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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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leicht. »Die übliche, nehme ich an. Ich fürchte, dass ich ein zu ruhiges Leben führe, um das zu wissen.«
    Was war er doch für ein netter Mann.
    Nachdem ihr Vater gegangen war, rollte Helena die Landkarte wieder auf.
    »Sieh mal!«, sagte sie und deutete auf einen Punkt zwischen Karthago und Kyrene an der tripolitani- schen Küste. »Hier ist Oea, und hier ist Leptis Magna.« Sie betrachtete mich mit leicht hinterhältigem Blick. »Sind das nicht die beiden Städte, aus denen Saturninus und Calliopus stammen?«
    »Was für ein Glück«, bemerkte ich, »dass sie beide nicht mehr dort leben und ich meine Ermittlungen in aller Bequemlichkeit hier in Rom durchführen kann!«
    Am nächsten Morgen mussten zwei Probleme bewältigt werden - für meine Essenseinladung eine saubere Tunika ohne zu viele Mottenlöcher zu finden und mit dem Gejammer meines lieben Geschäftspartners Anacrites fertig zu werden, der wissen wollte, wohin ich am gestrigen Tag verschwunden war. Beides war gleichermaßen schwierig.
    Ich beabsichtigte meine alte grüne Lieblingstunika anzuziehen, aber dann hielt ich sie an den Schultern hoch und schaute sie mir genauer an. Der Stoff war nicht so dick, wie ich gedacht hatte, und besonders ansehnlich war sie auch nicht mehr. Rund um den Halsausschnitt, wo das Gewebe immer als Erstes nachgibt, wenn man ein aktives Leben führt, war sie schon reichlich fadenscheinig. Und von der Größe her passte sie eher einem jüngeren, schlankeren Mann. Mir blieb nichts anderes übrig; das neue Ding, das Helena in meine Garderobe einführen wollte, musste anprobiert werden. Es war rostrot. Eine Farbe, die ich hasse. Die Tunika war warm, gut geschnitten, passte bestens, hatte die richtige Länge
    und war mit zwei geflochtenen Borten besetzt. Große Götter, ich fand sie abscheulich.
    »Sehr hübsch«, log ich.
    »Gut, damit wäre die Kleiderfrage für dich gelöst«, sagte sie.
    Ich ließ die Tunika heimlich zu Boden fallen, wo Nux sie den Tag über als Hundedecke benutzen konnte. Dann würde ich mich nicht mehr ganz so unwohl darin fühlen.
    Nux schnüffelte einmal und drehte sich angewidert weg. Die Hündin dachte nicht daran, im selben Haus wie das Ding zu bleiben. Sie kam mit mir.
    Anacrites zu beschwichtigen dauerte länger. Wir saßen in Calliopus' Büro. »Wo warst du gestern, Fal- co?«
    »Sei still, dann erzähl ich's dir.«
    »Ist das dein Hund?«
    »Ja.« Nux, die genau unterscheiden konnte, wer in die Kategorie von Eichhörnchen und Katzen gehörte, knurrte, als wollte sie sich mit gebleckten Zähnen auf Anacrites stürzen. »Sie findet dich nett«, sagte ich ungerührt.
    Ich erwies ihm die Ehre, ihm alles von meinen gestrigen Abenteuern zu erzählen. Famias Theorie. Die ausgebüxte Leopardin. Thalias Theorie. Saturninus. Und Rumex.
    Urtica und seine Nymphe Scilla erwähnte ich nicht. Anacrites war ein Palastspion. Wenn ich ihn nicht am kurzen Zügel hielt, würde er am Ende losrennen, Verrat schreien und haufenweise Schreiber mit Gift in ihren Tintenfässern neugierig machen. Es hatte keinen Zweck, einem Exprätor eine Verleumdung in dreifacher Ausfertigung anzuhängen, solange ich nicht sicher war, ob er es verdiente. Und es brachte nichts, meinen Partner mit zu vielen Fakten zu verwirren.
    »Das bringt dich alles nicht weiter«, entschied Ana- crites. »Ein Gladiator kann sich nicht erinnern, wo er an einem bestimmten Abend war - na und? Einige der Lanistae können sich nicht leiden - darauf wären wir auch so gekommen. Aufrichtige Rivalität kann nicht schaden; Wettbewerb erhöht die Qualität.«
    »Als Nächstes wirst du noch sagen, Leonidas sei nur das tragische Opfer der Umstände, habe sich zur falschen Zeit im falschen Käfig befunden und dass man im Geschäftsleben gelegentlich auch Verluste hinnehmen müsse.«
    »Völlig richtig«, bestätigte er.
    »Anacrites, ein Mann, dem man einmal den Schädel eingeschlagen hat, sollte lernen, die Leute nicht wütend zu machen . « Ich gab es auf. »Bist du mit Calliopus' Zahlen weitergekommen? Wo ist der Drecksack eigentlich? Sonst rührt er sich doch keine drei Zoll von uns weg, um ja nichts zu verpassen.«
    Calliopus war heute noch nicht aufgetaucht. Anacrites, der vor mir angekommen war und sich nach ihm erkundigt hatte, sagte scheinheilig: »Angeblich ist er zu Hause aufgehalten worden, weil er Ärger mit seiner Frau hat.«
    »Also haben wir Recht gehabt mit der Geliebten!«
    »Saccarina«, bestätigte Anacrites. »Das hab ich aus dem Pfleger Buxus

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