Den Löwen Zum Frass
Kameltreiber in die Sklaverei verkaufen.«
»Das könnte schon noch notwendig werden«, gestand ich. »Justinus schrieb uns, dass sie versehentlich den größten Schmuckkasten zurückgelassen haben.«
»Vor lauter Aufregung, was?« Camillus senior warf mir einen scharfen Blick zu. »Also, Marcus, du bist der Gartenbauexperte ...« Ich hielt mich mit dem Protest zurück, dass meine einzige Verbindung dazu mein Großvater mit seiner Handelsgärtnerei sei, in der ich als Kind manchmal zu Besuch gewesen war. »Ich hab von der verrückten Geschichte mit der Suche nach dem Silphion gehört. Wie groß ist die Chance, dass Justinus dieses magische Kraut tatsächlich wieder entdeckt?«
»Sehr gering.«
»Das dachte ich mir. Soviel ich erfahren habe, ist es vor Jahren durch Überweidung ausgestorben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schäfer, deren Herden das Silphion abgefressen haben, besonders erpicht auf das Angebot wären, ihre Weiden in einen riesigen Kräutergarten zurückzuverwandeln . Du hättest nicht zufällig Lust auf eine Reise über das Mare Internum?«
Ich sah ihn bekümmert an. »Leider bin ich im Moment voll mit meiner Arbeit für den Zensus beschäftigt. Wie Sie wissen, ist es sehr wichtig, dass ich sie bestmöglich erledige und mich etabliere.«
Er hielt meinen Blick länger fest, als es mir lieb war, dann wurde sein Ausdruck nachsichtiger. Energisch rollte er die Karte zusammen. »Na gut! Ich nehme an, das wird sich schon klären.«
»Lass die Karte da«, bot Helena an. »Ich mache eine Kopie und schicke sie an Quintus, wenn wir ihm schreiben. Wenigstens weiß er dann, wo er ist.«
»Er weiß, wo er ist«, spottete ihr Vater bitter. »In größten Schwierigkeiten. Ich kann ihm nicht helfen. Das wäre eine Beleidigung für seinen Bruder. Vielleicht sollte ich meinen Gärtner hinter dem Jungen herschicken. Wenn Claudias Smaragde aufgebraucht sind, wird sich Quintus mit seiner Suche nach dem Wunderkraut beeilen müssen.«
Um das Thema zu wechseln, berichtete ich von Leo- nidas. Helena wollte wissen, ob es mir gelungen war, zu Rumex vorzudringen, nachdem man sie und Maia abgewiesen hatte.
»Abgewiesen?«, fragte ihr Vater.
Rasch erzählte ich von meiner Begegnung mit Sa- turninus und seinem Topgladiator, damit der besorgte Senator nichts von dem skandalösen Versuch seiner Tochter erfuhr, sich mit einem Gladiator zu treffen. »Rumex ist ein typischer Klotz, durchtrainierter Körper und das Hirn eines Ochsen, spricht aber langsam und bedacht, als hielte er sich für einen Philosophen. Saturninus, der Trainer, ist ein interessanterer Typ ...« Ich beschloss, nichts davon zu erwähnen, dass Helena und ich am nächsten Abend bei dem Lanista zum Essen eingeladen waren. »Übrigens hat Saturninus Rumex ein Alibi verschafft. Er behauptet, sie seien an dem Abend, als Leonidas getötet wurde, zusammen im Haus eines Exprätors namens Pomponius Urtica gewesen. Sind Sie dem Mann schon mal begegnet?«
Camillus lächelte. »Sein Name ist in letzter Zeit öfter aufgetaucht.«
»Gibt es etwas, was ich wissen sollte?«
»Er wird als derjenige genannt, der die Eröffnung des neuen Amphitheaters organisieren soll.«
Ich pfiff leise. »Wie günstig!«
»Trotzdem ist es ungehörig, dass er einen einzelnen Lanista favorisiert.«
»Seit wann hat Ungehörigkeit einen Prätor von irgendwas abgehalten? Wissen Sie, was er für ein Mann ist?«
»Hat großes Interesse an den Spielen«, antwortete Camillus und fügte in seiner trockenen Art hinzu: »Natürlich innerhalb vernünftiger Grenzen! Während seiner einjährigen Amtszeit gab es keine Beschwerden über sein Magistrat, auch nicht über die Spiele, die er veranstaltete. In seinem Privatleben hat er keinen so guten Ruf«, sagte er, als würden wir annehmen, dass die meisten Senatoren berühmt für ihre zügellosen Ausschweifungen seien. »Er war mehrfach verheiratet, glaube ich. Das liegt wohl schon einige Zeit zurück, weil seine Kinder erwachsen sind. Momentan führt er ein Junggesellenleben.«
»Und das heißt? Frauen? Knaben?«
»Na ja, einer der Gründe, warum sein Name öfter auftaucht, liegt darin, dass er seit kurzem mit einem Mädchen verbandelt ist, das den Ruf hat, ziemlich ungestüm zu sein.«
»Was du für einen Klatsch weißt, Papa!«, staunte Helena.
Das Kompliment schien ihren Vater zu freuen. »Ich kann euch sogar sagen, dass sie Scilla heißt.«
Ich grinste. »Und welche Form nimmt Scillas Ungestüm an?«
Diesmal errötete Camillus Verus
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