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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sehen - nachdem ihr beiden Süßen mir die Tour vermasselt habt!«
    Der Pförtner erkannte mich nicht. Ohne meinen Korb und die zwei herrischen Weiber war ich ein Bürger; Sklaven sind natürlich unsichtbar. Das war ein Trick, den ich schon früher angewandt hatte, wenn ich anonym bleiben wollte.
    Ich bat darum, zu Saturninus geführt zu werden. Der Pförtner erklärte, der Herr sei nicht zu Hause. Ich wies ihn darauf hin, dass ich den Herrn gerade hatte heimkommen sehen, worauf der Knallkopp antwortete, wer immer ich sei und was immer ich gesehen hätte, für mich sei Saturninus nicht zu Hause.
    Ich hätte meinen Charme spielen oder es mit Hartnäckigkeit versuchen können. Aber da Helena und Maia mich beobachteten, zog ich meine offizielle Bestätigung als Palastrevisor heraus und hielt sie dem Pförtner unter die Nase. Dann verkündete ich mit meiner besten Rednerstimme, dass man mich, falls sein Herr nicht für Behinderung des Zensus angeprangert werden wolle, lieber sofort zu dem anoder abwesenden Saturninus führen solle. Ein Sklave wurde gerufen, um mir den Weg zu zeigen.
    Noch bevor sich die Tür hinter dem Sklaven schließen konnte, der meine Botschaft zu Saturninus brachte, kam der Oberbetreuer von Rumex aus dem Zimmer. Ich stand ganz still mit niedergeschlagenen Augen da. Er verschwand. Offenbar hatte er mich auch nicht als den »Sklaven« erkannt, der mit Helena und Maia gekommen war - über deren Interesse an Leonidas er zweifellos gerade Bericht erstattet hatte. Dann wurde ich hineingerufen. Ohne jedes Theater.
    Der Lanista stand in der Mitte eines bescheidenen Zimmers. Ein Sklave goss ihm etwas, das wie Wasser aussah, in einen hingehaltenen Becher, ein anderer hockte zu Füßen seines Herrn und zog ihm die Straßenschuhe aus. Saturninus begegnete meinem Blick weder feindselig noch besonders neugierig, obwohl ich ein leichtes Stirnrunzeln wahrnahm, als würde er überlegen, wo er mich schon mal gesehen hatte. Ich ließ ihn rätseln.
    Jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit, ihn mir genauer anzuschauen. Er sah so aus, als hätte er früher selbst gekämpft, war von mittlerem Alter und kräftig gebaut, mit ansehnlichen Muskeln in Armen und Beinen. Während Calliopus, mein erstes Opfer, mehr wie ein Kissenverkäufer als ein Gladiatorentrainer aussah, wurde der hier seiner Rolle absolut gerecht, trug immer noch die Narben und die Haltung seiner Kämpfervergangenheit zur Schau. Man konnte sich gut vorstellen, dass er den Tisch zusammenschlug, wenn ihm das Essen nicht schmeckte - und dann den Koch zusammenschlug. Ich sah ihn vor mir, wie er in der Arena seine Männer anfeuerte. Als Trainer kannte er seine Aufgabe aus eigener Erfahrung. Es gibt Lanistae, die so aufgeregt rumhüpfen, wenn sie ihre Kämpfer begleiten, dass sie mehr Energie verbrauchen als ihre Murmillio und Retiarii. Saturni- nus, nahm ich an, war die Ruhe selbst, umkreiste sie leise, rief ihnen nur hin und wieder ein ermutigendes Wort zu.
    Er hatte sich mit den Erinnerungsstücken seines niederen Gewerbes umgeben. In seinem kargen, zweckmäßigen Büro hingen Waffen und zeremonielle Helme an Wandhaken. Eine Anzahl von Stäben, wie sie Lanistae in der Arena mit sich tragen, stand in einer großen Urne in einer Ecke des Raumes. Ein kunstvoll emaillierter Brustharnisch war auf einem Holzregal untergebracht. Es gab Siegeskronen und wattierte Börsen, die er vielleicht in früheren Tagen selbst gewonnen hatte.
    Sein Blick war intelligent; das erklärte seinen Erfolg in der Arena. Nur die Schlauesten überlebten und gewannen die Freiheit. Ich hatte erwartet, dass er wachsam sein würde, aber er war ausgeglichen, freundlich - vielleicht verdächtig freundlich - und nicht beunruhigt über meinen Besuch.
    Ich sagte ihm, wer ich sei, welche Arbeit ich für Vespasian erledigen würde und dass die Revision bei Calliopus der Anfang einer ausgedehnteren Überprüfung der Circuswelt sei. Er gab keinen Kommentar dazu ab. Wahrscheinlich hatte es sich bereits rumgesprochen. Ich deutete nicht an, dass er mein nächstes Opfer sein würde, aber er muss es sich gedacht haben.
    »Während meiner Untersuchung hat es einen Vorfall gegeben, den ich noch aufklären möchte. Bei Calliopus wurde ein Löwe entführt und getötet. Ich erhielt die Information, dass einer aus Ihrer Truppe dafür verantwortlich sei. Daher würde ich gerne Rumex befragen, wenn es möglich ist.«
    »Danke«, sagte Saturninus, »dass Sie damit zuerst zu mir gekommen sind.«
    »Eine

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