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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Liebes, ich bin einfach völlig fertig von allem, was passiert ist. Wie konnte Claudette Will das antun? Wie konnte sie ihn derart betrügen, und nur für Geld?« Die Soufflees fielen in ihren Förmchen zusammen, als hätte jemand mit
einer Nadel hineingepiekst. »O nein, die sind jetzt auch völlig verdorben.«
    »Mum, reg dich doch bitte nicht so auf!« Milly bot ihr einen Stuhl an. »Vielleicht solltest du die Soufflees später nochmal probieren.«
    »Aber ich habe so viel zu tun!« Henny betupfte die Augen mit ihrer bemehlten Schürze. Ihre hellen Haare waren krauser als je zuvor, und ihre Augen, die sonst so lebhaft blau leuchteten, waren vom vielen Weinen geschwollen und gerötet.
    »Mach dir nur keine Sorgen. Ich weiß, dass du dich für eine Superfrau hältst, und das bist du auch meistens, aber ich finde, du brauchst jetzt eigentlich ein bisschen Ruhe.«
    »Das ist dieser verdammte neue Herd«, brummte Henny und sah das Ungetüm böse an. »Er ist einfach temperamentvoll. Und ich habe mich noch nicht daran gewöhnt. Ich koche hier die Menüs für Sophie und Gils Hochzeit zur Probe und kann es nicht ertragen … der arme, arme Tristan!« Sie brach erneut in lautes Schluchzen aus. Dann sprang sie auf und begann ungeschickt, eine weitere Portion des Soufflees zuzubereiten.
    Da kam Caro in die Küche. Sie trug einen glänzenden rosa Morgenmantel und pelzbesetzte Pantöffelchen. Sie war auf der Suche nach Tonicwasser für ihr Riesenglas Gin.
    »Mein Gott, ist hier jemand gestorben?«, fragte sie mit gespielter Fröhlichkeit. Seit jenem schrecklichen Tag, als JB sie über das Testament informierte, hatte Caro sich völlig zurückgezogen und allein ihre Wunden geleckt. Wie üblich suchte sie Trost im Alkohol und erschien nur gelegentlich, um sich ein neues Wasserglas voll Gin Tonic zu besorgen.
    Bei Caros schnippischen Worten reichte es Henny endgültig. »Ich weiß wirklich nicht, wie du die Nerven aufbringen
kannst, dich hier blicken zu lassen«, kreischte sie lauthals. Milly und Caro zuckten beide erschrocken zusammen. »Rennst hier herum wie Gräfin Rotz! Du solltest dich endlich mal schämen.«
    Milly sah überrascht, wie dünn Caro war. Sie war schon normalerweise überschlank, aber jetzt sah sie mit den dürren Ärmchen und einem nicht existenten Busen aus wie ein Skelett. Trotz des dick aufgetragenen Make-ups wirkten ihre blauen Augen zu riesig und waren von violetten Schatten umringt. Sie war ein Bild des Bedauerns. Aber es war trotzdem schwer, Mitleid für sie zu empfinden, solange Onkel Jack wie ein todessüchtiges Gespenst im Haus umherirrte. Milly wusste genau, auf welcher Seite sie stand.
    »Warum rennst du nicht einfach hinter deinem französichen Freund her?«, schrie Henny. »Hier will dich doch niemand. Weder Milly noch ich, und Jack ganz bestimmt nicht.«
    »Ich wohne immerhin hier«, erwiderte Caro hochmütig. Sie fühlte sich ohne JB schon schlimm genug und brauchte dazu nicht auch noch Henny, die ihr alles noch einmal vor Augen führte. »Was man von dir nicht behaupten kann, du Parasitin. Warum verpisst du dich nicht endlich und kaufst dir ein eigenes Haus? Oder hoffst du vielleicht, wenn du hier weiter herumhängst und dich nützlich machst, bekommst du einen Anteil von den Millionen?«
    Milly schnappte entsetzt nach Luft. Dieses Mal war Caro zu weit gegangen.
    Daraufhin verlor Henny die Beherrschung. Sie schlug heftig mit dem Nudelholz auf die aufgereihten Souffleeförmchen. Caros rosa Morgenmantel wurde von oben bis unten mit scharlachrotem Saft und Teig bespritzt. Schockiert zwinkerte Caro ein paar Mal und sah dann an sich hinab.

    Milly dachte, ein bisschen mehr Preiselbeersaft, und Caro würde aussehen wie Carrie in dem Film, als man ihr das Schweineblut übergoss. Sie musste ein Kichern unterdrücken.
    Hennys Stimme klang nun sehr leise und beunruhigend ruhig.
    »Du bist eine absolute Schande für die Familie«, sagte sie. »Du bist von niemandem hier gelitten und hast Jack vor dem ganzen Dorf bloßgestellt. Du hast dich zur Komplizin von JB gemacht, was du vielleicht anfangs nicht gewusst hast, aber du hast es auch nicht anders verdient.« Dann legte sie sorgfältig das Nudelholz auf den Tisch. »Du denkst, du könntest tun und lassen, was du willst, Caro, und dass du mich behandeln kannst wie einen Fußabstreifer, nur um dein eigenes jämmerliches Selbstbewusstsein aufzumotzen …«
    Milly schluckte. So hatte sie ihre Mutter noch nie gesehen. Selbst Caro war erschrocken verstummt.

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