Den schnapp ich mir Roman
extracurriculäre Aktivitäten Bescheid, übersah es aber, weil sein reicher Vater Hugo alljährlich eine so ungewöhnlich hohe Summe spendete. Aber Hugo hatte nicht genug Einfluss, um sämtliche Prüfer zu bestechen, daher musste Freddie jetzt den Jahrgang wiederholen.
Freddie schob sich das glatte schwarze Haar aus den Augen und sah Clemmie zu, die sich lebhaft mit dem äußerst langweiligen Pfarrer unterhielt. »Die versteht es, mit Leuten umzugehen, was?«
»Ich finde sie toll«, schwärmte Milly, die endlich ihre Stimme wiedergefunden hatte. Sie konnte es kaum glauben, dass Freddies Arm immer noch auf ihren Schultern
lag, und sie wagte es nicht, auch nur einen Millimeter zur Seite zu rücken, auch wenn ihre langen Haare von seinem Arm schmerzhaft gezerrt wurden.
»Für einen Filmstar ist sie ungeheuer natürlich, nicht wahr?«
»Ich weiß. Sie ist immer freundlich, selbst zu mir. Bei Rufus bin ich mir aber nicht so sicher.«
Freddies Kopf fuhr zu Rufus herum. »Was? Du findest ihn doch sicher ganz toll, oder?«
Milly zog die Brauen hoch. »Er liebt nur sich selbst. Ehrlich gesagt ist er nicht mein Geschmack.«
»Wirklich?« Freddie sah sie skeptisch an. »Ich dachte, er ist der feuchte Traum eines jeden Mädchens.«
Milly verbarg die brennenden Wangen in ihrem Glas. Wenn Freddie nur wüsste, dass er es war, der ihre Träume regelmäßig heimsuchte.
»Ich glaube, er ist scharf auf dich«, bemerkte Freddie nun und kitzelte sie scherzhaft mit den Fingerspitzen am Ohrläppchen.
»Wie? Nein, der hat überhaupt noch nicht gemerkt, dass es mich gibt.«
»Ach, du! Der ist doch nicht blind, Mills. Du bist eine Frau, glaub mir, du bist dem schon lange aufgefallen.«
Das Gefühl seiner Fingerspitzen am Ohrläppchen war so überwältigend, dass Milly kaum überrscht war über Freddies Versicherung, Rufus wäre scharf auf sie
Schmachtend sah sie zu ihm hoch.
Freddie schlenzte seine dunklen Stirnhaare aus den Augen wie ein Rockstar. »Ganz ehrlich, mir ist aufgefallen, wie er dich immer ansieht. Er hat mich sogar einmal gefragt, wo du und India immer herumhängen. Ich weiß allerdings nicht, ob ihm klar ist, wie jung ihr beiden seid.«
Milly runzelte die Stirn. Freddie musste sich da geirrt haben, und es interessierte sie auch nicht im Geringsten.
Wenn er doch bloß weiter ihr Ohrläppchen streicheln würde! Sie schob den Kopf dichter in seine Richung, um ihn ein wenig zu ermutigen, doch zu ihrer Enttäuschung nahm Freddie den Arm von ihren Schultern und steckte beide Hände in die Hosentaschen. Rufus kam auf sie zu.
Milly fühlte sich wie verlassen. Dieser verdammte Rufus, ausgerechnet in diesem Augenblick! Sie sah zu ihm hoch, anfangs noch ziemlich ehrfürchtig, doch beim Näherkommen erkannte sie, dass Rufus Eyeliner trug und vermutlich eine ganze Dose Haarspray auf dem Kopf hatte.
»Helft mir«, bat Rufus sie lächelnd. »Ich werde von einer der alten Damen aus dem Dorf verfolgt.«
Milly seufzte. Er war wohl bloß auf sie zugekommen, weil er sich nicht mit den älteren Leuten aus dem Dorf abgeben wollte. So ein Posierer, in seinen weißen Jeans! Er sah ziemlich gut aus, aber gegen Freddie hatte der Schauspieler nicht die geringste Chance. Da kam ihr eine Zeile aus dem »Sturm« in den Sinn. Miranda sagt da über ihren geliebten Ferdinand: »Ich könnte ihn göttlich nennen, denn nie sah ich eine edlere Natur.«
Milly wusste genau, was Miranda hier meinte. Sie spürte tiefe Dankbarkeit gegenüber Tessa, dass sie ihr Shakespeare nahegebracht hatte. Jetzt konnte sie von dem Dichter kaum genug bekommen und arbeitete sich durch seine sämtlichen Werke. Es war ein sehr dicker Band, der nur den heißesten Fan nicht einschüchtern würde. Milly bedauerte, dass sie Shakespeare nicht schon früher entdeckt hatte.
Rufus nickte Freddie kurz zu, ehe er seine schwarz umrandeten Augen in einer Weise auf Milly richtete, als fände er sich selbst ziemlich toll. »Na, macht die Party Spaß?«
»Äh … ja. Und Ihnen?«
Rufus verdrehte affektiert die braunen Augen. »Es ist ziemlich blöd, wenn einem die ganze Zeit über eine Kamera
vor die Nase gehalten wird.« Er sah Joe, den Kameramann, gezielt dabei an, doch der ließ sich nicht rühren, hielt vielmehr weiterhin die Kamera vors Auge. Das rote Lämpchen signalisierte, dass er jedes Wort aufnahm. Jetzt schien Rufus zu vergessen, dass ihn die Anwesenheit des Drehteams eigentlich störte, wandte sein bestes Profil zur Linse und posierte. »Aber Clemmie und ich haben
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