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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Camillus-Villa an der Porta Capena gegangen, um Helenas Familie zu besuchen. Man hatte uns zwar nicht formell ausgesperrt, aber seit Justinus mit dem Mädchen durchgebrannt war, das wir beide als passende (da reiche) Braut für seinen älteren Bruder eingeführt hatten, war die Atmosphäre merklich abgekühlt. Niemand gab Helena die Schuld an den Familienproblemen. Andererseits war ich ein gutes Ziel dafür. Der sitzen gelassene Aelianus war besonders zotig geworden.
    »Was ist das?«, wollte der Senator wissen. Er hatte das Pergament entdeckt, auf das ich eine große zwiebelartige Pflanze gezeichnet hatte.
    »Eine botanische Skizze einer Silphionpflanze«, antwortete ich in neutralem Ton.
    Helena, die das Baby gefüttert hatte, reichte Julia an mich weiter. So konnte ich meine Aufmerksamkeit darauf lenken, ihr den Rücken für das Bäuerchen zu klopfen. Helena hielt die Augen niedergeschlagen und nestelte an ihren Broschen herum.
    »Ihr habt also auch von meinem Sohn gehört!« Camillus sah von einem zum anderen. Er konnte Omen aus einem Himmel voller Saatkrähen lesen.
    Während wir es zugaben und sagten, wir hätten selbstverständlich vorgehabt, es zu erwähnen, legte der Senator meine Zeichnung beiseite und zog eine Landkarte heraus. Mir wurde klar, dass ich ihn nicht zufällig in Glaucus' Badehaus getroffen hatte. Er war darauf vorbereitet gewesen, musste geplant haben, mit uns über das vermisste Paar zu sprechen. Obwohl ich glaubte, dass die Beziehung zu seiner Frau Julia Justa so offen und vertrauensvoll war, wie sie traditionell zu sein hatte, schoss mir der verräterische Gedanke durch den Kopf, dass ihr Mann ihr noch nichts von Justinus' Brief erzählt hatte.
    Julia Justa hatte das Durchbrennen der beiden sehr schwer genommen, vor allem, da die Großeltern des vermissten Mädchens zwei Tage später in Rom eingetroffen waren, um Claudias Verlobung und Eheschließung zu feiern. Julia Justa hatte eine schwierige Zeit mit dem wütenden Paar als Hausgäste durchmachen müssen, bevor es verstimmt wieder abgereist war.
    »Er hat es bis nach Karthago geschafft.« Der Senator breitete die Karte aus seiner häuslichen Bibliothek aus. »Der Junge hat keine Ahnung von Geografie.«
    »Wahrscheinlich sind sie mit dem ersten Schiff geflohen, das nach Süden fuhr.« Den Friedenswächter zu spielen war eigentlich nicht mein Stil. »Karthago ist nur einen kurzen Sprung von Sizilien entfernt.«
    »Tja, jetzt weiß er«, sagte Camillus und legte den Zeigefinger auf Karthago und den anderen auf das eine Armeslänge entfernte Kyrene, »dass er in der falschen Provinz gelandet ist, mit einem Schiffsfriedhof zwischen sich und seinem eigentlichen Ziel.«
    Ja. Da lag Karthago, Roms alter Feind, westlich von Sizilien, oben an der Spitze des prokonsularen Sektors der römischen Afrikaprovinz. Direkt um die beiden Buchten der gefährlichen Syrte, ostwärts am tripolitanischen Sektor Afrikas vorbei, weit hinein in die Cyrenaika und fast schon in Ägypten lag die Stadt Kyrene, die einst der prächtige Umschlagplatz für das begehrenswerte Silphion war. In den aufgewühlten Fluten der Kleinen Syrte und der Großen Syrte, über die der Reisende sich nun auf seiner verrückten Suche begeben musste, waren schon viele Schiffe versunken.
    »Kann er über Land reisen?«, fragte Helena mit ungewöhnlich kleiner Stimme.
    »Das sind an die tausend Meilen«, sagte ich. Sie wusste, was das bedeutete.
    »Das meiste davon ist Wüste. Lies bei Sallust nach«, fügte ihr Vater hinzu. »Sallust beschreibt sehr anschaulich den brennenden Wind, der sich aus der Wüste erhebt und dir Augen und Nase mit Staub füllt.«
    »Dann brauchen wir einen guten Plan, damit Jus- tinus in Karthago bleibt«, schlug Helena vor.
    »Ich will, dass er nach Hause zurückkehrt!«, blaffte ihr Vater. »Hat er euch geschrieben, wie sie zu Geld kommen?«
    Helena räusperte sich. »Ich glaube, sie haben was von Claudias Schmuck verkauft.« Claudia Rufina war eine Erbin bester Qualität; sie hatte sehr viel Schmuck besessen. Daher hatten wir sie ja auch als so gute Partie für den älteren Sohn der Familie angesehen. Aelianus hatte gehofft, seine Chancen für den Senat mit dieser finanziell geschickten Heirat zu erhöhen. Jetzt, beschämt durch den Skandal, hatte er sich ganz zurückgezogen und lungerte bis zu den nächsten Senatswahlen in einem Jahr zu Hause rum. Derweilen brachte sein Bruder Claudias Mitgift in Karthago durch.
    »Tja, zumindest müssen sie sich nicht als

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