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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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selbstverständliche Höflichkeitsgeste.«
    »Ich weiß Ihre Förmlichkeit zu schätzen.« Seine Sklaven hatten den Raum verlassen. Saturninus trat zur Tür und sprach mit jemandem. Hier ging es viel zu höflich zu. Irgendwas stimmte nicht. »Rumex kommt gleich.«
    Das war ärgerlich. Ich musste ihn in Saturninus' Anwesenheit befragen. Trotzdem bestand ich nicht darauf, ihn allein zu vernehmen. Zweifellos sollte mir hier ein Bär aufgebunden werden. Na gut, ich würde mich darauf einlassen, bis ich rausfand, worauf sie hinauswollten, und dann ernsthaft Druck machen konnte. Ich hatte keinesfalls vor, einen Topgladiator am Tunikasaum zu packen, ihn gegen die Wand zu knallen und die Wahrheit aus ihm herauszuprügeln. Hier waren subtilere Methoden gefragt.
    Ich vertrieb mir die Wartezeit mit dem Anschauen der Trophäen und Waffen. Saturninus trat neben mich und erzählte mir, woher sie stammten. Er war ein guter Erzähler, kannte sich mit allen Kampftheorien aus, hatte Interessantes zu berichten. Die Zeit verging rasch.
    Ein leises Klopfen an der Tür, die von einem Sklaven für Rumex geöffnet wurde. Sobald ich ihn sah, wusste ich, dass ich mir die Mühe hätte sparen können.
    Vermutlich war er schon dämlich gewesen, bevor die Kämpfe es noch schlimmer gemacht hatten. Er war groß, leichtfüßig, wunderbar durchtrainiert, unglaublich hässlich und so dumm wie ein Holzklotz. Konnte sein, dass er zwei oder drei Worte zusammenbekam - wenn es sich dabei um »Wo ist meiner?«, »Verpiss dich« oder »Leg ihn um« handelte. Damit stieß er bereits an seine Grenzen. Er betrat das Büro seines Herrn, als hätte er Angst, die Möbel umzuwerfen, doch seine Leichtfüßigkeit, die den
    Neid seiner Gegner auslösen musste, war selbst hier spürbar. Er war ein echtes Kraftpaket und sah aus, als könnte er auch furchtlos sein.
    Sein Tunikarock war mit ziemlich lächerlichen Fransen besetzt, und er trug eine Goldkette, die ein Vermögen gekostet haben musste, obwohl sie erstaunlich kitschig war. Goldschmiede in den Saepta Julia fertigen solche Ketten speziell für Männer seines Typs an. Zwischen den dicken Kettengliedern war eine schmale Platte mit seinem Namen angebracht. Sehr hilfreich, falls er vergaß, wer er war.
    »Sei gegrüßt, Rumex. Es ist mir eine Ehre, dich kennen zu lernen. Mein Name ist Falco. Ich möchte dir ein paar Fragen stellen.«
    »In Ordnung.« Sein aufrichtiger Blick verriet mir sofort, dass er auf die Befragung vorbereitet worden war. Außerdem hatte er sich viel zu bereitwillig darauf eingelassen. Die meisten Unschuldigen wissen zunächst gar nicht, was man von ihnen will. Das traf hier nicht zu. Rumex wusste Bescheid. Er wusste die Antworten - sowohl die, auf die ich aus war, als auch die Lügen, die man ihm stattdessen eingetrichtert hatte.
    »Ich untersuche den verdächtigen Todesfall des menschenfressenden Löwen Leonidas. Weißt du etwas darüber?«
    »Nein, Herr.«
    »Er wurde bei Nacht aus seinem Käfig geholt, mit einem Speer getötet und auf mysteriöse Weise zurückgebracht.«
    »Nein, Herr«, wiederholte Rumex, obwohl meine letzte Bemerkung eine Feststellung, keine Frage gewesen war. Wäre Rumex in der Arena auch so langsam gewesen, hätte er seinen ersten Kampf nicht überstanden.
    »Mir wurde gesagt, du hättest Leonidas getötet. Stimmt das?«
    »Nein, Herr.«
    »Kannst du dich daran erinnern, wo du vorgestern Abend warst und was du gemacht hast?«
    Rumex wollte mir wieder dieselbe Antwort geben, merkte aber, dass das ins Auge gehen würde. Sein Blick wanderte Rat suchend zu seinem Trainer, doch der schaute mich weiterhin »aufrichtig« an.
    »Die Frage kann ich beantworten, Falco«, mischte sich Saturninus ein. Rumex sah dankbar aus. »Rumex war den ganzen Abend mit mir zusammen.« Ich meinte Rumex leicht zusammenzucken zu sehen; dann stimmte es vielleicht. »Ich habe ihn zu einem kleinen Essen im Haus eines Exprätors mitgenommen.« Falls mich der Rang des Gastgebers beeindrucken sollte, schlug der Versuch fehl.
    »Sie haben ihn vorgeführt?«, fragte ich, deutete damit an, dass Saturninus zu taktvoll war, das zu sagen.
    Er lächelte und stufte uns beide als Männer von Welt ein. »Die Leute sind immer begierig darauf, Rumex kennen zu lernen.«
    Ich wandte mich wieder an Rumex, der gedacht hatte, er sei vor weiteren Fragen sicher. »Und hast du dem Exprätor eine Vorführung deines sagenhaften Könnens gegeben?«
    Ich hatte nur Konversation gemacht, aber diesmal sah er mich völlig entsetzt

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