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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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vorenthalten wollte. Wenn ich über sie und Dad Bescheid gewusst hätte, hätte ich sie so viel fragen können. Hätte, wäre, wenn … es bringt nichts, mir jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Ich nehme mir das Palm-Net, mache es an und setz mich aufs Bett, mit dem Kissen im Rücken. Die Startseite fährt hoch. »Willkommen, Adam, im Forest-Green-Netzwerk. Du hast noch vier Aufgaben zu erledigen – für Details und für den Abgabetermin bitte hier klicken.« Ich ignoriere die Nachricht und durchforste die Apps. Es gibt Massen an Funktionen, einschließlich Daten. Ich bin sicher, so etwas suche ich. Und der einzige Weg, es herauszufinden, heißt ausprobieren.
    Wenn man mit dem Teil rumspielt, geht es ganz einfach. Als Erstes machst du eine große Liste mit verschiedenen Begriffen. Wenn du diese Liste erst einmal hast, kannst du entweder gleich mit dem Suchen anfangen oder die Begriffe anders zuordnen. Ich beginne damit, alles aus meinem Notizbuch einzugeben. Und dann höre ich auf.
    »Willkommen, Adam, im Forest-Green-Netzwerk.«
    Kann alles, was ich im Schulnetz mache, eingesehen werden? Ich höre wieder Mums Stimme: Du darfst es niemandem sagen. Niemandem. Nie.
    Scheiße!
    Alles löschen.
    Enter.
    »Bist du sicher, dass du die Daten löschen willst?«
    Ja. Enter.
    Weg.
    Ich schalte das Palm-Net aus und werf es ans Bettende. Scheißteil. Sie wollen nur, dass wir Schüler alle online sind, damit sie uns besser kontrollieren können. Vielleicht hatte Mum ja doch Recht: Besser, man hält sich davon fern. Aber ich war mit den Daten auf der richtigen Spur. Da bin ich mir sicher.
    Hinten im Zimmer steht ein Laptop auf dem Schreibtisch. Sieht ziemlich retromäßig aus, muss wohl Dad gehört haben. Ob ein siebzehn Jahre alter Computer noch funktioniert? Ich stemme mich aus dem Bett und geh zu dem Teil rüber, fahr mit dem Ärmel über den Deckel, um den Staub abzuwischen, öffne ihn und drücke die Taste.
    Der Letzte, der sie gedrückt hat, war Dad. Oma hat ihn Terry genannt. Mum nannte ihn Spinne. Er war fünfzehn, als er das hier zum letzten Mal tat. War er Mum da schon begegnet? Vielleicht war sie mal hier, mit ihm, in diesem Zimmer.
    Der Bildschirm wird hell und Musik dröhnt aus den Lautsprechern auf beiden Seiten des Schreibtischs.
    »You are not alone. I am here with you …« Es ist eine hohe, klare Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Michael Jackson. Er starb ein Jahr vor Dad. Hat Dad dieses Stück gehört, als er das letzte Mal hier war? Ich dachte, er war taff, mein Dad, ein böser Junge. Das hier ist richtig gefühlvolles Zeug, geht einem voll an die Nieren. Ich schließe die Augen und höre das Lied bis zum Ende. Wie würde mein Leben jetzt aussehen, wenn Dad hier wär? Ich wünschte, er wäre da oder Mum oder sonst wer.
    Ich wünschte, ich würde mit dem Ganzen nicht allein sein.

SARAH
    In meinem Zimmer ist ein Mann. Er hockt sich neben meine Matratze – seine Hand liegt auf meiner Schulter. Das ist Er. Er ist hier. Ich will das nicht mehr.
    Ich schlage um mich und meine Faust trifft sein Kinn.
    »Autsch. Verdammt, was machst du denn?«
    Es ist nicht die Stimme, die ich erwartet habe. Sie klingt jünger, höher. Sie klingt vertraut.
    »Sarah, ich bin’s. Vinny.«
    Ich kann nicht zu Hause sein, denn das Bett ist auf dem Fußboden, die Fenster sind am falschen Platz. Und plötzlich erinnere ich mich, wie Vinny mich durch die Hintergassen an diesen Ort hier, zu diesem besetzten Haus geführt hat und danach irgendeine Treppe hinauf ganz nach oben. Er hat mir dies Zimmer gezeigt; auf dem Boden lag eine Matratze, sonst nichts, und er meinte: »Das kannst du haben, wenn du willst.« Ich sah das leere Zimmer an – Holzdielen, Laken vor die Fenster genagelt – und trotz allem war ich erleichtert. Mein Raum, mein Zimmer, meins.
    »Vinny«, sage ich laut. »Was machst du hier?«
    »Du hast gebrüllt, geschrien. Ich dachte, jemand bringt dich um.«
    Meine Augen gewöhnen sich langsam an das Licht; weiches gelbes Straßenlicht dringt durch die Lücken am Rand des Fensterlakens.
    Ich setze mich auf. Vinny löst sich aus der Hocke und setzt sich neben mein Bett, mit dem Rücken zur Wand.
    »Ist also alles in Ordnung?«, fragt er.
    »Albtraum«, antworte ich. »Tut mir leid, dass ich Lärm gemacht hab.«
    »Kein Problem«, sagt er. »Ich hab nicht geschlafen, aber die andern. Worum ging es in deinem Albtraum?«
    »Um Feuer«, antworte ich.
    »Um Feuer und Schwefel?«
    »Weiß nicht. Wieso

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