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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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lässt das Zittern nach. Gott, das war nötig. Ich dachte, der Arsch bringt mich um. So ein Wichser! Klar hat er Angst um seine Tochter, aber das ist doch nicht normal, so auf jemanden loszugehen und mich fast umzubringen.
    Ich trinke die Dose aus und halte sie dem Typ im Laden entgegen. Er nickt mit dem Kopf Richtung Recyclingtonne und reicht mir die fünf Cent, als würde er mir einen Gefallen tun.
    »Danke, Kumpel«, sage ich, marschier aus dem Laden und mache mich auf den Weg nach Hause. Meine Beine sind müde und lahm, aber die Gedanken rasen noch immer durch meinen Kopf. Sie ist nicht zu Hause. Sie ist nicht in der Schule. Verdammt, wo ist sie?

SARAH
    Es ist eine Zweizimmerwohnung, die sich sechs Mädchen teilen, einschließlich mir. Das ist okay. Sie sind einigermaßen freundlich und zeigen mir eine Ecke in einem der Zimmer, wo ich meine Tasche abstellen kann.
    Meg stellt mich den andern vor, dann nimmt sie mich mit in die Küche, kocht Eier und macht uns im Backofen Pommes. Ich sterbe vor Hunger. Morgens krieg ich nichts runter, deshalb bin ich nachmittags dann natürlich total ausgehungert.
    »Eine gute Mahlzeit pro Tag«, sagt sie. »Sonst wird es die Rock-Chick-Diät – Zigaretten, Wodka und … na, du weißt schon.« Beim Gedanken daran dreht sich mir der Magen um. Ich habe noch nie Alkohol getrunken, nie geraucht, und jetzt steht mir der Sinn erst recht nicht danach.
    Ich muss ein Gesicht gezogen haben, denn Meg sagt: »Du wirst trinken müssen. Alle trinken. Es ist die einzige Chance, wie du hier überlebst. Aber natürlich nicht heute, nicht in deiner ersten Nacht.«
    »Überlebst? So schlimm wirkt es doch gar nicht …«
    In ihrem Gesicht rührt sich nichts, aber irgendwas ist da, ein leichtes Zucken in den Augen. Was läuft hier ab? Die Tür geht auf, ein Mann tritt in die Wohnung und kommt in die Küche gerauscht. Er ist nicht besonders groß, ein paar Zentimeter größer als ich, aber kräftig, mit muskulösen Armen, die sich unter der Jeansjacke wölben. In der einen Hand hält er eine Zigarette, in der andern einen Autoschlüssel.
    »Alles okay?«, fragt er Meg und beugt sich vor, um sie auf den Mund zu küssen. Im letzten Moment dreht sie den Kopf zur Seite und hält ihm die Wange hin. »Jetzt hab dich nicht so, alte Zicke«, sagt er und die Kälte in seiner Stimme lässt mir die Nackenhaare senkrecht stehen. Dann sieht er mich und seine Körpersprache ändert sich. »Wer ist das?«, fragt er und ist jetzt ganz auf mich fokussiert.
    »Das ist Sarah. Sie braucht eine Bleibe.«
    »Gut, gut.« Er betrachtet mich von oben bis unten, dann streckt er die Hand aus. »Shayne – willkommen in unsrer bescheidenen Hütte.«
    Ich schüttle sie – es wäre unhöflich, das nicht zu tun, und ich fühl mich noch nicht sicher genug, um ihm gegenüber unhöflich zu sein. Er hält meine Hand ein bisschen zu lange fest.
    »Wette, da draußen suchen sie nach dir«, sagt er.
    Ich zucke die Schultern.
    »Keine Sorge. Hier bist du einigermaßen sicher. Niemand wird dich verpfeifen. Aber ich brauch einen Zuschuss zur Miete. Nicht heute. Die erste Nacht ist umsonst. Aber morgen.«
    »Ach so«, sage ich. »Okay.« Ich hab Geld dabei – er hat nicht gesagt, wie viel, aber ich werde nur ein, zwei Tage bleiben und das wird ja wohl nicht mehr als fünfzig Euro kosten. Oder hundert?
    Die Mädchen machen sich zum Ausgehen fertig, frisieren ihre Haare und legen Make-up auf. Shayne pendelt zwischen den Zimmern hin und her. Wenn ich eins von den Mädchen wär, würde ich sagen, verzieh dich, aber das macht keine. Meg setzt sich aufs Sofa und tätschelt die Sitzfläche als Einladung, mich neben ihr niederzulassen.
    »Gehst du nicht aus?«, frage ich sie.
    »Nein, heute nicht. Ich bleib bei dir.«
    »Danke«, sage ich.
    Sie kramt eine Dose Gras und Zigarettenpapier vor und dreht einen Joint. Wir gucken fern, und als Shayne wieder ins Wohnzimmer kommt, reicht sie ihm den Joint und er steht an der Seite und raucht. Er schaut auf uns, nicht auf den Fernseher. Dann auf seine Uhr, so ein riesiges, protziges Goldteil.
    »Na los, Mädchen«, ruft er. »Auf geht’s.«
    Die andern drängeln sich durch die Tür. Shayne geht als Letzter.
    »Vinny kommt nachher noch vorbei. Ist doch okay, wenn du dich um ihn kümmerst, oder?«, fragt er Meg.
    »Klar.«
    Er macht einen Schritt auf sie zu und reicht ihr ein Bündel Bargeld. Sie stopft es sich in den BH.
    »Okay, also bis später, Mädels«, sagt er, dann blinzelt er Meg zu und streckt

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