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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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viel Charakter verliehen, waren geglättet, sein Mund zu einem flüchtigen Lächeln verzogen. Sie widerstand dem Drang, ihm die aschgoldenen Haare aus der Stirn zu streichen und ihn zu küssen. Daher stellte sie bloß die Thermosflasche auf den Tisch und verließ das Haus wieder.
    Will erwachte, als er hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel. Er hatte einen überaus anregenden Traum von Tessa gehabt, die in BH und Slip über die Wiese auf den See zurannte. Nun reckte er sich genüsslich und kraulte Austins Kopf. Alles wirkte nun einfacher. Sich zu betrinken hatte ihm ausgesprochen gutgetan. Es hatte jegliches Selbstmitleid vertrieben und seine Gedanken geklärt. Er wusste, was er für Claudette empfand, für seine Familie und, am wichtigsten, für Tessa. Er wusste allerdings nicht, was er tun wollte, aber immerhin hatte er sich endlich seine Gefühle für sie eingestanden.
    Will schnüffelte und fragte sich, warum ein schwacher Duft von Bluebell in der Luft hing? Dann bemerkte er die Thermoskanne auf dem Tisch und einen rosa Schal.
    »Na, was ist das, alter Junge?«, fragte er Austin verdutzt und hob den Schal auf. Er vergrub das Gesicht darin und erkannte, dass er Tessa gehörte. Sie war hier gewesen, in seinem Haus. Enttäuscht lehnte er sich zurück und wickelte sich den Schal um die Hände.
    Mit zitternder Hand stellte Jack die Whiskyflasche auf den Boden. Unter größter Mühe trat er einen Schritt zurück, um Abstand zwischen sich und der Flasche zu schaffen. Er fühlte sich wie jemand, der auf einer einsamen Insel gestrandet ist und ein zerbrochenes Floß vor seinen Augen zu meiden versucht. Er wusste, dass es ihm nicht guttun
würde, sich wieder zu betrinken, aber er glaubte einfach, dass es ihm vorübergehend Linderung verschaffte. Außerdem hoffte er, vielleicht zu verhindern, dass ihn die Wirklichkeit wie ein Hammerschlag traf.
    Er hatte seit zwei Wochen nichts mehr getrunken, aber die Verlockung, sein Hirn mit Alkohol zu betäuben, war eine tägliche Herausforderung, gegen die er hart ankämpfen musste.
    Wo war sie? fragte er sich verzweifelt. Caro war seit zwei Wochen verschwunden und hatte ihm nicht einmal einen kleinen Zettel hinterlassen. In den ersten Tagen war er krank vor Sorge gewesen. Ohne eine Kontaktnummer zu verschwinden war völlig ungewöhnlich für sie. Aber bald schon verdrängte Wut die Angst. Er stapfte durch das Schlösschen, verfluchte ihre bloße Existenz und ihre Fähigkeit, solche Katastrophen auszulösen. Teilweise war er auch benommen vor Schock, aber ansonsten fühlte er sich sehr lebendig – wach, bewusst und voller Schmerz, so, als hätte er eine Operation ohne Narkose überstanden.
    Wie konnte sie ihn verlassen nach allem, was sie zusammen durchgestanden hatten? Was war mit Tristan und Will? Hatte Caro überhaupt nicht an sie gedacht? Sie waren doch ihre Kinder, um Himmels willen! Er wollte sie nicht zurückhaben, diesmal nicht, aber hatte sie nicht zumindest so viel Respekt für ihn, um ihm eine Nachricht zu hinterlassen? Und nicht nur für ihn, sondern für Will und Tristan? Jack hatte immer gewusst, dass Caro keine besonders mütterliche Frau war, aber ihre Gleichgültigkeit gegenüber den Kindern machte ihn nun sehr wütend.
    Aber Jack war auch ziemlich am Ende. Er fühlte sich ohne sie verloren, als wäre ihm der rechte Arm abgehackt worden. Am schlimmsten aber, am demütigsten war, dass er Caro vermisste. Er vermisste sie so sehr, das es körperlich
schmerzte. Er fühlte sich völlig macht- und hilflos, dagegen anzugehen oder es vor der Welt zu verbergen.
    Aber vermisste er sie wirklich, die Frau, mit der er verheiratet war? Jack gestand sich einen Moment zu, in dem er ehrlich sich selbst gegenüber war. Caro war immer leidenschaftlich, anspruchvoll und egozentrisch gewesen, kaum ein Beispiel für Güte, aber sehr aufregend. Doch war sie das am Ende noch gewesen? Er glaubte es nicht. Jack kam zu dem Schluss, dass er die Frau vermisste, die Caro einst gewesen war – frech und ungezähmt, aber mit einem unvergleichlichen und unwiderstehlichen Charme. Früher waren sie gleichermaßen schlimm gewesen, hatten sich aber beide unwiderruflich geändert und konnten daher nicht länger zusammenleben.
    »Ist es immer noch schwer für dich?«, fragte Henny hinter ihm mit einem freundlichen Lächeln – und einem Schinkentoast. Er hatte in letzter Zeit stark abgenommen.
    »Ich habe dem Whisky abgeschworen, Hen, keine Sorge. Fast habe ich die Flasche da geöffnet, es aber nicht

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