Den schnapp ich mir Roman
Von wegen – er und kein guter Schauspieler!
»Vorsicht!«, knurrte er arrogant.
Dann stolzierte er hinaus. Clemmie starrte ihm entgeistert hinterher.
Im Pub setzte Rufus sich an die Bar und bestellte sich ein Pint Guinness. Wenn er doch bloß seinen Cowboyhut aufgesetzt hätte. Der verbarg nicht nur seine Identität, sondern ließ ihn seiner bescheidenen Meinung nach auch so aussehen wie ein Model für guess . Er sah sich kurz um, ob irgendjemand ihn anstarrte, und nahm dann verdrossen einen tiefen Zug.
Clemmie und er hatten sich noch nie zuvor gestritten, und sicherlich hatten sie noch nicht dieses Stadium erreicht, dass einer von ihnen einfach fortstürmte, wie jetzt er. Das Gerede über Kinder hatte ihn entnervt, doch er wusste, dass ihn allein die Schuld traf. Clemmie hatte sich ganz klar über dieses Thema geäußert, und obwohl man ihr wirklich nicht vorwerfen konnte, ihn dahingehend zu bedrängen, wusste Rufus, dass es sein Versäumnis war, die Frage zu ignorieren. In Wirklichkeit wusste er überhaupt nicht, ob er Kinder wollte oder nicht. Der Heiratsantrag hatte ihn schon überrascht, und die Hochzeit war für ihn ebenfalls eine sehr befremdliche Vorstellung, doch Kinder stellten ein Problem dar, das er momentan nicht einmal bedenken konnte.
»Kann ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
Beim Klang der rauchigen Stimme drehte Rufus sich um und sah neben sich ein hochgewachsenes Mädchen.
Die roten Haare reichten ihr bis an die Hüften. Sie trug Röhrenjeans zu einem kurzen rosa T-Shirt, das einen sehr flachen Bauch mit einem glitzernden Nabelstutzen freiließ. Ihr gebräuntes Gesicht wirkte irgendwie vertraut.
»Äh … kennen wir uns?«
»Ich bin India. Ich war neulich auf Appleton Manor, als Sie dort gefilmt haben. Ich bin eine Freundin von Milly Forbes-Henry.«
Natürlich! An Milly konnte er sich kaum erinnern – ein vielversprechender Teenager, aber mit zu viel Babyspeck und schlechtem Benehmen. Aber India mit ihren langen Beinen und den wissenden Augen hatte bei ihm einen stärkeren Eindruck hinterlassen. Er kannte wesentlich hübschere Mädchen als sie, aber Clemmies Zurückweisung hatte seine Erektion keineswegs verschwinden lassen. Außerdem hatte sein Ego einen Knick bekommen. Er brauchte dringend Aufheiterung.
Rufus glitt locker in seine Rolle als flirtender Hollywood-Star, für die er so bekannt war.
»Ich muss Sie aber warnen, denn ich habe schrecklich schlechte Laune, daher bin ich vermutlich keine angenehme Gesellschaft.«
India sah ihn unbeeindruckt an und setzte ihr Hundertwattgrinsen auf. »Keine Sorge, ich muntere Sie schon auf. Das kann ich versprechen.« Sie rutschte mit ihrem kleinen Hintern auf den Barhocker neben ihn.
»Bist du nicht ein bisschen zu jung für einen Kneipenbesuch?«
Indias schräge Augen zwinkerten ihn an. »Ich kenne den Besitzer. Außerdem sehe ich vielleicht jung aus, bin ich aber nicht.«
»Wirklich?«
Sie lächelte. Sie würde ihm nicht verraten, dass sie erst
in ein paar Wochen sechzehn würde. »Na, spendieren Sie mir nun einen Drink oder nicht?«
Rufus gefiel ihr Selbstbewusstsein und er erwiderte unfreiwillig ihr Lächeln. »Hängt davon ab. Was möchtest du? Was für kleine Mädchen, wie Wodka und Orangensaft?«
India kicherte. »Nein, danke. Ich trinke, was Sie trinken.«
»Ein Guinness? Wirklich?« Rufus hatte noch nie ein Mädchen getroffen, das Guinness trank. Dankbar bestellte er ihr ein Glas. Der Vorfall mit Clemmie machte ihm immer noch zu schaffen, aber in Indias Gesellschaft begann er sich nun langsam zu entspannen. Er sah ihr zu, wie sie vorsichtig den ersten Schluck nahm und genussvoll den Schaum von der Oberlippe leckte – gleichzeitig sehr damenhaft und sehr verführerisch.
Viel Zeit, um über den Streit mit Clemmie nachzudenken, hatte er nicht, denn nun übernahm India die Führung und feuerte eine Frage nach der anderen auf ihn ab. Er beantwortete sie lachend und manchmal verblüfft über ihre Unverfrorenheit, aber alles in allem hatte er großen Spaß.
»Wie war die Zusammenarbeit mit Brad Pitt?«, wollte sie wissen. Sie meinte damit die kleine Rolle in einem Actionfilm, für die er zuerst die Produzentin hatte bumsen müssen.
»Sehr einschüchternd. Der Typ ist ein wahrer Held, ein brillanter Schauspieler und verdammt gut aussehend.«
»Genau. Haben Sie jemals jemanden bumsen müssen, ehe Sie die Rolle bekamen?«
»Ja, für genau diesen Film.«
»Wow!« India war beeindruckt. »Aber sie haben nicht mit Brad Pitt
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