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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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wieder ganz kurz seine flimmernde Zahl aufblitzen.
    Genau wie Mias.
    Ich reiße den Blick von ihm los, doch es ist zu spät.
    Im Teer ist ein Riss, der quer über meine Seite der Straße läuft, das Vorderrad trifft ihn voll, schlägt herum. Es reißt mir den Lenker aus der Hand und plötzlich fliege ich, die Füße über den Kopf gewirbelt – das Letzte, was ich höre, ist Sarahs Schrei.

SARAH
    Es sah von Anfang an so aus, als ob Adam die Maschine nicht wirklich unter Kontrolle hatte. Über Sauls Schulter hinweg beobachtete ich, wie er sich damit abmühte und kämpfte, das Gleichgewicht zu halten. Es schrie förmlich nach einem Unfall.
    Und jetzt ist es passiert.
    Sein Körper ist machtlos gegen die Gesetze der Physik. Geschwindigkeit, Widerstand, Schwung.
    Er landet sechs oder sieben Meter neben seiner Maschine, mit voller Wucht auf dem Rücken, Hände und Füße berühren den Boden einen Sekundenbruchteil später. Motorradteile regnen rings um ihn nieder. Dann nichts mehr. Keine Bewegung, kein Geräusch, außer dem Motor und meinen Schreien.
    Ich fliege Saul voll in den Rücken, als er bremst.
    »Runter«, sagt er, aber ich bin schon am Boden und halte Adams Gesicht, ehe Saul das Motorrad auch nur auf dem Ständer hat.
    »Adam! Adam, kannst du mich hören?«
    Die Augen sind geschlossen. Er ist bewusstlos.
    »Lass mich ran«, sagt Saul. »Los, geh zur Seite!« Er schiebt mich grob weg und legt seinen Finger an Adams Hals. »Puls ist da.« Er bewegt die Hand vor Adams Nase. »Und er atmet.«
    Saul klingt so erleichtert, dass es fast merkwürdig wirkt.
    Er greift in die Innenseite seiner Jacke und zieht ein Handy heraus. Ich habe seit zwei Jahren keins mehr gesehen.
    »Mann verunglückt«, brüllt er. »Wir sind auf der A46, nördlich vom Kreuz mit der A4. Setz eine Drohne in Gang und versuch mich zu orten. Ich brauche dringend einen Krankenwagen.«
    Er beendet den Anruf und wendet sich wieder Adam zu.
    »Die Sanis sind in zwanzig Minuten hier«, sagt er wie zu sich selbst. Es ist, als ob ich gar nicht da wäre. »Sie checken Hals und Rücken. Die Hirnfunktion.«
    Hals, Rücken, Hirnfunktion. O Gott, das klingt schlecht. Ganz, ganz schlecht.
    Zwanzig Minuten.
    Jede Sekunde ist wie eine Stunde.
    Ich suche sein Gesicht ab, seine Füße und hoffe auf die kleinste Bewegung, das kleinste Zeichen. Aber da ist nichts. Es scheint, als ob er bloß schläft, doch ich weiß, wie unruhig er normalerweise im Schlaf ist, so unruhig, als wäre er wach, die Beine zucken, er murmelt vor sich hin und wälzt sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite.
    Jetzt liegt er absolut still.
    Saul geht auf und ab und starrt die Straße entlang, doch ich kann nicht von Adams Seite weichen.
    Der Krankenwagen – ein Allradfahrzeug – kündigt sich nicht mit einer Sirene an. Das ist nicht nötig. Seit der großen Katastrophe sind keine Autos mehr auf den Straßen. Vier Leute springen heraus. Sie bombardieren Saul mit Fragen – was, wann, wie? –, während sie die ganze Zeit mit Adam beschäftigt sind.
    »Ist er …?«, stottere ich. »Wird er …?« Niemand hört mir zu. Ich werde aus ihrem Kreis gedrängt und kann nichts weiter tun, als durch die Lücken zu spähen.
    Sie bringen eine Halskrause an, dann heben sie ihn auf eine Trage.
    »Kann ich ihn im Krankenwagen begleiten? Bitte!«
    Auch diesmal werde ich ignoriert.
    »Steig wieder auf«, befiehlt Saul. Es ist das Erste, was er seit dem Unfall zu mir sagt. »Wir werden vor ihnen da sein.«
    Das Motorrad. Ich kann gar nicht hinsehen. Meine Beine tun weh, meine Brust schmerzt, wo mich der Seitenspiegel der andern Maschine getroffen hat.
    »Bitte«, sage ich.
    Er sieht mich kaum an. »Entweder du steigst auf oder ich lass dich hier. Mir egal. Ich hab dich nur mitgenommen, damit Adam einwilligt. Vielleicht kannst du uns ja immer noch nützlich sein, doch ich bezweifle es.«
    In dem Moment begreife ich, dass ich diesem Mann völlig gleichgültig bin. Absolut bedeutungslos. Er würde mich am Straßenrand stehenlassen, mitten im Nirgendwo. Ohne mit der Wimper zu zucken. Obwohl mein Freund in einem Krankenwagen liegt, meine Tochter gekidnappt wurde und ich ein Kind erwarte.
    Ich fühle mich wie betäubt, hilflos, als ob ich nur zusehen kann, wie die Welt um mich herum aus den Fugen gerät.
    Ich steige auf.
    Wir fahren los, noch bevor der Krankenwagen startet, und überqueren auf einer Brücke die andere Autobahn. Vor drei Jahren hätten sich hier die Autos noch Stoßstange an

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