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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Kellnerinnen, die am Vormittag noch so unbeholfen wirkten, standen nun militärisch stramm aufgereiht da, bereit, Champagner und Kanapees zu servieren. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Nicht ein Wölkchen zeigte sich an dem tiefblauen Himmel. Wie lange das noch andauern würde, konnte man nicht sagen. Der August galt ja in England als ebenso unzuverlässig wie die anderen elf Monate. Doch heute war es angenehm warm, nur eine kleine Brise fehlte. Die Jazzband, die Will organisiert hatte, war schon in vollem Schwung. »My Funny Valentine« erklang laut über die Rasenflächen.
    Da sah Will seine Mutter in einem kurzen, grünblauen Kleid, das hinten so tief ausgeschnitten war, dass eine unanständige Portion ihrer weißen, sommersprossigen Haut zu sehen war. Zum ersten Mal wirkte sie zu alt für ihr Outfit, und das dick aufgetragene Make-up und der grelle Lippenstift schmeichelten ihr auch nicht gerade. Sie schwebte mit einem Drink in der Hand umher, ganz Dame
des Hauses, obwohl sie bei den Vorbeitungen nicht einmal den kleinen Finger gerührt hatte. Jack trug einen schicken neuen Blazer zu einem cremefarbenen Hemd und einer beigen Hose. Mit einem großen Glas purem Whisky in der Hand stakste er düster an Caro vorbei, aber als er sah, wie Will ihm ein Gesicht schnitt, zwang er sich zu einem starren Lächeln in Caros Richtung.
    Will biss sich auf die Unterlippe und blickte zum hundertsten Mal auf seine Uhr. Würden alle Gäste kommen? Wie abwesend fuhr er sich mit der Hand durch das Haar, so dass es in alle Richtungen abstand. Pünktlich um ein Uhr stieß er einen tiefen Seufzer aus: Eine lange Reihe von Autos schlängelte sich über die Auffahrt auf Appleton Manor zu.
    »Mutter … Vater …« Er stieß mit den Eltern an und ignorierte die mörderischen Blicke, die sie einander zuwarfen. »Trinken wir auf das Appleton Manor Hotel!«
    »Auf das Appleton Manor Hotel!«, echoten Jack und Caro und beäugten einander misstrauisch.
    Will ignorierte sie entschlossen. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun.

Kapitel 15
    Als Tessa sah, wie die Gäste nacheinander eintrafen, machte sie sich auf den Weg. Der Garten mit den weiten Rasenflächen sah aus wie vor einem Polospiel. Die Männer trugen helle Sommeranzüge, die Frauen bunte Kleider und Hüte. Die Absätze ihrer Designerschuhe sanken tief in den Rasen ein und hinterließen Löcher. Man reichte Champagner, alkoholfreie Getränke und köstliche Häppchen herum, und viele Gäste versammelten sich in dem großen Festzelt, um sich vor der brennenden Sonne zu schützen, aber auch, damit die Getränke schön kühl blieben.
    Die Dorfbewohner waren in großer Anzahl erschienen, hoffentlich, um das neue Hotelunternehmen abzusegnen. Die Besitzer der neuen Buchhandlung stellten sich nervös vor, die anderen Dorfbewohner begrüßten einander höflich. Selbst die alte Mrs. North war erschienen. Sie trug eines ihrer grundhässlichen Polyesterkleider in einem zu jugendlichen Aprikosenton. Sie wirkte so dürr, als könnte sie sich kaum auf den Beinen halten.
    Tessa blickte an sich herab. Sie trug ein knallrosa schulterfreies Kleid, das in der Taille eng anlag und ihren schönen Busen gut betonte. Hoffentlich hatte Tristan sie damit gut beraten. Es war ein aufallendes Kleid, aber vielleicht besser für eine Party in London geeignet als für einen Landpartie mit diesen Stoffeln. Bei dem Gedanken, falsch angezogen zu sein, sank Tessa das Herz. Tristan hatte ihr geraten, es anzuziehen und dazu die Gina-Sandalen zu tragen, und jetzt stakste sie damit zu den anderen Gästen.
Beim Näherkommen erkannte sie allerdings, dass sie nicht die einzige Frau mit Designerschuhen war, die eine vierstellige Summe gekostet hatten.
    Dann sah sie Will in einem marineblauen Anzug, der seine blauen Augen noch blauer wirken ließ. Sein weißes Hemd stand am Kragen offen und zeigte ein Stück seiner gebräunten Brust. Sein hellgoldenes Haar brauchte eigentlich dringend einen Schnitt, denn es fiel ihm immer wieder in die Stirn.
    Er telefonierte, und als sie seine zornige Miene sah, schoss sie schnurstracks an ihm vorbei. Eine weitere Konfrontation mit Will Forbes-Henry war das Letzte, wonach ihr heute zumute war.
    »Wie schön, dass Sie gekommen sind«, murmelte Will zu einem weiteren Gast. Vermutlich sagte er das gerade zum hundersten Mal. Dann schob er sein Handy in die Tasche und trank sein Champagnerglas in einem Zug leer.
    »Probleme?«, fragte Henny neben ihm.
    »Ja. Claudette hat gerade angerufen …«

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