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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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verlangt, Tristan? Sag!«
    Tristan schüttelte den Kopf und wischte sich selbst die Augen am Hemdsärmel ab. War das nicht genau das, was auch er wollte? Jemanden aus ganzem Herzen lieben und dass dieser jemand ihn genauso liebte? Gedankenverloren schaukelte er die Whiskyflasche in den Armen.
    Jack starrte ihn an und erinnerte sich an die Unterhaltung, die er vor mehreren Monaten mit Clemmie in seinem Rolls Royce geführt hatte. Da hatte er Tristan fertiggemacht, ihn kritisiert und mit Will verglichen. Hatte behauptet, er sei nicht erfolgreich, weil er keinen Ehrgeiz hätte. Schuldbewusst fiel Jack nun ein, wie Clemmie sanft seine Hand berührt und gesagt hatte, dass sie nur hoffe, Tristan würde das nie erfahren, denn es würde ihn vernichten. Der sanfte Vorwurf in ihren Augen war ihm wie ein Stoß ins Herz gefahren.
    Jack fühlte sich nun sehr hohl und schwach. Clemmie hatte mit ihrem Vorwurf absolut Recht gehabt, und jetzt bereute er den Gedanken, seinen jüngsten Sohn gestraft zu haben, weil er ihn so sehr an Caro erinnerte. Aber er wusste, dass er sich die ganze Zeit selbst belogen hatte. Die Wahrheit war viel einfacher. »Ich glaube, ich schulde dir eine Entschuldigung«, schniefte er. »Weil ich Will vorgezogen habe. Ich meine, dass du vielleicht gedacht hast, dass ich Will vorziehe.«
    Tristan zog eine Braue hoch. »Aber das stimmt doch, Dad. Das weiß doch jeder. Ist auch in Ordnung, denn ich habe mich daran gewöhnt.« Jetzt knibbelte er mit gesenktem Blick an dem Etikett auf der Flasche. »Es hat lange sehr wehgetan, weißt du, als ich noch klein war, aber jetzt merke ich es nur noch ab und zu.« Er hielt zwei Finger
hoch, um anzudeuten, wie winzig diese gelegentlichen Stiche waren.
    Noch nie hatte Jack sich so schlecht gefühlt. Er war ein furchtbarer Vater gewesen. »Ich habe immer gedacht, du wärest genauso flatterhaft wie deine Mutter, nie zufrieden mit dem, was du hattest. Dass du immer dachtest, du verdienst etwas Besseres, als wir dir bieten konnten.« Er hob eine Hand, damit Tristan ihn nicht protestierend unterbrach. »Ich weiß, dass das nicht stimmt. In Wahrheit fürchtete ich bloß, dass du auf mich herauskommst. Du warst auch eine Spielernatur, aber wesentlich sensibler. Ich dachte, eines Tages wird man dir wehtun. Ich dachte, man müsste dich abhärten, daher bin ich sehr, sehr streng mit dir umgegangen. Ich hatte Angst, dass du meine Schwächen geerbt hast und so wie ich enden würdest. Dass du bereuen würdest, was du aus deinem Leben gemacht hast, und nie eine normale Beziehung eingingest.«
    Tristan war sprachlos. Jahrelang hatte er gerätselt, was ihm den Zorn seines Vaters zugezogen hatte.
    »Ich dachte, ich mache es richtig«, fuhr Jack verzweifelt fort. »Ich dachte, ich würde dich beschützen …«
    »Aber gelitten habe ich trotzdem«, bemerkte Tristan. »Du hättest dir die Mühe sparen können.« Jetzt sackte sein Vater neben ihm zusammen, und Tristan hielt ihn fest umfangen. »Dad, ich liebe dich trotzdem, du Idiot! Das tun alle Kinder blöderweise. Und zwar bedingungslos. Es ist jetzt egal, ganz egal.« Damit legte er die Arme um Jacks Schultern und drückte ihn fest.
    Jack war davon so überwältigt, dass er zu schluchzen begann wie ein Kind. »Das verdiene ich nicht«, sagte er immer wieder schniefend. Auf Tristans weißem Hemd bildeten sich große feuchte Flecken. Tristan hielt ihn umfangen, bis das Zucken und Zittern nachließ. Er war nicht sicher, warum er es so leicht fand, seinem tyrannischen
Vater zu verzeihen, aber das Wiedersehen mit Sophie hatte alles in eine andere, schärfere Perspektive gerückt.
    »Ich wünschte nur, ich hätte erkannt, was für ein verdammt guter Maler du bist, Tristan«, sagte Jack jetzt mit rauer Stimme. »Ich könnte mich nämlich jetzt zur Ruhe setzen, wenn ich all die Gemälde angenommen hätte, die du mir im Laufe der Jahre schenken wolltest.« Er fasste sich an den pochenden Kopf. »Verdammt, ich habe jetzt schon einen Riesenkater!«
    Tristan tätschelte ihm sanft die Hand. »Ja, ich glaube, du musst daran etwas ändern, Dad. Ich meine das Trinken.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ich gehe dazu nicht in eine Entzugsklinik.«
    Tristan lachte laut auf. »Für wen hältst du dich denn? Amy Winehouse vielleicht?«
    »Wer?«
    »Ist egal. Wir helfen dir dabei. Ich helfe dir.«
    »Danke, mein Sohn.« Jack lehnte sich zurück und stellte die Whiskyflasche auf die andere Seite. »Wir geben ein schönes Paar ab, nicht?«
    »Kein Wunder, dass keine

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