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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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Lampen funkeln sehe. Was für eine Vorstellung! Mit Hut und Halbschuhen. Koffer. Ein kleiner Abstecher in Richtung Viken. Über zwanzig Kilometer durch lockeren Sand, dazu Hagelschauer vom Meer her. Ohne Geld und unangemeldet. Aber, denke ich – das muss wohl auch erwähnt, mit in Betracht gezogen werden: mit reinem Herzen. Geläutert durch die Fahrt den Oridongo hinauf.
    Ich steige wieder auf das Rad und wir strampeln weiter nach Norden, jetzt durch den vom Wind geschundenen Wald, es geht ein wenig abwärts, ich lege ein gutes Tempo vor, ich liege über dem Lenker und genieße die kühle Herbstluft, die mir entgegenströmt, und ich denke an meinen nackten Schädel als an einen Stein in einem reißenden Fluss, die Wassermassen, die mich langsam abschleifen, kleine Partikel, die von mir abgerissen werden und mit der Strömung verschwinden, denn so ist es im Grunde doch: Ich fahre durch die Nacht, aber auch durch die Zeit, die mir zugewiesenen Stunden und Sekunden auf Erden, während mein Körper langsam aber sicher zersetzt wird, Molekül um Molekül, irgendwo habe ich gelesen, dass das, was wir normalerweise einfach Hausstaub nennen, in Wirklichkeit aus toten Zellen von Menschenkörpern besteht, Haufen von toten Zellen, von denen Milben und andere mikroskopisch kleine Tiere sich ernähren, die sie verzehren und hinten aus sich herauspressen, wie wir das mit Schweinebraten und Kartoffeln machen, so denke ich auf dem Hang hinab zu Kirche und Friedhof, wo du begraben bist, ehe der Weg sich langsam im Talinneren wieder hebt, ich lasse Laugen hinter mir, die Lichter verschwinden.
    Und bei Skurberg steigen wir nicht ab, das tun wir nicht, im Idealfall würden wir vorüberjagen, rasch und geschmeidig, aber was passiert, ist, dass das Tempo gedrosselt wird, mehr allerdings nicht, während ich die leuchtenden Fenster des Hauses dort unten suche, aber alle Lampen sind gelöscht, nur die Hoflampe über der Treppe brennt, dann will er wohl früh los, der alte Dachs, das ist eine Erleichterung, dann komme ich nicht in Versuchung, rein gar nicht, hier gibt es nichts, was man entdecken oder beobachten könnte.
    Gegenverkehr. Ein Auto. Ich höre es, ehe ich es sehe, denn hier oben, westlich von Skurberg, ist die Straße kurvenreich, sie führt zwischen tiefen Senken in der Landschaft dahin, rasch fahre ich zur Seite, ich lege das Rad flach auf den Boden und steige halbwegs in den Straßengraben. Gehe in die Hocke, als ich die beweglichen Lichter sehe, es ist nicht nur ein Auto, es sind zwei, die Fahrer fahren wie die Schweine, so, wie die hier oben Geborenen das eben machen, die die Wege auf der Insel so gut kennen wie ihre eigene Westentasche, sie fegen an mir vorbei und verschwinden mit Rallyegebrüll in der Nacht.
    Was mich dazu inspiriert, ebenfalls schneller zu werden, die Kurven hinunter zum Lovatn zu genießen, die Zentrifugalkraft auszukosten, die mich zu Felswänden und Gräben zieht und lockt, dieses gefährliche Saugen, das im Grunde gar nicht so gefährlich ist, da ich eine innere Karte des Straßennetzes der Insel besitze, nach den Hunderten von Stunden auf Drei- und Zweirad bei Licht und Dunkelheit, wenn auch nicht so gut wie die, die auf diesen Straßen unterwegs gewesen sind, seit sie alt genug dazu waren, also mit sieben Jahren oder schon früher.
    Trotzdem wäre es fast schiefgegangen. Es geht nicht schief, aber später werde ich denken, dass es um ein Haar schiefgegangen wäre, an diesem Abend an den Hängen zum Lovatn, denn als ich wie ein Geschoss um eine Kurve nach rechts jage, werde ich von einem blauweißen Licht geblendet, das hier absolut nichts zu suchen hat, und als ich auf der Rückbremse stehe, merke ich, dass meine Räder in etwas Feuchtem rutschen, das hier ebenfalls nichts zu suchen hat, es hat schließlich nicht geregnet. Mein Rad gerät ins Schlingern, es tanzt hin und her, ehe ich es endlich wieder unter Kontrolle habe und die Füße auf den Asphalt setze, dass das Blut nur so spritzt.
    Aber das hier ist zum Glück keine Familie mit vier Kindern auf dem Rückweg von einem Besuch bei der Oma. Es ist ein Kronhirsch mit geplatztem Bauch und gebrochenem Geweih. Es dampft vom Gedärm, das wie eine Wurstdolde im Blutgeschmiere liegt. Das scharfe Licht stammt von einer Laterne am Straßenrand und von zwei Wagen, die achtlos mitten auf der Fahrbahn halten. Die Windschutzscheibe des einen ist zersplittert, die des anderen ist unversehrt, wenn ich das richtig sehen kann, es ist der Dienstwagen des

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