gesellschaft überprüft, und jetzt verlangte ich Einblick in den Terminkalender von jemandem, der nur einen Schritt unter einem Konsul stand und der darüber hinaus auch noch vor meinem Interesse an ihm gewarnt wurde.
»Wer war sonst noch bei dem Essen mit dem mysteriösen Mann?«, fragte ich beiläufig.
Der Lanista passte sich meinem Ton an. »Ach, es war nur eine ganz informelle Zusammenkunft.«
»Freunde?«
Er wollte nicht damit herausrücken, das merkte ich, aber er war erfahren genug, nachzugeben, wenn sich keine Alternative bot. »Ich und meine Frau. Sonst nur der Prätor und eine befreundete Dame.« Zu Essen im Hause bedeutender Männer wurde für gewöhnlich die klassische Anzahl von neun Gästen geladen. Dieses lauschige Quartett kam mir seltsam vor, wenn es denn überhaupt stimmte.
»Sie bewegen sich in beneidenswerten Kreisen. Ich würde ja zu gern wissen, wie das zu Stande kam.«
»Eine Geschäftsverbindung.« Saturninus hatte ein Geschick dafür, alles natürlich klingen zu lassen.
Ich gab vor, unwissender zu sein, als ich war. »Ich dachte, Senatoren hätten nur begrenzte Freiheit, sich am Kommerz zu beteiligen?« Tatsächlich war es ihnen verboten. Sie konnten jedoch ihre Freigelassenen als Mittelsmänner benutzen, was viele taten.
»Oh, das hatte nichts mit Kommerz zu tun«, erwiderte Saturninus rasch. »Wir lernten uns kennen, als er die Spiele organisierte.« Das gehörte zum Aufgabenbereich der Prätoren in ihrem Jahr als Magistrat. Freundschaft mit einem einzelnen Lanista zu schließen hätte als Missbrauch des Patronats angesehen werden können, aber einige Regierungsmitglieder sind der Meinung, dass der Missbrauch ihrer Stellung der eigentliche Zweck hoher Ämter ist. Zu beweisen, dass da illegal Geld die Hand gewechselt hatte, würde so gut wie unmöglich sein. Und selbst wenn ich das rausfand, würden die meisten Prätoren gar nicht begreifen, warum ich mich so aufregte.
»Ein wundervoller Gedanke, dass Ihre Freundschaft Bestand hatte, nachdem seine offizielle Amtszeit abgelaufen war«, sagte ich. Saturninus lächelte kühl. »So, Ihr Bote müsste inzwischen Zeit gehabt haben, der Höflichkeit Genüge zu tun. Kann ich jetzt den Namen des Exprätors erfahren?«
»Pomponius Urtica«, sagte Saturninus, als wäre es ihm ein dringendes Anliegen, mir zu helfen. Ich kramte umständlich meine Notiztafel hervor und notierte den Namen. Saturninus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, buchstabierte sogar freiwillig. Ebenso ruhig ließ ich mir auch noch die Adresse des Exprätors von ihm geben.
Damit hatte ich die Grenzen der Befragung eindeutig erreicht. Ohne mich zu fragen, schickte der Lanista Rumex weg. Der große Gladiator schlüpfte rasch aus dem Zimmer.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte ich zu Saturninus. Jupiter, was gingen wir höflich miteinander um.
»Ich habe unser Gespräch genossen«, erwiderte er, als hätten wir gerade ein spannendes Damespiel beendet. Dann überraschte er mich, als er hinzufügte: »Sie sind ein interessanter Mann. Meine Frau hat gerne Gäste. Vielleicht würden Sie die Einladung annehmen, morgen Abend mit uns zu speisen? Bringen Sie einen Gast Ihrer Wahl mit«, meinte er, was mir auf
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