Den schnapp ich mir Roman
vernünftige Frau es mehr mit uns versuchen will«, stimmte Tristan zu. Dann sahen sie einander an und brachen in Lachen aus. Plötzlich wirkte alles nicht mehr so düster.
»Guck mal, da kommt Clemmie.« Milly stieß India an. »Sie sieht immer toll aus, findest du nicht auch!«
Eigentlich sollten die beiden kleine Penhaligon -Parfümfläschchen und Hochglanzbroschüren unter den Gästen verteilen, um für das Hotel zu werben, aber bisher hatten sie bloß Prominente verfolgt und Mode-Polizei gespielt. Es gab sehr viel zu bekichern: Mrs. Norths entsetzliches Polyesterkleid, Gils zu enges Hemd und dass er keinen Sport-BH trug …
»Möchten Sie eine von diesen hübschen Broschüren?«, fragte Milly mit süßlicher Stimme und hielt einem vorbeigehenden Gast einen Prospekt entgegen. Der war zu höflich, um zu sagen, dass er bereits drei bekommen hatte. »Und ein Fläschchen von diesem betörenden Penhaligon -Duft für die Gattin …«
Der Gast bedankte sich und verschwieg, dass er einen Freund hatte. Er eilte davon. Seine Taschen waren bereits ausgebeult von den vielen Probefläschchen.
»Verdammt, ich habe immer noch tonnenweise davon übrig«, knurrte Milly. Sie fächelte sich mit einem Prospekt frische Luft zu. »Immerhin kann man sie als Fächer benutzen. Will hat übrigens gesagt, wir könnten uns so viele Parfümfläschchen nehmen, wie wir wollen.«
India starrte Clemmie hasserfüllt an und blieb stumm. Milly wusste, wie sehr ihre beste Freundin für Designerkleider schwärmte, und rechnte im Geist die Kosten von Clemmies kornlumenblauem Cocktailkleid mit den passenden seidenen Slingbacks zusammen. Es war kaum zu glauben, wie spät Rufus und Clemmie aufgetaucht waren. Die meisten Gäste hatten die Besichtigungstour durch das Hotel bereits hinter sich, und die Lokalreporter waren fortgeeilt, um einen begeisterten Bericht über das neueste und glänzendste Juwel in der Krone der Cotswolds zu schreiben. Allgemein hatte man angenommen, dass Rufus und Clemmie nicht mehr erscheinen würden. Sie würden sich morgen früh ein Loch in den Bauch ärgern …
»Ich wette, das Kleid ist von Ungaro«, sagte Milly schwärmerisch. »Es ist so weiblich.«
India sah sie mürrisch an. »Ist schon ein tolles Kleid, aber sie sieht immer so geschniegelt und gebügelt aus.«
»Ich finde sie toll! Ich wünschte, ich würde so aussehen.«
»Aber sie zeigt nie auch nur einen Quadratzentimeter Haut.«
»Weil sie Stil hat«, erwiderte Milly sarkastisch mit einem Blick auf India, die heute noch mehr Haut zeigte als gewöhnlich. Sie trug einen grob abgeschnittenen Jeansrock mit einem freizügigen rosa Bustier. Da fiel Milly die neue Goldkette auf, an der etwas hing, das verdächtig wie ein echter Brillant aussah.
»Woher hast du denn die Kette?«
»Äh … zum Geburtstag bekommen«, sagte India ausweichend und fingerte an dem Tiffany-Brillanten. Er war mit einer Karte, auf die nur ein »R« gekritzelt war, bei ihr zu Hause angekommen. India war außer sich vor Freude gewesen. Was sie betraf, so war sie auf dem besten Weg zu Berühmtheit und Reichtum. Sie gab sich alle Mühe, sich vor Rufus nonchalant zu geben, konnte aber nicht widerstehen, ihr Top weiter herabzuziehen, damit noch mehr von ihrem Busen enthüllt wurde. Rufus sah fantastisch aus. Er trug enge weiße Jeans und ein schwarzes Hemd, dazu einen schweren Silbergürtel mit einem Schädel. Sie dachte an ihr letztes Treffen in einer Frühstückspension in Upper Slaughter, das wohl zugleich schmutzigste und erotischste Erlebnis ihres Lebens. Jetzt musste sie sich beherrschen, nicht auf ihn zuzustürzen und ihm die Beine um den Leib zu schlingen.
Milly war verärgert. Wer immer India diese Halskette geschenkt hatte, verriet einen teuren Geschmack. Im Vergleich dazu wirkte ihr rosa Dimanté-Halskettchen ziemlich billig. »Findest du nicht auch, dass Rufus älter aussieht?«, fragte sie India und goss einen weiteren Schuss Wodka in ihren Orangensaft, weil Will und Tristan gerade nirgendwo zu sehen waren.
India grinste, weil Clemmie gerade hinter einem Fächer fotografiert wurde und Rufus die Situation ausnutzte und ihr wiederholt zuzwinkerte.
Milly merkte es nicht. »Ich kann es kaum glauben, dass
wir in ein paar Wochen wieder in die Schule müssen.« Sie wirkte verträumt bei dem Gedanken, sich in hunderte von Shakespeare-Stücken zu vertiefen.
India wurde mit einem Ruck aus ihrem Traum gerissen und an ihr Schulversagen erinnert. »Du bist dieser Tage ein richtiger
Weitere Kostenlose Bücher