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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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eine groteske Marionette gezwungen war, einen billigen Promi-Klatsch daraus zu machen.

    »Äh … alles in Ordnung?« Ein sehr verlegener Will war neben ihr aufgetaucht. Er ragte so hoch und breit über ihr auf, dass Tessa sich sehr klein und unterlegen fühlte. Er hatte sein Jackett abgelegt, das weiße Hemd war leicht zerknittert. Die Ärmel hatte er bis zum Ellbogen hochgerollt. Dies alles in Verbindung mit der Tatsache, dass seine Altgold-Locken leicht zerzaust aussahen, ließ ihn fast menschlich wirken, aber Tessa würde sich davon nicht beeinflussen lassen.
    Schuldbewusst stopft sie ihr Handy zurück in die Handtasche und wünschte sich, wenigsten die Schuhe mit den hohen Absätzen zu tragen. Sie antwortete auf Wills Frage nur, indem sie heftig den Kopf schüttelte. Dann verzog sie das Gesicht und fasste sich an die Schläfen. Das war in diesem Moment die falsche Geste gewesen. Mein Gott, was hatte sie sich da nur eingebrockt? Jetzt würde Will ihr sicher eine Standpauke halten. Sie äugte misstrauisch zu ihm hoch.
    Will stützte sich mit einer Hand direkt neben ihrem Kopf an den Stamm und lächelte sie flüchtig an. »Na, sind wir ein bisschen beschwipst?«
    »Ganz sicher nicht!« Beleidigtsein war wohl die beste Verteidigung, doch als Will ungläubig eine Braue hochzog, hob sie geschlagen beide Hände. Schließlich konnte sie kaum aufrecht stehen, daher brauchte man kein Genie zu sein, um zu erkennen, dass sie zu viel getrunken hatte. »Ja, vielleicht ein bisschen«, gab sie zögernd zurück.
    Da blitzten sie seine blauen Augen unverhofft amüsiert an. Tessa wurde durch seine plötzliche Freundlichkeit aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Ich hatte selbst ein paar Drinks«, gestand er und rieb sich die Augen. Er war nicht sicher, warum er hier stand und mit Tessa plauderte. Aber ihm war heute einfach nicht nach Streit zumute. »Es war ein langer Tag, aber ziemlich erfolgreich. Finden Sie nicht?«

    »Ja, vermutlich …«
    »Der Vorfall mit meinen Eltern war natürlich sehr unangenehm … aber alles andere lief sehr gut. Himmel, Sie werden diese Unterhaltung doch nicht etwa in der Reportage verwenden?«
    »Wohl kaum.« Tessa rülpste diskret. »Hat doch nichts mit dem Hotel zu tun, oder?«
    Warum behandelte Will sie plötzlich so nett? Hatte er endlich gemerkt, dass sie keine völlig unmoralische Klatschtante war? Oder versuchte er bloß, sie auszuhorchen, ehe er zum Todesstoß ansetzte? Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen.
    »Sie haben doch nicht etwa vor, mir jetzt Vorhaltungen zu machen, oder?«
    »Nein.« Will lehnte sich ebenfalls an den Stamm, so dass ihre Schultern sich berührten. »Worüber sollte ich Ihnen denn Vorhaltungen machen?«
    »Oh, ich weiß nicht …« Sie verdrehte die Augen, doch dann hielt sie ihre Finger vors Gesicht und begann zu zählen. »Erstens, weil ich mit Henny rede und sie über Rufus ausfrage, weil ich mich mit Tristan angefreundet habe …« Sie hielt inne und blickte zu Boden. Ihre Stimme klang gepresst, weil ihr einen Moment lang der Druck ihres Auftrags zu viel war. So betrunken sie war, fühlte sie sich viel zu angreifbar, um sich Wills schneidende Vorwürfe anzuhören. »Ich … glaube, ich könnte das im Moment nicht gut aushalten.«
    Will betrachtete sie, wie sie mit zitternden Fingern ihre nackten Arme rieb. Ihre Schultern waren leicht nach vorn gesackt. Ob sie sich über Tristan und Sophie aufgeregt hatte? Will runzelte die Stirn. Tristan hatte behauptet, Tessa sei bloß eine gute Freundin, und Will glaubte ihm, aber vielleicht hatte Tessa tiefere Gefühle für ihn entwickelt? Will merkte überrascht, dass sie ihm plötzlich irgendwie leidtat.
    »Hat Sie das mit Tristan etwas mitgenommen.« Das klang eher wie eine Feststellung als ein Frage.
    »Tristan?« Tessa lehnte den Kopf wieder zurück an den Baumstamm und fragte sich, warum Will das fragte. »Ja … nein … nur, es ist alles … Das Ganze … ist ziemlich … verwickelt.«
    Will spürte, dass er davon irgendwie betroffen war, was er überhaupt nicht verstand. Er wehrte sich gegen den Drang, sie einfach in die Arme zu nehmen und alle Probleme fortzuküssen. Der Gedanke schockierte ihn. Warum wünschte er sich das? Es war der Anblick ihrer traurigen grünen Augen, wie ihr breiter, sinnlicher Mund betrübt herabhing. Das war wohl alles. Sie sah sehr … verletzlich aus. Und sehr, sehr schön, dachte er noch zu seiner Überraschung.
    »Mir ist übel«, murmelte Tessa und wurde bleich.
    Will merkte, dass sie

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