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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Schwefel?«
    »Nur so. Schwefel eben, wie in der Hölle.«
    »So ungefähr. Nur dass es nicht in der Hölle ist, es brennt hier.«
    »Hier?«
    »In London. Die Stadt geht in Flammen auf und ich bin mittendrin, und das Baby …«
    »Das ist echt heftig.«
    »Hmm … es ist noch jemand da. Er nimmt mir meine Tochter. Er trägt sie ins Feuer.«
    »Scheiße.«
    Wir sitzen einen Moment da und schweigen. Ich bin noch immer in diesem Zustand – halb schlafend, halb wach –, in dem die Träume real wirken.
    »Ich bin ihm begegnet«, sage ich. »Dem Teufel in meinem Albtraum. Es gibt ihn wirklich.«
    »Scheiße, verdammt.«
    Vinny rutscht ein bisschen näher und legt den Arm um mich. Und ich denke: Na bitte; das will er also. Keine Bedingungen? Es gibt immer Bedingungen. Ich muss reagiert haben, erstarrt sein oder irgendwas, denn er zieht den Arm wieder zurück.
    »Schon gut«, sagt er. »Ich bin auf nichts aus.«
    »Wieso lässt du mich dann hier wohnen? Ich kann dir nicht mal was zahlen.«
    Er seufzt, stößt einen langen Atemzug in die sanfte, stille Luft des Zimmers und ich überlege, ob er bloß Zeit gewinnen will, um sich einen guten Spruch zurechtzulegen. Doch als er spricht, ist es anders. Er sieht mich nicht an, sondern starrt vor sich hin.
    »Ich hatte eine Schwester«, sagt er. »Das Ganze ist ein paar Jahre her. Sie wurde schwanger wie du und verschwand von zu Hause. Sie bat um Hilfe, ging zu einem Arzt, doch man wies sie ab. Sie weisen ja inzwischen jeden ab. Es sei denn, es ist mit dem Baby was nicht in Ordnung. Ob das Mädchen zurechtkommt, spielt keine Rolle. Es spielt auch keine Rolle, ob sie verzweifelt ist, so wie Shelley es war. Also hat sie in irgendeiner Hinterhofkaschemme abgetrieben und ist ein paar Tage später gestorben. Wir hatten keine Ahnung, bis uns das Krankenhaus anrief.«
    Seine Worte hängen im Raum. Ich überlege, wie vielen Menschen er davon erzählt hat. Ich frage mich, ob ich die Einzige bin.
    »Vinny, das tut mir leid.«
    »Nicht deine Schuld.«
    »Nein, aber …«
    »Es ist nicht deine Schuld und es ist nicht meine Schuld. Doch ich vermisse sie. Deshalb kannst du bleiben, so lange du willst. Und wenn wir zu essen haben, hast du zu essen, und wenn ich ein bisschen Geld übrig habe, kannst du was davon für das Baby haben.«
    Ich bin froh, dass es hier drinnen so dunkel ist. Er wird nicht sehen können, wie mir die Tränen runterlaufen.
    »Danke, das wär … das wär toll.«
    »Vielleicht kann ich ja ein paar Sachen besorgen, Babykram zumindest. Wenn du nicht empfindlich bist.«
    »Wieso. Wovon redest du?«
    »Besser, wenn du es nicht weißt. Aber in so was bin ich gut, verstehst du. Im Beschaffen. Ich organisier für dich Sachen.«
    Das Baby in mir ist wach, es bewegt sich, streckt Arme und Beine, versucht sich mehr Platz zu verschaffen.
    »Willst du es mal fühlen? Das Baby? Hier …«
    Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. Ein paar Sekunden passiert nichts, dann kickt es.
    »O Mann … das ist ja Wahnsinn.«
    »Ich weiß. Als es anfing, war es nur wie ein leichtes Flattern, aber jetzt ist es viel mehr als das.«
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen? In deinem Albtraum hast du von ›ihr‹ gesprochen.«
    »Hab ich?« Mir dämmert plötzlich, dass er Recht hat. »Kann sein.«
    »Dann ist es also ein Mädchen?«
    »Ich hab keine Tests machen lassen, aber … doch, ich weiß es. Ich weiß, es ist ein Mädchen.« Ich halte meinen Bauch mit beiden Händen, stelle mir vor, sie in den Armen zu halten.
    »Na gut. Dann beschaff ich rosa Sachen.«
    »Vinny, das ist total altmodisch. Blau für Jungen, Rosa für Mädchen.«
    »Ach so.« Er klingt enttäuscht, niedergeschlagen.
    »Schon gut«, sage ich, »besorg ruhig Rosa. Ist mir egal.«

ADAM
    Ich finde keine Antwort in den Zahlen. Sie sind, was sie sind. Das Einzige, was sie mir verraten, ist, dass nächsten Januar in London sehr viele Menschen sterben werden. Irgendetwas passiert am 1., das die Menschen umbringt, und sie sterben auch noch Tage danach.
    Sobald wir Strom haben, tippe ich die Sachen aus meinem Buch in Dads Computer. Die Versorgung in London ist beschissen, es scheint inzwischen normal, dass wir stundenlang ohne Strom sind und ohne Heizung und Licht dasitzen. Aber das Einzige, was ich zusammenbekomme, ist eine Liste. Es brauchte schon jemand deutlich Klügeren, um das alles zu strukturieren, einen Professor an der Uni, einen Lehrer vielleicht. Einen Lehrer? Könnte ich jemanden aus der Schule fragen? Wie

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