Den schnapp ich mir Roman
Augenbraue.
Tessa wich zurück. Es war eine intime Geste, aber so, wie er sie berührt hatte, war es auch achtlos, als würde er Frauen analysieren, ohne dabei nachzudenken. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, doch da fiel seine Hand auf ihre Schulter, und seine Fingerspitzen streichelten sie mit lähmend langsamen verführerischen Bewegungen.
»Das mit Jack und Caro … deinen Eltern. Dass die mit anderen Partnern schlafen, macht dir das etwas aus?«
Tristan seufzte tief und hörte auf, sie zu streicheln. »Ich bin es gewohnt. Als ich noch klein war, habe ich gedacht, dass alle Eltern so sind. Erst als ich zur Schule ging und die Eltern meiner Freunde kennen lernte, habe ich gemerkt, dass sie ganz anders waren.« Er sah sie mit verschleiertem Blick an. »Ich könnte so tun, als wäre ich deshalb ein so trauriger eingefleischter Junggeselle, aber das wäre gelogen. Man braucht doch nur Will anzusehen. Der hat vielleicht Angst, Claudette zu heiraten … ohhh, verrate ihm bitte nicht, dass ich dir das erzählt habe – aber eigentlich weiß er genau was er will.«
»Und du? Was willst du vom Leben?« Tessa war leicht betrunken und staunte offen, dass Will vielleicht auch nervös wurde, wenn er an die Ehe mit seiner fehlerlosen, perfekten Verlobten dachte.
Tristan sah sie nachdenklich an. »Was ich will? Ich weiß … mehr Champagner.« Damit küsste er sie auf die Stirn und fiel anschließend gegen sie.
Tristan war wirklich sehr attraktiv, dachte Tessa und lehnte sich in dem benebelnden Alkoholdunst an ihn. Egal, wenn er nur Gelegenheitssex gut fand, denn es war das, was sie jetzt brauchte. Sie hielt die leere Flasche dicht vor die Augen. Stand da nicht irgendwo noch eine leere Flasche? Konnten sie tatsächlich so viel getrunken haben?
Unsicher erhob Tristan sich. Er war nicht ganz so kräftig gebaut wie sein Bruder, aber was sollte es? Will kam für sie
nicht in Frage, außerdem war er fürchterlich unfreundlich. Tristan hingegen war sehr komisch. Sie kicherte fröhlich vor sich hin und schielte vor Trunkenheit, während Tristan auf der Stelle tanzte wie ein Bär. Das war lustig, und er sah sie an, als wäre sie die attraktivste Frau, der er jemals begegnet war. Plötzlich wurde Tessa klar, dass sie nicht nur besäuselt war, sondern sturzbetrunken. Und in genau diesem Augenblick wollte Tristan sie küssen. Er presste seine feuchten Lippen auf ihre und vergrub die Hände in ihren Haaren. Sie knutschten ein paar Minuten lang, züngelten herum und rollten plötzlich auf den Boden. Dann lösten sie sich atemlos voneinander. Tessa versuchte aufzustehen, verlor aber das Gleichgewicht und rutschte neben das Sofa, bis ihr Kopf fast auf Tristans Schoß landete.
»Vorsichtig, meine Wildkatze«, griente er, doch Tessa verstand Kildwatze – mein Gott, war sie voll! Sie spürte seine Finger, die spielerisch ihren Nacken massierten, und lehnte sich in köstlicher Ungezwungenheit an ihn. »Ich übe diese Anziehungskraft auf verlorene Schäfchen aus«, sagte er. »Immer diese verlorenen Schäfchen. Leute ohne Eltern, tragische Menschen, tragische Frauen, die von mir gerettet werden wollen.«
»Ich brauche dich nicht als Retter«, sagte Tessa beleidigt, hoffte aber, er würde weiter ihren Nacken streicheln. Dabei wurden ihr die Knie so schön weich. »Nur wenn ich … ertrinke oder so.« Sie deutete auf den See vor dem Fenster und blickte zu Tristan hoch.
Seine Hand verharrte. Erschrocken runzelte sie die Stirn. Doch da verzog Tristan den Mund zu einem Grinsen. »Denken wir vielleicht gerade genau dasselbe?«
»Wahrscheinlich nicht«, antwortete sie und ließ den Kopf an seine Brust fallen. Es sei denn, er dachte daran, ihren nackten Körper mit dem Pinsel bunt anzumalen, ehe
sie es vor seiner Staffelei wild miteinander trieben. »Hey … was machst du da?«
Tristan war aufgestanden und kämpfte mit seinem Hemd, das er sich über den Kopf ziehen wollte. Doch das war zu mühsam, und er gab auf und riss daran, dass die Knöpfe in alle Richtungen absprangen. »Wir baden nackt!«, brüllte er, schleuderte die Schuhe von sich und stürzte zur Tür.
»Komm schon!«, hörte sie ihn aus der Ferne.
Tessa überlegte keine einzige Sekunde lang, klammerte sich beim Aufstehen ans Sofa, schleuderte die Flipflops von sich und fummelte an dem Band, das ihr Wickelkleid zusammenhielt. Dann rannte sie barfuß hinter Tristan her, merkte aber, dass sie zu betrunken war, um den Knoten zu lösen, zog das Kleid hoch und zerrte es sich über
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