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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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erneut verärgert fluchte.
    »Wer ärgert dich so, Liebster?«, fragte Clemmie nachsichtig und goss weitere Lotion aus der Flasche. Das Fläschchen Crème de la Mer kostete mehr als zweihundert Dollar, was eigentlich obszön war, aber das Zeug duftete so himmlisch und machte ihre Haut weich wie Seide.
Daher fand sie sich dieser Tage mit dem Preis ab und genoss die Kosmetik.
    »Das ist doch kriminell!«
    Was regte ihn bloß so auf? Clemmie stellte die Flasche ab. Rufus richtete sich auf und schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung.
    »Man sperrt sie ein wegen dieser grässlichen Dinge, und dann lässt man sie wieder frei, als wäre nichts geschehen!« Er sah Clemmie anklagend an, als wäre es ihre Schuld.
    Clemmie zuckte die Achseln. »Aber wenn sie ihre Zeit abgesessen haben, ist das doch in Ordnung, oder?«
    »Ja, aber du weißt, wie das Rechtssystem heutzutage läuft. Man gibt Verbrechern eine lächerlich geringe Strafe und lässt sie auch noch früher frei, wenn sie sich gut benehmen. Gut benehmen – das ist doch ein Witz! Wie kann man sich im Gefängnis gut benehmen? Indem man nicht zufällig jemanden umbringt?«
    »Ist das ihr Verbrechen? Hat jemand zufällig jemanden umgebracht?« Sie wandte sich ab.
    Rufus spürte nicht, wie ihre Schultern sich verkrampft hatten.
    »Ja. Diese Typen haben als Kinder jemanden umgebracht, und jetzt lässt man sie frei, ohne dass jemand weiß, wo sie sind oder was sie getan haben. Haben Sie dazu ein Recht nach allem, was sie dieser armen Frau angetan haben?«
    Clemmie spürte ein Prickeln auf der Haut. Sie stand auf und band den Gürtel ihres Kimonos fester. »Keine Ahnung, Schatz. Es ist nicht unsere Aufgabe zu entscheiden, was passiert, wenn jemand ein Verbrechen begeht. Aber du sagtest, es war ein Unfall …«
    »Ja und?«, brüllte Rufus und schleuderte die Zeitung von sich wie ein Teenager. »Ich finde nur, dass niemand straflos einen Mord begehen kann.«

    »Vielleicht war es Totschlag?«, versuchte Clemmie.
    »Was?«
    »Ich glaube, man nennt es Totschlag, wenn man zufällig jemanden tötet.«
    Rufus kniff die Augen zu, bis sie nur noch seinen Eyeliner und die dichten Wimpern sah. »Ich bin doch nicht blöd.« Arrogante Hochmütigkeit konnte er besser spielen als alles andere.
    Clemmie sah ihn an. »Ich weiß, dass du nicht blöd bist.« Sie sprach sehr langsam. »Aber ich habe es einfach noch nicht bei dir erlebt, dass du so vorschnell urteilst.« Sie konnte es kaum glauben. Normalerweise war Rufus sehr gelassen. Clemmie erinnerte sich noch an den ersten Tag am Drehort, wo sie gemeinsam in einer romantischen Komödie auftraten, in der die Hauptdarsteller für einen Betrug ein Paar abgaben, sich dann aber tatsächlich ineinander verliebten. Es war kein sehr originelles Drehbuch, aber wegen einiger echt rührender Szenen und ihrer unverkennbaren Anziehung zueinander wurde es ein Kassenhit.
    Bald darauf waren sie wirklich ein Paar und verbrachten jeden Tag miteinander, obwohl sie auf Schritt und Tritt von Fotografen verfolgt wurden. Clemmie war völlig in Rufus verknallt – zuerst war es sein gutes Aussehen gewesen, dann sein himmlischer englischer Akzent und seine Fähigkeit, sie zum Lachen zu bringen. Nach kurzer Zeit war sie völlig in seinem Bann. Sie liebte seinen Lebenshunger, seinen Drang zu Abenteuern. Ihre Verlobung hatte Clemmie sehr glücklich gemacht, und die Entscheidung, nach England zu ziehen und in einem romantischen Landhaus zu leben, hatte für sie ihre Beziehung erst abgerundet.
    Rufus stand nun vor ihr. In dem offenen Hemdausschnitt war seine glatte haarlose Brust zu sehen. Die Hände hatte er in die schlanken Hüften gestemmt, und Clemmie konnte vor Liebe zu ihm kaum atmen. Doch plötzlich
sah sie ihn einem anderen Licht. Er war ja bloß ein Junge, dachte sie erschrocken. Rufus war zwar schon Mitte dreißig, aber sehr unreif und völlig unvorbereitet für die Tatsachen des Lebens. Er lebte in einer Welt von Reichtum und Ruhm, war aber verzogen und kindisch geblieben, als würde ihm alles in den Schoß fallen. Jack hatte Recht gehabt.
    Völlig aus heiterem Himmel verglich Clemmie Rufus mit Jack Forbes-Henry. Jack hatte sich gehen lassen und war höchstwahrscheinlich emotional so verkrüppelt, dass es kaum noch zu ändern war, aber er hatte etwas Männliches, das war es. Rufus war ein Junge, Jack war ein Mann – viril, ritterlich und kühn.
    Sie dachte an den Tag auf Appleton Manor, als sie in dem fabelhaften Rolls Royce Phantom gesessen hatte. Wie

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