Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
Vom Netzwerk:
abgeholt werden, dann gehen die ersten Frühaufsteher zu Bett, während der Rest sich vor den Fernsehschirmen versammelt, oder sie sind im Internet unterwegs, auf der Suche nach immer mehr Information, Aktualität, oder einer Gemeinschaft, sei sie nun sexuell oder geistig, sie pflegen ihre mehr oder minder obskuren Interessen, und für mich ist das alles nichts, ich bin von einer anderen Art, ich denke so gut, wenn ich durch die Dunkelheit strampele, auf diesem Fahrrad, das du hinterlassen hast, als du die Grenze zum Tod überschritten hast, Magne, dieses Fahrrad, mit dem du und Berit Ausflüge gemacht habt, als ihr noch jung wart, und mit dem du in all den Jahren von und zu der Arbeit in der Werft unten auf Neset gefahren bist, wo Reinert jetzt nach dem Konkurs in tiefer Einsamkeit und Verwirrung regiert. Aber ich will nicht nach Neset. Heute Abend nicht. Heute Abend will ich im Gegenzeigersinn um die Insel fahren, durch Laugen und nach Norden, und ich werde bei Skurberg nicht anhalten, sondern vorübersausen, so, wie ich vor zwei Abenden vorübergesaust bin, ich steige nicht mehr bei Skurberg ab, das ist vorbei, wie so viel anderer Unsinn, unter den ich endlich ebenfalls einen Schlussstrich gezogen habe. Auf den Hängen vor Moholt muss ich mich auf die Pedale stellen und strampeln, und ich beschließe, dass es mein neues Ziel sein soll, die Hänge vor Moholt im Sitzen hochzufahren, ohne wirklichen Grund, ich habe nicht den Ehrgeiz, auf meine alten Tage noch zum Sportler zu werden, es ist nur eine Veränderung aus Liebe zur Veränderung, zu wissen, dass ich mich verändern kann, von einem zum anderen werden, durch Einstellung, Willen und Training stärker zu werden. Aber oben auf Moholt, da steige ich ab, da steigen wir beide ab, Magne, denn das hier ist etwas anderes als Skurberg, das hier ist der schönste Aussichtspunkt dieser Strecke, und von Berit weiß ich, dass ihr oft hier gesessen habt, auf der Bank an der kleinen Raststelle, um über den Sund vor Laugen hinauszublicken, den Sund zwischen Vaksøy und Binnøya, wo die Fähren an normalen Werktagen jede Stunde zweimal hin- und herpendeln, von 5.35 bis 21.05 Uhr, über den Sund, der jetzt wie ein dunkler Gürtel zwischen den etwas helleren Bergen auf beiden Ufern liegt, und ich steige vom Rad und lege es in den Kies, vorsichtig, ehe ich mich auf die Bank vor dem grob zurechtgehauenen Holztisch setze, den Raststättentisch, wo Kinder und Liebende mit Messern und Kronkorken ihre Initialen und Zinken eingeritzt haben. Und ist es nicht so, als säße ich zwischen euch? Zwischen dir und Berit? Doch. So ist das. Aber nicht als Fremder, nicht wie der, der gekommen ist, um Streit und Zwietracht zu säen, sondern als der Mann aus der Zukunft, der, über den ihr noch nichts wissen und den ihr erst recht nicht ahnen oder sehen könnt, aber wenn ich nun hier sitze, kann ich hören, wie ihr miteinander flüstert, über eine Zeit, die jetzt verschwunden ist, zurückgelegt, in die Ewigkeit verstoßen. Und es macht mir nichts aus, dich sagen zu hören, dass du sie liebst. Und es macht mir nichts aus, sie sagen zu hören, dass sie dich liebt. Und wenn es mir doch etwas ausmacht, dann tut es mir gut, dass sie, die mir später begegnen wird, eine Frau war, die geliebt wurde, die in sich, in ihrem Leben ruhte. Sie hätte mich sonst nicht aufnehmen können. Es wäre unmöglich gewesen. Damit kenne ich mich aus.
    Am Hang oberhalb der Kirche setzt die sparsame Straßenbeleuchtung von Laugen ein, sie sieht aus wie eine zerrissene Perlenkette, wie sie sich da im Zickzack am kurvenreichen Weg ins Zentrum hinzieht. Ja, nun habe ich auch das erlebt. Dass die zerstreute Bebauung unten am Anleger als Zentrum bezeichnet wird. Supermarkt. Gemeindehaus. Lensmannsbüro. Vielleicht zwanzig Läden. Die Wohnsiedlungen, die sich auf beiden Seiten bis zur Schule und zum stillgelegten Hallenbad hinfressen. Es ist kein Zentrum und es ist keine Stadt, denke ich, aber trotzdem sind das meine Stadt und mein Zentrum, so ist es geworden, so und nicht anders. Hierher bin ich an einem Frühlingstag vor zwei Jahren gekommen. Mit Hut. Es ist fast nicht zu glauben. Ich glaube es nicht, Magne! Da kam der Stadtmann mit seinem Hut auf dem Kopf und machte sich an die Wanderung den Strand entlang, mit Halbschuhen, Koffer und Tasche, in dem Glauben … Ich merke, dass ich noch immer rot werden kann, wenn ich daran denke, also sitze ich jetzt hier und glühe in der Dunkelheit, während ich unter mir die elektrischen

Weitere Kostenlose Bücher