Den Tod im Griffl - Numbers 3
Gürtel, hält den Arm nach vorn gestreckt, der Lauf zielt auf die Brust des Mannes, dann schießt er drei Mal.
Der Körper zuckt von der Gewalt der Kugeln. Wir bleiben wie angewurzelt stehen, erschüttert, entsetzt.
Erst danach scheint Saul Adam, Daniel und mich zu bemerken. Er blickt auf und schwenkt den ausgestreckten Arm in unsere Richtung. Es ist, als ob mit einem Schlag sämtlicher Atem aus meinem Körper entweicht.
»Lass die Waffe fallen, nimm die Hände hoch und lass sie oben.«
Daniel lässt sein Gewehr fallen und wir tun, was Saul gesagt hat.
Er richtet den Revolver auf Daniel.
»Du hast auf mich geschossen und du hast auf meine Männer geschossen«, sagt er. Er ist ganz ruhig.
Er schießt.
Daniel stürzt zu Boden, schreit und hält sich das Knie.
Auch ich schreie. Der Lauf des Revolvers wandert in meine Richtung.
»Halt die Klappe, Sarah.«
Ich könnte als Nächste dran sein. Meine Beine zittern.
»Adam, heb das Motorrad auf«, bellt Saul.
»Was?« Adam steht unter Schock. Seine Augen sind fast weiß vor Angst.
»Heb das Motorrad auf. Sofort. Mach schon.«
Noch immer die Hände über dem Kopf, taumelt Adam zu der Maschine. Der Motor läuft noch. Adam zögert.
»Richte sie auf.«
Er versucht die Maschine gerade zu stemmen. Es ist ein Riesenteil und er braucht mehrere Anläufe, bis er es schafft. Saul betrachtet ihn mit offener Verachtung.
»Kannst du damit umgehen?«
»Hab ich noch nie versucht.«
»Stell sie auf den Ständer. Du musst das Teil nach unten treten. Und jetzt nimm seinen Helm.«
»Was?«
»Du hast mich verstanden.«
Adam starrt auf die Leiche am Boden und die schwarze Lache um sie herum.
»Ich will das nicht.«
»Er ist nicht für dich. Sondern für Sarah.«
Der Klang meines Namens lässt das Blut in meinen Adern gefrieren. Mein Bauch zieht sich zusammen, die Haut ist wie eine Trommel über dem Baby gespannt.
»Nein«, krächze ich. »Nicht auf einem Motorrad.« Ich will es nicht sagen, doch ich muss. »Ich bin schwanger, Saul. Zwing mich nicht, auf einem Motorrad zu fahren.«
»Du sitzt hinter mir.« Er ist unbeirrbar. Unmenschlich.
»Ich will nicht. Du kannst mich nicht zwingen.«
Er richtet die Waffe auf mich.
»Nein? Halt die Klappe und setz den Helm auf.«
Adam geht neben dem drahtigen Mann in die Hocke. Er stützt den leblosen Kopf und öffnet den Gurt mit zitternden Händen. Der Helm verkeilt sich, als Adam versucht ihn abzunehmen und an ihm rumzerrt. Dann löst sich der Helm, doch der Kopf des Manns schlägt auf die Straße.
»Gott. O Gott«, stöhnt Adam.
»Mach dir keine Sorgen«, sagt Saul. »Er hat nichts mehr gespürt. Gib Sarah den Helm und setz dich auf die Maschine.«
Ich muss würgen bei dem Gedanken, den Helm eines Toten aufzusetzen, und bei der Vorstellung, wie das Blut in meine Haare tropft.
»Wir müssen es tun«, sagt Adam leise zu mir. »Mit Helm ist es sicherer für dich. Denk einfach nicht dran.« Er hebt den Helm über meinen Kopf und setzt ihn mir auf.
Saul steigt auf seine Maschine und klopft mit seiner Waffe auf den Sitz hinter sich.
»Aber die Jungs? Was ist mit meinen Brüdern?«, frage ich. Meine Stimme klingt durch den Helm gedämpft.
»Mach schon, Sarah«, sagt Saul und hebt erneut seine Waffe. »Ich sag’s nicht noch mal.«
Adam hilft mir auf Sauls Maschine. Ich werfe einen letzten Blick auf Daniel. Seine Augen schließen sich, aus seinem Bein strömt das Blut auf die Straße.
Marty, Luke … alles geht zu schnell. Es bleibt keine Zeit, ihnen noch irgendwas zu sagen. Ich muss darauf hoffen, dass sich jemand um sie kümmert. Bestimmt wird sich jemand um sie kümmern.
»Leg deine Hände um meine Hüften«, sagt Saul.
Was bleibt mir anderes übrig. Ich fasse nach vorn und greife nach dem Leder seiner Jacke. Mir wird schlecht, als ich ihn berühre.
Adam steigt auf seine Maschine.
»Beeil dich«, schreit Saul, »wir müssen schnellstens aufholen. Los jetzt. Kick mit dem linken Fuß in den ersten Gang. Gashebel ist rechts am Lenker. Um schneller zu werden, musst du ihn drehen. Bremshebel ist auch dort. Kupplung ist links. Du kommst schon klar.«
Er sitzt da und schaut, wie Adams Hände an den Reglern rumfummeln.
»Kick mit dem linken Fuß und dreh dabei den Gashebel«, wiederholt Saul.
Adams Maschine springt nach vorn und er fällt fast herunter. Er zieht sich wieder hoch und versucht es noch einmal. Diesmal geht es glatter. Ich beobachte über Sauls Schulter hinweg, wie er langsam die Straße
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