Den schnapp ich mir Roman
Sessel fallen und fuhr mit rosa verfärbten Fingern durch ihren blonden Schopf. Sie war die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, um für den Nachtisch, den sie für später geplant hatte, Baisers zu backen und Erdbeeren zu putzen. Jetzt war sie völlig erschöpft. »Caro ärgert mich eben mit jedem Wort.«
»Ich weiß.« Tessa lächelte sie mitfühlend an. Ihr schwirrte bereits der Kopf vor Ideen, wie sie Henny so verschönern konnte, dass selbst Caro sie nicht länger kritisierte. Das würde ein ziemliches Stück Arbeit, aber sie würde erst aufhören, wenn Henny fabelhaft aussah. Jetzt heizte sie die Lockenwickler vor und sucht nach der Flasche mit dem Spray, um die Kräuselhaare zu bändigen. »Sie müssen mir vertrauen, ja? Ich werde sie jetzt ansprühen und alle möglichen Fläschchen benutzen. Lassen Sie mich nur machen. Und dann suchen wir ein Kleid für Sie aus. Wenn wir fertig sind, wird selbst Caro nichts mehr auszusetzen haben. Die tollsten Männer werden Sie nur so umschwärmen«, fügte sie hinzu.
Henny blickte ängstlich auf das Batallion von Kosmetika, das Tessa aus ihrer Tasche zog, aber als sie daran dachte, dass ihr einen einzigen Tag lang sämtliche Beleidigungen
erspart bleiben würden, beschloss sie, alles mitzumachen, was Tessa vorschlug.
»Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst«, sagte sie und klammerte sich an die Sessellehnen, als säße sie in einem Flugzeug, das im nächsten Moment ins Meer stürzen würde. »Machen Sie mich schön – oder zumindest annehmbar. Bitte! «
Tessa trat mit dem Haarspray auf sie zu. Sie wirkte wild entschlossen.
»Du wirst also um zwei hier ankommen?«, fragte Will in Französisch mit einem Blick auf die antike Standuhr, während Claudette weiterplauderte. »Ich glaube, Onkel Perry kommt mit demselben Flug – der Anwalt, weißt du, der in Aix-en-Provence lebt? Aber er war am Wochenende geschäftlich in Paris. Jaja, ich freue mich auch auf dich. Natürlich.«
Das Handy fest ans Ohr gepresst, warf Will einen Blick in eines der Gästezimmer, wo Gil die Wände honigfarben strich. Der Designer hatte sich alle Mühe gegeben, die Zimmer rechtzeitig fertig zu stellen, und sogar mehr geschafft, als Will erwartet hatte.
»Es tut mir so leid, dass alles so lange dauert«, bemerkte Gil zerknirscht. Ihm standen alle Haare zu Berge. Überall hatte er Farbspritzer abbekommen und sah dadurch ungewöhnlich wild aus. »Wir haben die ganze Nacht gearbeitet, aber die Farbe wurde erst um sieben Uhr geliefert. Das alles ist … ein Albtraum …« Als er merkte, dass Will telefonierte, legte er einen Finger auf die Lippen und ging wie ein Pantomime auf Zehenspitzen rückwärts wieder in den Raum.
Will musste sich beherrschen, nicht die Augen zu verdrehen. »Ja, Claudette, ich höre zu. Ich schaue mir nur gleichzeitig alle Zimmer an. Was hast du gesagt? O ja, sie
sind ganz toll geworden. Du erkennst sie kaum noch wieder.«
Das stimmte. In den Bädern waren Rosenblätter verstreut. Auf den Betten lagen üppige Seidendecken und Kissen, die Vorhänge waren an den Seiten zusammengerafft, um die atemberaubenden Ausblicke zu rahmen. Gil hatte jedem Raum eine persönliche Note verliehen. Außer den Penhaligon -Kosmetika und Tristans Gemälden gab es in jedem Zimmer eine Auswahl klassischer Romane, eine Miniflasche Veuve Cliquot oder eine große Öko-Kerze auf dem Nachttisch.
»Wenn nur nicht so viel auf dem Spiel stände«, murmelte Will, bewunderte aber gleichzeitig das riesige antike Schlittenbett aus Mahagoni, auf das Gil bestanden hatte. Damit war das Budget sicherlich restlos überschritten, aber heute war Will sehr froh, wie schön alles geworden war. Jetzt ging er hinab in den Speisesaal, um das Porzellan zu kontrollieren. »Meine Eltern führen sich wieder auf, dass man es kaum glauben kann …« Da erblickte er seinen Vater vor sich, ein Wasserglas halb voll mit Whisky in der Hand. Will beendete rasch das Gespräch und schnappte sich das Glas, ehe Jack den Inhalt hinunterstürzen konnte.
»Darauf hatte ich mich gerade gefreut«, sagte Jack so verdrießlich wie ein gescholtenes Kind.
»Du hast wirklich genug«, ermahnte Will ihn und goss den Whisky aus dem offenen Fenster. Als er jedoch das enttäuschte Gesicht seines Vaters bemerkte, bekam er Mitleid und reichte ihm die letzten Tropfen. »Dann betäub dich damit, aber nichts weiter, hörst du? Heute ist ein sehr wichtiger Tag, und wir sollten uns alle erstklassig benehmen. Auch du und Mutter.«
Jack kippte düster
Weitere Kostenlose Bücher