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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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entlangschlingert.
    Dann startet Saul seine Maschine und ich habe plötzlich Todesangst. Es ist, als ob das Teil lebt. Der Lärm, der Gestank, die Vibrationen – es ist unfassbar. Ich klammere mich fester an Saul. Ich muss.
    Plötzlich schießen wir nach vorn und mein Hintern rutscht zurück. Ich kralle meine Finger in Sauls Körper, als die Welt an mir vorbeirauscht.
    Wer ist der Mann, an dem ich mich verzweifelt festhalte? Dieser kaltblütige Mörder. Und was will er von uns?

ADAM
    Ich bin bisher nur auf einem Motorroller gefahren und das hier ist eine riesige, super getunte Maschine. Saul und sein Kumpel wirken mit ihren Lederklamotten, Handschuhen und den Helmen im Nazi-Stil, als ob sie auf so was gehören. Aber ich fahre das Teil in Kapuzen-Sweatshirt und Jeans so wie ein Kind auf einem Kirmeskarussell, nur dass das hier viel beängstigender ist als jeder Vergnügungspark.
    Ich habe solche Angst, dass ich kaum Luft kriege. Wenn ich runterfalle, bleibt von mir nur Erdbeermarmelade auf der Straße übrig. Überall gibt es Schlaglöcher und Risse. Ich versuche so gut es geht an allem vorbeizukommen, aber im Kopf seh ich immer wieder den Typen in der Blutlache liegen.
    Denk nicht dran. Konzentrier dich.
    Ich geh in Gedanken alles durch – rechts für Bremse und Gas, links für die Kupplung. Die Kupplung macht mich fertig: Sobald ich mehr Gas gebe, wird das Motorgeräusch immer höher, wie eine Wespe, die Tonleitern singt. Ich versuch zu schalten, doch ich schaff’s nicht. Der Motor ruckelt und dreht durch, aber wechselt nicht in den nächsten Gang. Die Maschine heult jetzt so laut, dass die Hirnmasse gegen die Schädeldecke schlägt. Ich versuche es noch mal, jetzt greift die Kupplung, das Heulen des Motors wird leiser.
    Ich schaff’s. Ich schaff’s.
    Ich höre Saul hinter mir, aber das andere Motorrad vor uns seh ich noch nicht. Ist Mia okay? Sie hat vorhin um sich getreten und sich gewehrt – ich flehe zu Gott, dass sie stillhält. Und sich festhält. Ich muss zu ihr. Was für unheimliche Kräfte sie auch haben mag, sie ist trotzdem nur ein kleines Kind. Sarahs kleines Mädchen, das mich Daddy nennt.
    Ich drehe den Gashebel wieder weiter auf und das Motorrad schießt nach vorn.
    Nach zwei Jahren zu Fuß ist das Fahren mit solcher Geschwindigkeit wie ein Rausch. Wenn ich nicht so viel Schiss um Mia und Sarah hätte, könnte ich das Ganze vielleicht sogar genießen. Vom Sattel eines Motorrads aus wirkt die Welt anders. Du siehst keine Details, die Ränder verschwimmen, aber deine Sinne werden schärfer. Du spürst den Wind im Gesicht, den Geruch nach Öl in der Nase, das Vibrieren des Motors in deinen Händen und Beinen.
    Noch ein Dreh am Gashebel und auf einmal seh ich weiter vorn kurz das Hinterteil eines anderen Motorrads aufblitzen. Ja, ich krieg sie.
    Das Geräusch von Sauls Motorrad wird lauter. Ich dreh mich um und versuche zu erkennen, wie nah er ist, doch die Maschine unter mir kippt auf die Seite und schießt über die Straße. Scheiße! Ich lehne mich in die andere Richtung, sie richtet sich wieder auf, droht dann aber auf diese Seite zu kippen. Ich kämpfe, bis ich wieder im Gleichgewicht bin.
    Saul ist nur ein paar Meter hinter mir.
    Und plötzlich sind meine Gedanken wieder bei dem Moment, als er den Typen am Boden mit dem Revolver erschießt. Peng, peng, peng. Einfach so. Ich hab ja schon viel erlebt, schreckliche Dinge, vor allem während der großen Katastrophe, als es schien, dass alle normalen Regeln außer Kraft gesetzt wären und die Menschen nur noch sich selbst sähen. Ich habe Kämpfe gesehen. Ich habe gesehen, wie Menschen Messer zückten und aufeinander losgingen. Aber so etwas Kaltblütiges ist mir noch nie begegnet. Es war, als ob er ein Tier erlegte. Und dann richtete er die Waffe auf Daniel …
    Doch Dans Zahl liegt irgendwo im Jahr 2067. Er sollte durchkommen, wenn sie sich nicht geändert hat. Wenn, wenn, wenn …
    Und plötzlich denke ich auch an Sauls Zahl, an die Art, wie sie flimmert und tanzt. Genau wie Mias.
    Genau wie Mias.
    Der Gedanke kreist und kreist in meinem Kopf.
    Sauls Maschine holt zu mir auf. Sarah sitzt nach vorn gebeugt und hält ihre Arme um seine Hüften. Ihr Gesicht ist weiß wie Papier, sie beißt die Zähne so fest zusammen, dass der Kieferknochen fast durch die Haut springt. Keine Ahnung, wie lange sie das noch durchhält. Saul nimmt eine Hand vom Lenker und hebt sie zu einem ironischen Gruß an die Schläfe. Unsere Blicke treffen sich und ich seh

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